Ob Wohnquartier, Logistikpark, Sozialzentrum oder Möbelmarkt – in Gera wird zurzeit viel gebaut. In diesem Überblicksbeitrag stellen wir die interessantesten Projekte vor.
Gera ist mit gut 91.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Thüringens nach Erfurt und Jena. Fast mittig zwischen Leipzig, Erfurt und Chemnitz gelegen, zählt die ostthüringer Kommune zu den Kernstädten der Metropolregion Mitteldeutschland. Die kreisfreie Stadt ist außerdem Hochschulstandort und durch ihre Lage unweit des Schnittpunkts der Autobahnen A4 und A9 ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Deutschland.
Wirtschaftlich geprägt wird Gera von Automobilzulieferern, Logistikunternehmen, Maschinenbauern, der optischen Industrie sowie Anbietern von Gesundheitsleistungen, Umwelttechnologie und Dienstleistungen. Mehr als 40 technologieorientierte Unternehmen haben sich hier dank angemessener Flächen- und Immobilienpreise angesiedelt.
Überdies wurde Gera als „Familiengerechte Kommune“ zertifiziert und punktet im Wettbewerb um Fachkräfte mit guten Wohnbedingungen, Kita-Plätzen und zahlreichen Freizeit- und Kulturangeboten. Wo derzeit neue Wohnungen, Gewerbeflächen und Einkaufsmöglichkeiten entstehen, zeigt unsere Zusammenschau aktueller Projekte.
HeinrichsQuartier: 220 neue Wohn- und Gewerbeeinheiten
Im Stadtteil Debschwitz, südwestlich des Geraers Zentrums, errichtet die tempus24 GmbH & Co.KG das innenstadtnahe HeinrichsQuartier. Tempus24 ist der Entwickler der Wohngroup und in diesem Projekt auch der Bauträger. Im HeinrichsQuartier entstehen seit 2017 in mehreren Bauabschnitten mehr als 220 Wohn- und Gewerbeeinheiten. Bereits fertiggestellt sind sieben Mehrfamilienhäuser mit 90 Eigentumswohnungen sowie neun Reihenhaus- und sechs Doppelhaus-Wohnungen. Einzigartig ist der zentral im Quartier gelegene Garten mit Bäumen, Bänken und Gerätehaus, der zu Begegnung und gemeinsamem Gärtnern einlädt.
Weitere Reihenhaus- und Doppelhaus-Wohnungen werden Anfang 2023 bezugsfertig sein. Im Entstehen sind außerdem 78 altersgerechte Wohnungen und ein hochmodernes Ärztehaus direkt am Elsterufer, sie werden Anfang 2024 übergeben. Darüber hinaus begannen im September 2022 die Bauarbeiten an den letzten sieben Häusern mit Eigentumswohnungen im Reihenhausstil. Mit ihrer Fertigstellung im Jahr 2024 wird das HeinrichsQuartier komplett sein.
Möbelmärkte: XXXLutz und Mömax in Gera-Tinz geplant
Im Gewerbegebiet Tinzer Straße im Norden Geras wird die XXXLutz Gruppe zwei Möbelhäuser ihrer Marken XXXLutz und Mömax errichten. Wie Österreichs größter Möbelhändler mitteilte, sollen ein XXXLutz-Einrichtungshaus mit 28.000 Quadratmetern Verkaufsfläche, ein Mömax mit 8.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie eine 18.000 Quadratmeter große Lagerfläche entstehen. Das Unternehmen will 62 Millionen Euro in den Standort unweit der A4-Anschlussstelle Gera-Langenberg investieren und 240 Arbeitsplätze schaffen.
Anfang 2021 erfolgte eine großflächige Baufeldfreiräumung inklusive Baumfällungen. Seither wartet das Unternehmen auf die Erteilung der Baugenehmigung. Wegen eines Wechsels in der Projektierung mussten Unterlagen nachgereicht werden. Auf Nachfrage von „IMMOBILIEN AKTUELL“, ob inzwischen ein Termin für den Baustart absehbar sei, teilte Pressesprecher Volker Michels mit: „Eine zeitliche Eingrenzung lässt sich aktuell nicht vornehmen.“
WeidenCarré: Generationenübergreifendes Wohnen
Am Rande des Stadtteils Lusan im Süden Geras realisiert die Wohnungsbaugenossenschaft „Glück Auf Gera eG“ das WeidenCarré. Es umfasst vier Einzelgebäude mit hochwertig ausgestatteten Zwei- bis Vier-Raum-Wohnungen und parkähnlich gestalteten, barrierefreien Außenanlagen. In zwei Häusern entstehen jeweils in den unteren beiden Etagen 22 Senioren-Apartments mit eigenen Hauseingängen, Treppenhäusern und Aufzügen. Damit ermöglicht die WBG das gemeinschaftliche Wohnen von jungen Menschen, Familien und Senioren mit Betreuungsbedarf.
Das WeidenCarré entsteht auf einem 7.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Weidenstraße. Einkaufsmöglichkeiten, Schule, Kita, Arzt und ÖPNV sind zu Fuß erreichbar. Zudem bieten die neuen Wohnungen einen unverbauten Blick über das Elstertal. Der Baubeginn des ersten Gebäudes war im Frühjahr 2021, der Bau des zweiten Hauses startete Anfang 2022. Für die Rohbauerstellung sorgte die Heinrich Wassermann GmbH. Wann es mit Haus drei und vier losgeht, ist noch offen. Insgesamt wird das WeidenCarré rund 25 Millionen Euro kosten.
Otto-Dix-Passage: Modernisierung eines Innenstadt-Einkaufszentrum
Seit September 2020 revitalisiert die Leipziger Arcadia Investment Group das ehemalige Shopping-Center „Elster Forum“ in der Geraer Innenstadt. Inzwischen steht das Haus kurz vor der Neueröffnung als „Otto-Dix-Passage“. Die Mietfläche des Objekts ist durch den Umbau von 14.000 auf 16.500 Quadratmeter gewachsen. Mehr als die Hälfte davon wird künftig für Büros genutzt.
Zu den ersten Mietern in der neuen „Otto-Dix-Passage“ zählen die DMS Daten Management Service GmbH, die Drogeriekette Rossmann, die Volksbank, die Barmer Krankenkasse und das Fitnessstudio Fit/One. Im Juni 2022 hat der Generalunternehmer, die Prehn Bauprojektmanagement GmbH, den Umbau abgeschlossen und die Immobilie an den Bauherrn Arcadia übergeben. Ein Großteil der Flächen ist bereits vermietet und in Betrieb. Sobald die Vollvermietung erreicht ist, findet die offizielle Eröffnung statt. Dies wird laut Auskunft von Arcadia „voraussichtlich im zweiten Quartal 2023“ sein.
Soziales Zentrum Gera: Innenstadtnahe Seniorenresidenz
Nur 1.500 Meter südlich des Geraer Marktplatzes, in der Reichsstraße 26-28, realisiert die auf Pflegeimmobilien spezialisierte Specht Gruppe aus Bremen eine Seniorenresidenz. Diese wird aus drei Gebäuden bestehen und 101 stationäre Pflegeplätze bieten. Hinzu kommen 22 Wohnungen, die sowohl für das seniorengerechte Service-Wohnen als auch für Mitarbeiter gedacht sind. „Aktuell befinden wir uns mit Betonier- und Mauerarbeiten im Rohbau. Die Rohinstallation der Haustechnik ist bereits erfolgt. Nun werden zeitnah die Fenster eingesetzt“, berichtet Pressesprecherin Frauke Meyenberg.
Die Seniorenresidenz entsteht auf einem 4.800 Quadratmeter großen Grundstück. Nebenan befindet sich ein Netto-Markt, bis in die Altstadt sind es nur 15 Minuten zu Fuß. Aktuell firmiert das Projekt unter dem Namen Soziales Zentrum Gera. „Ob das der endgültige Titel bleibt, steht noch nicht fest“, sagt Frauke Meyenberg. Die Specht Gruppe beziffert das Investitionsvolumen auf 15 Millionen Euro. Der Generalauftragnehmer HIG Hoch- und Ingenieurbau GmbH Gera wird die Residenz im vierten Quartal 2023 fertigstellen.
Bieblacher Hang: Sanierung von 800 Wohnungen
Im Wohngebiet Bieblacher Hang nördlich der Geraer Altstadt saniert die Berliner ImmoMa GmbH rund 800 Wohnungen. Sie verteilen sich auf 31 Häuser in neun Straßen. ImmoMa hat nach dem Kauf der Objekte im Jahr 2019 mit der fortlaufenden Kernsanierung begonnen. Sie wird voraussichtlich 2026 abgeschlossen sein. Das ehemalige Neubaugebiet Am Bieblacher Hang entstand ab 1957 als Wohngebiet für die Wismut-Kumpel. Es zeichnet sich durch seine großzügige Flächengestaltung aus. Seit 1992 stehen alle drei- bis zehngeschossigen Häuser unter Denkmalschutz.
ImmoMa investiert rund 40 Millionen Euro in das Gesamtprojekt. Es entstehen Ein- bis Fünf-Raum-Wohnungen mit 30 bis 120 Quadratmetern Fläche. Alle Einheiten bekommen Balkone, teilweise auch Gäste-WCs und Abstellräume. Im Wohngebiet gibt es Supermärkte, Kitas und Schulen, öffentliche Verkehrsmittel, Arztpraxen und Sportvereine. Aktuell sind bereits mehr als 140 kernsanierte Wohnungen vermietet.
Logistikflächen: Neuer Standort der Raben Group in Gera-Trebnitz
Direkt an der A4-Ausfahrt Gera-Leumnitz hat der Logistikdienstleiter Raben Group am 20. Juni 2022 eine neugebaute Niederlassung in Betrieb genommen. Der hochmoderne Standort befindet sich im Geraer Ortsteil Trebnitz, östlich der Straße An der Beerweinschenke. Er verfügt über eine 18.000 Quadratmeter große Logistikhalle, eine 3.655 Quadratmeter große Umschlaghalle und ein 500 Quadratmeter umfassendes Bürogebäude.
Raben ersetzt mit dem neugebauten Areal vier kleinere, bisher gemietete Standorte in der Umgebung. Die neue Niederlassung ist auf Kontraktlogistik spezialisiert. Aktuell bietet sie rund 70 Mitarbeitern und 35 externen Fahrern eine Arbeit. Perspektivisch dürften weitere Stellen entstehen. Raben führt bereits Gespräche mit potenziellen Neukunden. Die Kapazitäten am Standort lassen sich bei Bedarf ausbauen, Erweiterungsflächen sind vorhanden.
Modellsiedlung Baumgarten: Bau von bis zu 18 Einfamilien-Effizienzhäusern
Im östlichen Geraer Stadtteil Leumnitz plant das „Ingenieurbüro Jörg Deumer – Der Bauplaner“ den Bau von bis zu 18 Einfamilienhäusern. Das künftige „Wohngebiet Baumgarten Leumnitz“ soll auf einem brachliegenden Areal entstehen, das einst der Telekom und der Deutschen Post gehörte. Bauingenieur Jörg Deumer hat bereits erste Abrissarbeiten und Bauvorbereitungen durchgeführt und das Gelände parzelliert. Nun wartet er auf grünes Licht von der Stadt für den Baustart.
„Wir wollen hier eine Modellsiedlung errichten, mit Effizienzhäusern der 40-NH-Klasse, die unter anderem über Lüftungen mit Wärmerückgewinnung, Solaranlagen und Smart Home-Lösungen verfügen“, sagt Jörg Deumer. Einige Häuser sollen verkauft, die übrigen vermietet werden. „Wie viele das jeweils sein werden, hängt später von der Marktlage ab. Geplant ist momentan 50:50.“ Jörg Deumer schätzt das Investitionsvolumen für das neue Wohngebiet auf rund zehn Millionen Euro.
Die Ökobilie: Nachhaltiges Mehrfamilienhaus im DGBN-Gold-Standard
Mitten in der Geraer Innenstadt will die Leipziger Primono Unternehmensgruppe eine ökologische Immobilie errichten. Der geplante Fünfeinhalbgeschosser wird in der Clara-Viebig-Straße 16 entstehen und den Energiestandard EH 40 EE erfüllen. Für Nachhaltigkeit sorgen eine Sole-Wärmepumpe, eine PV-Anlage mit Solarthermie, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie klimaneutrale Tonziegel und Fenster mit Dreifachisolierglas. Die Ökobilie, so der Primono-Produktname, bekommt 28 Wohneinheiten, von denen 20 altersgerecht gestaltet werden. Zudem entstehen elf Garagenstellplätze und 17 überdachte Parkflächen - alle mit E-Ladesäulen.
„Wir haben vor kurzem die Baugenehmigung erhalten, so dass jetzt der Vertrieb der Wohnungen beginnen kann. Bei einer Vorverkaufsquote von 15 Einheiten starten wir mit den Bauarbeiten. Das wird voraussichtlich im April oder Mai 2023 sein“, sagt Primono-Geschäftsführer Uwe Hallas. Die Fertigstellung des Zehn-Millionen-Euro-Projekts soll im September 2024 erfolgen.