Anfang 2022 hatten die Stadt Dresden und Vonovia (mit 45.000 Wohnungen ein wichtiger Bestandshalter der Stadt) erklärt, an einer Strategie für eine fruchtbare Kollaboration zu arbeiten. Nun wurde eine Vereinbarung zur langfristigen Zusammenarbeit bei der Wohnstandortentwicklung in der sächsischen Landeshauptstadt geschlossen. Teil der Vereinbarung ist die Prüfung des Erwerbs von bis zu 3.000 Wohnungen aus Beständen der Vonovia durch die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Wohnen in Dresden (WiD).
„Der Dresdner Wohnungsmarkt ist unter Druck. Um uns zukunftsfähig aufzustellen und bedarfsgerechten, klimafreundlichen und bezahlbaren Wohnraum langfristig zu sichern, braucht es auch neue Wege der Kooperation“, erklärt Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert. „Als größter Bestandshalter in Dresden ist Vonovia für Dresden der wichtigste Ansprechpartner beim Thema Wohnen. Wir sind in verschiedenen gemeinsamen Projekten schon heute in einem guten, partnerschaftlichen Miteinander. Das vertiefen wir heute für Themen von gemeinsamer Quartiersarbeit bis hin zu Forschung und Entwicklung“.
Vonovia und Dresden arbeiten zusammen für lebenswerte Quartiere und nachhaltigen Wohnraum
Mit der gemeinsamen Vereinbarung vertiefen die Stadt und Vonovia ihre langfristige Zusammenarbeit und unterstreichen ihr partnerschaftliches Engagement für lebenswerte Quartiere und nachhaltigen Wohnraum. Dazu Arnd Fittkau, Vorstand bei Vonovia: „Wir verstehen uns als Partner der Stadt und Teil der Stadtgesellschaft. Als langfristig orientierter Bestandshalter übernehmen wir Verantwortung für unsere Quartiere und damit für das Zuhause vieler Menschen in Dresden. Wir kümmern uns um klimagerechten Wohnraum zu fairen Preisen, dafür arbeiten wir jeden Tag. Wir freuen uns über das Engagement der Stadt und gehen diese Partnerschaft zu wichtigen Zukunftsthemen gern ein – gerade weil Dresden für uns auch künftig ein besonders wichtiger Standort sein wird.“
3.000 Vonovia-Wohnungen für die WiD - Wohnen in Dresden?
Auf Basis des Stadtratsbeschlusses vom Juni 2021 sollen bis zu 3.000 Wohnungen erworben werden, um einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau eines kommunalen Wohnungsbestandes von 5.000 Wohneinheiten bis zum Jahr 2030 zu leisten. Welche Wohnungen konkret für den Erwerb infrage kommen, entscheidet sich im Laufe des Sommers: Zum 3. Quartal 2022 werden Stadt und Vonovia über ein erstes Verkaufsportfolio sprechen.
Die Vereinbarung stellt den Verkaufsabschluss innerhalb der nächsten zwei Jahre in Aussicht, wenn die beiden Partner eine Einigung erreichen. Arnd Fittkau hält fest: „Unsere Verpflichtung gilt unseren Mieterinnen und Mietern. Daher ist wichtiger Teil unserer gemeinsamen Überlegungen mit der Stadt, dass der Eigentumswechsel für die aktuellen Bewohnerinnen und Bewohner keine Nachteile bringt.“
Weitere Eckpunkte der Vereinbarung
Neben den Kaufabsichten betrifft die Vereinbarung auch eine zügige gemeinsame Wohn- und Standortentwicklung in den Gebieten Windmühlenstraße (Niedersedlitz) und Johnsbacher Weg (Seidnitz). Zudem detailliert die Erklärung das partnerschaftliche Engagement für eine aktive Entwicklung von Quartieren vorrangig in den Stadtteilen mit besonderen Entwicklungsbedarfen, darunter Prohlis, Gorbitz und Johannstadt. Dazu gehört zum Beispiel die Entwicklung eines gemeinsamen Verfahrens für die schrittweise Umverteilung von Belegungsrechten im Stadtgebiet zur Förderung der sozialen Durchmischung und gemeinsame Aktivitäten zur Förderung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens in den Quartieren.
Dass moderne Wohnungsmarktentwicklung auch klimagerecht gedacht werden muss, dokumentieren beide Partner mit der langfristigen Zusammenarbeit bei der Klimastrategie. Der Klimapfad von Vonovia sieht das Erreichen eines klimaneutralen Bestands bis 2050 vor. Die Stadt Dresden schreibt derzeit die städtische Energie und Klimastrategie fort. Damit im Einklang hält die Vereinbarung auch gemeinsames Engagement für klimagerechtes Wohnen fest. Das betrifft die Energieversorgung ebenso wie die Initiierung von Technologie-Pilotprojekten in der Stadt.
Vonovia und Dresden helfen Ukraine-Kriegsflüchtlingen
Beide Partner haben sich außerdem darüber verständigt, dass die Kleingärten, die sich noch auf Grundstücken der Vonovia befinden, an die Stadt übergehen sollen, damit diese Anlagen im kommunalen Bestand langfristig gesichert werden.
„Seit Jahren arbeiten die Vonovia und die Stadt Dresden auf Augenhöhe miteinander“, erklärt Oberbürgermeister Dirk Hilbert. „Genau wie 2015/16 hilft uns Vonovia in der aktuellen Situation und stellt kurzfristig Wohnungen für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung. Ich hoffe sehr, dass der Stadtrat dem jetzt vorliegenden Papier zustimmt und wir damit die Zusammenarbeit noch weiter intensivieren können.“
Kritik kommt von der Dresdner Linken und der SPD
LINKE-Stadträtin Pia Barkow, Mitglied im Ausschuss für Soziales und Wohnen, sieht die Vereinbarung kritisch: "Viel Geklingel, wenig Substanz. Es handelt sich um eine blumige, unkonkrete und unverbindliche Absichtserklärung. Wir sehen viel Selbstinszenierung und ein ziemlich dünnes Ergebnis. Der Oberbürgermeister, der die Immobilienspekulation und den Anstieg der Wohnkosten in Dresden jahrelang hat laufen lassen, möchte sich nun kurz vor der Wahl ein soziales Mäntelchen umhängen."
Und weiter: "Besondere Vorsicht gilt dem Erwerb von 3.000 Wohnungen von der Vonovia. Die wesentlichen Sanierungen im Vonovia-Bestand wurden vor dem Verkauf der ehemals städtischen Wohnungen bis 2006 vorgenommen. Das heißt, der Bestand ist in die Jahre gekommen, Reparaturen stehen an. Bedingt durch den sozialen Abstieg und den zunehmenden sozialen Druck haben sich auch Hausbestände mit Problemlagen herausgebildet. Hier besteht die Gefahr, dass die Vonovia sich von 'Herzdrückern' in der Bilanz trennen möchte, wahrscheinlich am liebsten zum spekulativ verzerrten Mondpreis, während die Stadt die Wohnungen 2006 zum Ramschpreis verscherbelt hat."
Vincent Drews, Sprecher für Soziales und Wohnen, zeigt sich ebenfalls wenig beeindruckt: "Alles in Allem sind die Verhandlungsergebnisse zwischen Landeshauptstadt und Vonovia viel zu vage und enttäuschend. Aus Sicht der SPD-Fraktion müssen beim Beschluss des Letter of Intent die Ziele klar festgehalten werden. Der Ankauf von 3.000 Wohnungen muss bis Ende 2022 erfolgen. Bei der Verteilung der Belegrechte muss eine klare Grenze gezogen werden, wie viele belegungsgebundene Wohnungen maximal in einem Stadtteil sein dürfen. Und die Schutzrechte für Mieter:innen aus der ausgelaufenen Sozialcharta müssen wieder in Kraft treten. Was sich in der Absichtserklärung überhaupt nicht mehr findet, ist die Verlängerung der bestehenden 10.000 Belegungsrechte über 2036 hinaus. Auch hier braucht es eine klare Vereinbarung, um den Bestand an bezahlbaren Wohnungen in Dresden langfristig zu sichern. Bislang ist das alles nur Wahlkampfgetöse von Herrn Hilbert. Richten muss es am Ende mal wieder der Stadtrat."