Der Derzbachhof, der älteste noch erhaltene Bauernhof in der bayerischen Landeshauptstadt, wurde jahrelang behutsam und nachhaltig restauriert und mit einem Neubau versehen.
Die Jury des Otto Borst Preis für Stadterneuerung sieht eine „klassische Bautypologie der traditionellen Hofstrukturen“, die kreativ weiterentwickelt wurde und einen Beitrag zum historischen Dorfkern Forstenried leistet. Euroboden konnte sich im April über diesen Preis freuen, der alle zwei Jahre vom Forum Stadt – Netzwerk Historische Städte e.V. an besondere Projekte, die durch Erhaltung, Umnutzung und Weiterbau die Entwicklung lebendiger historischer Städte fördern, vergeben wird.
Euroboden arbeitet seit 2015 am Derzbachhof
Der Münchner Projektentwickler arbeitet seit 2015 an dem denkmalgeschützten Ensemble. Der Derzbachhof wurde 1751 erbaut und ist der älteste noch erhaltene Bauernhof in der bayerischen Landeshauptstadt. Das historische Haus steht nun für gemeinschaftliche Zwecke zur Verfügung. 17 Wohnungen entstehen in einem Neubau, hinter dem rückwärtig neue Grünflächen angelegt werden: mit Streuobstgarten und Nistmöglichkeiten für Tiere. Im Gemeinschaftsgarten können die Bewohner Gemüsebeete bewirtschaften.
Galerie: Das Sanierungsprojekt Derzbachhof in Bildern
„Mit dem Erhalt des historischen Bauernhofes und der behutsamen Einfügung von Neubauten wird vorbildlich gezeigt, wie man nicht mit ‚Vorstadtschemata‘ reagieren muss, um für die dörfliche Mitte eine wirtschaftliche Lösung für ein neues und schönes Wohnungsangebot mit Bestandserhalt zu generieren, das dem demographischen Wandel Rechnung trägt. Eine klassische Bautypologie der traditionellen Hofstrukturen wird kreativ weiterentwickelt“, so die Begründung der Otto Borst Preis-Jury. Die Materialauswahl in den Wohnungen erinnert an alte Bauernhöfe, die Krone der alten Esche auf dem Nachbargrundstück sowie die historische Stadlrampe wurden in die Planung einbezogen und erhalten, auf eine großflächige Tiefgaragenabfahrt verzichtete das Euroboden-Team um Geschäftsführer Martin Moll und überbaute stattdessen einen Autolift mit einer Holzkonstruktion.
Im Immobiléros-Podcast sprechen wir mit Martin Moll von Euroboden über Star-Architekten, Enteignungsdebatten sowie Mietobergrenzen und Vergabeverfahren.
Der Neubau entstand in Holz-Hybridbauweise
Apropos Holz: Der Neubau des Derzbachhofes ist wie das historische Bauernhaus in Holz-Hybridbauweise errichtet. Bei der historischen Tenne wurde Stein für die tragenden Mauern im Erdgeschoss mit einer Holzschalung für die darüberliegende Scheune kombiniert. Die Gebäudehülle, also Fassade und Dach, wiederum ist eine reine Holzkonstruktion. Die Baustoffe sind zum größten Teil natürlich und lokal gefertigt. „Dieses Projekt ist eine Mischung aus modernen Wohnungen für Familien, Paare und Menschen aller Generationen. Ein Ensemble aus Alt und Neu, Stadt und Land – ein Denkmal voller Leben“, sagt Stefan Moll.
Die heute vielfach diskutierte Optimierung der Wohnungsgrößen wurde für den Derzbachhof umgesetzt: Die Wohnflächen der Miet- und Eigentumswohnungen reduzierten sich, weil Gäste- und Arbeitszimmer sowie Veranstaltungsräume im Bauernhaus untergebracht sind. „Das Sharing-Modell zieht eine optimierte Nutzung der Räume nach sich, die in konventionellen Wohnungen nur unregelmäßig genutzt werden“, so Stefan Moll. Das Euroboden-Team errechnete, dass mit dieser Gemeinschaftsnutzung 153 Kubikmeter Beton und damit knapp 54 Tonnen CO2 eingespart werden. Große Zahlen, die auch direkt übersetzt werden: Sie entsprechen dem CO2-Ausstoß eines Neuwagens, der knapp über 563.000 Kilometer fährt. Also 13 Mal um die Welt.