Die Stadt Dresden plant nun den vollständigen Abriss der Carolabrücke sowie einen Ersatzneubau. Großes Thema ist die Finanzierung einer neuen Brücke, die Bundeskanzler Olaf Scholz nennt sie ein "Projekt von nationaler Bedeutung".
Nun ist die Ursache klar: Prof. Steffen Marx von der Technischen Universität Dresden präsentierte im Auftrag der Landeshauptstadt Dresden die Zwischenergebnisse zur Ursachenforschung des Teileinsturzes der Carolabrücke. Die Untersuchungen identifizierten als Hauptursache eine wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion, die bereits während der Bauphase in den 1970er-Jahren durch Feuchtigkeitseintrag entstand. In Kombination mit Materialermüdung durch verkehrliche Belastungen führte dies zum schrittweisen Versagen zahlreicher Spannglieder und letztlich zum Einsturz des Brückenzuges C.
Der Experte betonte, dass diese Korrosionsart zum Zeitpunkt des Baus unbekannt war und sich die Schäden über Jahrzehnte im Inneren der Brücke unbemerkt entwickelten. Die Landeshauptstadt Dresden habe die Brücke regelmäßig nach geltenden Normen geprüft und Sondergutachten veranlasst. Dennoch seien über 68 Prozent der Spannglieder in der Fahrbahnplatte von Zug C an der Bruchstelle stark geschädigt gewesen, ohne dass dies im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen feststellbar war. Angesichts der irreparablen Schäden ist eine Wiederinbetriebnahme der verbliebenen Brückenzüge A und B ausgeschlossen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert erklärte: „Alle Überlegungen, gegebenenfalls den Brückenzug A zumindest zeitweise wieder zu nutzen, sind mit der Realität nicht vereinbar. Ganz im Gegenteil. Die Einschätzung der Fachleute, dass die beiden verbliebenen Züge akut einsturzgefährdet sind, erschwert unsere Arbeit um ein Vielfaches."
Die Stadt Dresden plant nun den vollständigen Abriss der Brücke sowie einen Ersatzneubau. Baubürgermeister Stephan Kühn kündigte an, die Rahmenbedingungen hierfür intensiv zu prüfen. Eine erste Vorlage zum weiteren Vorgehen soll Anfang 2025 in den Stadtrat eingebracht werden. Parallel wird an einer kurzfristigen Beräumung der Schifffahrtsrinne gearbeitet, um die Elbe wieder passierbar zu machen. Ein akustisches Überwachungssystem, das mögliche Spannstahlbrüche in Echtzeit erkennt, wird dafür erweitert.
Neubau der Brücke braucht Unterstützung von Bund und Land
Der Wiederaufbau der Carolabrücke stellt die Stadt vor erhebliche finanzielle Herausforderungen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert betonte, dass Bund und Land bei der Finanzierung eingebunden werden müssen. Die politischen Reaktionen auf den Einsturz der Carolabrücke sind vielfältig. Das Ringen um die Finanzierung hat bereits begonnen: Die SPD warnt beispielsweise davor, wichtigen sozialen Projekten Gelder zu nehmen. Zudem wird in der Stadt über die Priorisierung von Investitionen diskutiert, wobei einige Stimmen fordern, dass der Schulhausbau nicht unter dem Einsturz der Carolabrücke leiden dürfe.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert betont immer wieder Finanzierung des Abrisses und des Wiederaufbaus der Brücke sicherzustellen. „Die Wahrheit ist, dass wir dies mit einer einfachen Umsortierung von Projekten innerhalb der mittelfristigen Finanzplanung nicht schaffen werden." Er wies darauf hin, dass die Haushaltslage keine höhere Zuführung vom konsumtiven Haushalt in die Investitionen erlaube und dass Mehrbelastungen der Bürger, etwa bei Grundsteuer oder Kita-Gebühren, abgelehnt wurden. Zugleich legte er den Fokus auf die Notwendigkeit, mit Bund und Land über Fördermittel zu sprechen, und informierte den Bundesverkehrsminister über die Ergebnisse des Gutachtens.
Dirk Hilbert hebt hervor, dass die Verantwortung für die Bundeswasserstraße Elbe und die Erfüllung des deutsch-tschechischen Staatsvertrages auf viele Schultern verteilt werden müsse. Er bat den Bundesverkehrsminister, über eine Förderung der Carolabrücke über das Bundesfernstraßengesetz nachzudenken. Bundeskanzler Olaf Scholz habe ihm in einem Gespräch bestätigt, dass er den Wiederaufbau der Carolabrücke für ein Projekt von nationaler Bedeutung halte. Das Projekt ist allein aus Fördermitteln nicht zu stemmen. Momentan werden verschiedene Varianten geprüft, wie eine alternative Finanzierung von Teilaufgaben aus dem Haushalt aussehen könnte, darunter die Auslagerung von Projekten und die Aufhebung des Neuverschuldungsverbotes.
Der geplante Ersatzneubau der Carolabrücke wird die Einbindung der Öffentlichkeit berücksichtigen. Ziel ist es, eine langfristige, sichere Lösung für die wichtige Verkehrsinfrastruktur zu schaffen.