Development-Monitor: „Gewinner der Krise werden die mittelständischen Unternehmen sein“

Development-Monitor: „Gewinner der Krise werden die mittelständischen Unternehmen sein“

Development-Monitor: „Gewinner der Krise werden die mittelständischen Unternehmen sein“
Kleinere mittelständische Unternehmen werden absehbar besser durch die Krise kommen. Copyright: Michal Jarmoluk auf Pixabay

Das Analysehaus bulwiengesa und der Immobilienfinanzierer BF.direkt AG haben den Development-Markt unter die Lupe genommen. Das Projektentwicklungsvolumen sackt – wenig überraschend – ab, Baustarts verzögern sich.

Agentur

Diese Zahl spricht für sich: Etwa 1.500 Anmeldungen gab es für den gemeinsamen Online-Termin des Analysehauses bulwiengesa und des Immobilienfinanzierers BF.direkt AG. Vorgestellt wurden die aktuellen Zahlen zum Projektentwicklungsvolumen für das erste Halbjahr 2023. Knapp 22.400 Projekte von knapp 9.000 Akteuren flossen in die Betrachtungen ein.

„Eine Entwarnung an der Zinsfront wird nicht eintreten“, sagte Francesco Fedele, CEO der BF.direkt AG. „Wir müssen uns auf dem jetzigen Niveau einrichten.“ Seine Prognose: Die Transaktionen werden etwas, aber nicht maßgeblich anziehen, die Abschläge bleiben weiterhin hoch, die Spreizung im Markt wird größer. „Projekte werden weiter verschoben oder verlangsamt. Das ist für den Markt kontraproduktiv.“ 

2023 verzeichnet stark rückläufige Anzahl an Baustarts

Für Deutschland können die aktuellen Zahlen kurz zusammengefasst werden: Momentan sind über 183 Millionen Quadratmeter Projektvolumen zu verzeichnen, was im Vergleich zum Ende des vergangenen Jahres einem Minus von 1,6 Prozent entspricht. Ein Plus steht lediglich bei Logistik (1,8 Prozent) und bei Sonstigen (1,1 Prozent). Zu letzteren gehören beispielsweise Healthcare oder Life Science.

Die viel spannendere Zahl ist eine andere: 2023 weist bereits stark rückläufige Baustarts auf, minus 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. B- und C-Städte verzeichnen ein Minus von 61 Prozent, stabiler sind die A-Städte mit minus 28 Prozent. Wohnen schrumpft um 54 Prozent. Überraschenderweise hält sich der Officebereich gut, mit minus 35 Prozent. 31 Prozent des gesamten Projektvolumens sind von einem verspäteten Baubeginn – was hier mehr als ein Quartal bedeutet – betroffen, das Hotelsegment mit 45 Prozent am stärksten, Logistik mit 25 Prozent am geringsten.

Development-Monitor: Fakten zum Developer-Markt

Projektentwicklungen werden besser gerechnet werden müssen

Francesco Fedele vermutet, dass diese Zahlen nicht ganz die wirkliche Lage widerspiegeln. „Es gibt viele Projekte, die gebaut werden müssen, weil sie Förderung erhalten. Ansonsten wären die Verschiebungen noch viel höher.“ Der Markt werde weiter funktionieren, ist er sicher. Allerdings: Man könne nicht auf größere Entwicklungsvolumina spekulieren. Felix Embacher, Head of Research & Data Science bei bulwiengesa, stimmte dieser Einschätzung zu: „Projektentwicklungen werden an Ernsthaftigkeit zulegen, weil sie besser gerechnet werden müssen.“

Natürlich ist das Thema Wohnen auch hier präsent. bulwiengesa-Vorstand Sven Carstensen sagte: „Der ZIA hat geschätzt, dass in Deutschland etwa 700.000 Wohnungen gebraucht werden. Wir gehen davon aus, dass es 2024 unterhalb der 300.000 liegen wird.“ Francesco Fedele geht nur von 150.000 Wohnungen aus. Im Neubau werde man weiter steigende Mieten sehen, „wahrscheinlich sogar mit höherer Dynamik als bisher prognostiziert“. Im Eigentumsbereich stelle sich ein gewisser Gewöhnungseffekt an das Zinsniveau ein. „Den Tiefpunkt haben wir noch nicht erreicht, danach wird es aber wieder Käufer geben“, so Francesco Fedele.

Käuferstreik aufgrund „lähmender Themen“

Daran knüpfte sich eine Diskussion über gefährdete Player auf dem Markt. Sven Carstensen und Francesco Fedele sind sich einig: Kleinere mittelständische Unternehmen werden es besser durch die Krise schaffen, sie werden „einer der Gewinner“ sein. Die Gründe: bessere Kalkulationen durch die langjährige Arbeit mit regionalen Partnern, leichtere Exit-Planung. „Natürlich haben auch diese Firmen Probleme beim Absatz“, so Francesco Fedele. „Es sind aber die Unternehmen stärker betroffen, die viele Projekte gleichzeitig haben.“ Es fehle oft die Eigenkapitaldecke, Mezzanin-Finanzierungen seien derzeit nur sehr eingeschränkt verfügbar.

Weiteres Thema: die Politik. „Wir haben fast einen Käuferstreik“, so BF.direkt-Chef Francesco Fedele. „Es gibt zu viele lähmende Themen.“ Für ihn gehört die Unklarheit bei den Förderungen dazu und die Diskussion über die Grunderwerbssteuer. Hier brauche es endlich eine Entscheidung. „Ansonsten muss aufgehört werden, darüber zu sprechen.“ 

Dresdner Forscher warnen vor künftigem Leerstand bei Einfamilienhäusern: Forscher des Leibniz-Instituts Dresden haben die Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Wohnen untersucht. Ihre Erkenntnis: In den nächsten Jahren werden viele Einfamilienhäuser leerstehen. Was man dagegen tun kann...
Mitteldeutschland

Dresdner Forscher warnen vor künftigem Leerstand bei Einfamilienhäusern

Markt für Büroprojektentwicklungen kommt zum Erliegen: „Investoren sind in Käuferstreik getreten“: Die veränderten Marktbedingungen haben zu einem deutlichen Rückgang der Projektvolumen geführt. Wie Developer die aktuelle Situation bewerten und worauf es jetzt ankommt.
Trend

Markt für Büroprojektentwicklungen kommt zum Erliegen: „Investoren sind in Käuferstreik getreten“

Studie zu Projektentwicklungen: Bautätigkeit wird ab 2026 signifikant einbrechen: Der Marktbericht Development Monitor sieht für 2026 einen signifikanten Einbruch der Bautätigkeit in Deutschland voraus. Weitere wichtige Erkenntnisse der Analyse ...
Trend

Studie zu Projektentwicklungen: Bautätigkeit wird ab 2026 signifikant einbrechen