Der Development Monitor von bulwiengesa bestätigt mit harten Fakten das ungute Gefühl: Im zweiten Halbjahr 2023 gingen im Vergleich zu den Vormonaten 23 Prozent weniger Objekte in den Bau.
„Für 2024 sehen wir noch eine gute Pipeline, man kann aber davon ausgehen, dass viele Projekte erst später fertig werden“, sagt Felix Embacher, verantwortlich für den Development Monitor von bulwingesa. Die veröffentlichten Zahlen entsprechen der Stimmung: „Bei den Baustarts hatten wir sonst immer zwischen fünf und sechs Millionen Quadratmeter“, so Felix Embacher. „Nun liegen wir im vierten Quartal 2023 bei knapp über zwei Millionen.“ Im dritten Quartal waren es noch knapp drei Millionen Quadratmeter. Wohnen fährt dabei ein Minus von 29 Prozent ein.
Baustarts und Fertigstellungen verzögern sich
Passend dazu die Daten zu den verspäteten Baustarts (mindesten einen Monat später). Insgesamt trifft das 38 Prozent aller Projekte in Deutschland, Hotelprojekte stellen mit 51 Prozent die höchste Zahl. Verspätete Fertigstellungen (auch mindestens einen Monat Verzug) legen im Vergleich zum Sommer 2023 um acht Prozent zu.
Ausnahme ist und bleibt Logistik. „Diese Assetklasse ist sehr stabil“, so Felix Embacher. Mit einem Plus von 11,7 Prozent beim Projektvolumen. Diesen Schwung nehmen die A-Städte auf: plus 17,5 Prozent. In den B-Städten bleibt es annähernd gleich, D-Städte verbuchen hier ebenfalls ein Plus von 7,9 Prozent.
Wichtige Zahlen und Fakten aus dem Development Monitor 2023
- 23.151 Projekte deutschlandweit in Arbeit, mit 186 Millionen Quadratmetern Projektfläche.
- Davon sind 11.821 fertiggestellte, 4.775 im Bau befindliche und 6.555 geplante Projekte.
- Verspätete Fertigstellungen liegen bei 43 Prozent, 49 Prozent jeweils in den A- und B-Städten.
- Der Tiefbau hält die Bauwirtschaft als einziges Segment mit realen Zuwächsen am Leben.
- Über 900 Wohnprojekte stehen zum Verkauf.
Zahlen zum Projektvolumen
Das gesamte Projektvolumen ging um 0,2 Prozent im Vergleich zu Ende 2022 zurück. A- und B-Städte halten sich mit minus 8 und minus 8,2 Prozent etwa die Waage. Im Bereich Wohnen gibt es ein Minus von 4,8 Prozent, in den A-Städten liegt das bei 10,7 Prozent. Höher noch sind die Zahlen der Metropolen für Hotels (minus 11,7 Prozent) und Handel (minus 13,8 Prozent). Im Segment Office sinkt das Volumen um sieben Prozent, in den A-Städten um 9,1 Prozent. Ausreißer nach oben (plus 2,4 und 1,6 Prozent) sind C- und D-Städte.
„Die A-Städte reagieren mit heftigeren Marktbewegungen“, sagt Felix Embacher. Das hänge mit der Konzentration von großen Playern zusammen. Zudem seien kalkulierte und realisierte Kaufpreise in A-Städten weiter auseinander als in D-Städten. Überhitzung will es der Experte nicht nennen, sondern lieber einen „anderen Markt“. Die Branche sei heute „in einer anderen Welt, der Markt in einer anderen Verfassung“. Bestandshalter und Investor Developer sind stabiler aufgestellt, weil sie „oft die öffentliche Hand als langfristige Mieter haben und das Exit-Thema eben nicht haben“.
Insolvenzen in Eigenverwaltung als "gute Lösung"
Jede bekannt gewordene Insolvenz – wie die jüngst von Interboden – lässt die Branche beben. Zumeist sind es Insolvenzen in Eigenverwaltung. „Das halte ich für eine gute Lösung“, so Francesco Fedele von der BF.direkt AG. „In diesem Fall bleibt das Knowhow im Haus.“ Zudem sei jede Insolvenz – so banal das auch klingen mag – nicht nur ein Neubeginn, sondern auch eine Chance. „Die kommenden Monate werden die Zukunftsfähigkeit vieler Projekte zeigen“, so der Finanzierungsexperte. Erste Investoren glauben daran, dass die Preise nicht mehr fallen, die Zinsen weitgehend stabil bleiben. „Damit ist eine Kalkulation wieder möglich. Projektentwickler sollten sich damit abfinden, dass sie Objekte im eigenen Bestand halten.“ Das helfe gegen Notverkäufe.