Sachsen-Anhalt: Energiepark Bad Lauchstädt soll mit grünem Wasserstoff die Energiewende beschleunigen

Sachsen-Anhalt: Energiepark Bad Lauchstädt soll mit grünem Wasserstoff die Energiewende beschleunigen

Sachsen-Anhalt: Energiepark Bad Lauchstädt soll mit grünem Wasserstoff die Energiewende beschleunigen
Der Spatenstich für den Energiepark Bad Lauchstädt. Copyright: Tom Schulze

Im Reallabor Energiepark Bad Lauchstädt soll künftig die gesamte Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab erprobt werden. Hier wird grüner Wasserstoff produziert, gespeichert, transportiert und in Anwendung gebracht.

Agentur

Die Konsortialpartner des Energiepark Bad Lauchstädt (Terrawatt Planungsgesellschaft mbH, Uniper, VNG Handel & Vertrieb GmbH, VNG Gasspeicher GmbH, ONTRAS Gastransport GmbH, DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg und die VNG AG) haben mit der finalen Investitionsentscheidung den entscheidenden Startschuss für die Realisierung des innovativen Wasserstoffvorhabens gesetzt. Mit diesem Schritt verlässt der Energiepark Bad Lauchstädt die theoretische Planungsphase und geht in die bauliche Umsetzung.

Spatenstich für das Energiewende-Projekt Energiepark Bad Lauchstädt

Mit dem ersten Spatenstich am 21. Juni 2023 starteten die Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Michael Kretschmer (Sachsen) sowie die Vorstände und Geschäftsführer der Konsortialunternehmen die über mehrere Jahre laufenden Baumaßnahmen. Damit rücken die Produktion und Speicherung sowie der Transport und die Nutzung von grünem Wasserstoff in Mitteldeutschland in greifbare Nähe. Gemeinsam treiben die Konsortialpartner damit die Energiewende und den mitteldeutschen Strukturwandel entscheidend voran. 

„Es war keine Selbstverständlichkeit, dass wir diesen Schritt erreicht haben“ erklärt Cornelia Müller-Pagel, Projektleiterin Grüne Gase bei der VNG AG. „Wir haben das Vorhaben mit Erhalt der Fördermittel in Höhe von 34 Millionen Euro im September 2021 mit viel Engagement auf den Weg gebracht und sind dann auf die eine oder andere erwartete und unerwartete Herausforderung gestoßen. Daher bin ich besonders stolz, dass wir nunmehr als erstes und einziges Wasserstoff-Reallabor gerade vor dem Hintergrund noch erheblicher regulatorischer und rahmensetzender Unsicherheiten im Umfeld des Projekts in die Umsetzung gehen werden“, führt sie fort.

Das soll der Energiepark Bad Lauchstädt zukünftig leisten

Der Energiepark Bad Lauchstädt ist ein großtechnisch angelegtes Reallabor zur intelligenten Erzeugung von grünem Wasserstoff. Als Reallabor der Energiewende wird erstmalig die gesamte Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab erprobt. Mittels einer 30 Megawatt Großelektrolyse-Anlage wird unter Einsatz von erneuerbarem Strom aus dem nahe gelegenen Windpark grüner Wasserstoff produziert.

In einer eigens dafür gesolten Salzkaverne zwischengespeichert, kann der grüne Wasserstoff über eine umgestellte Gaspipeline in das Wasserstoffnetz der in Mitteldeutschland ansässigen chemischen Industrie eingespeist und perspektivisch für urbane Mobilitätslösungen eingesetzt werden. Das Reallabor trägt so dazu bei, diese Zukunftstechnologien rund um grünen Wasserstoff zu erforschen und zur Marktreife zu bringen.

Aus 140 Millionen Euro Invest werden 210

Die allgemeinen Preissteigerungen der vergangenen Monate sind auch am Energiepark Bad Lauchstädt nicht vorübergegangen. Ist man zum Projektstart noch von einem Investitionsvolumen von 140 Millionen Euro über alle Wertschöpfungsstufen hinweg ausgegangen, sind es nunmehr über 210 Millionen. „Diese erheblichen Preissteigerungen waren eine große Herausforderung für das Vorhaben. Dass die Partner dennoch bereit sind, auch diese gestiegenen Kosten zu tragen, um den Energiepark Bad Lauchstädt zu realisieren, zeigt das große Engagement der Konsortialpartner für die Energiewende und die Überzeugung, dass grüner Wasserstoff dabei eine tragende Rolle spielen wird“, zeigt sich Cornelia Müller-Pagel überzeugt. 

Mit Erreichen dieses Meilensteins treten zudem zwei weitere Akteure dem Vorhaben bei: Zum einen werden der Bau sowie der Betrieb des Elektrolyseurs (Vorrichtung zur Zerlegung von Wasser durch Elektrolyse in seine Grundkomponenten Wasserstoff und Sauerstoff) von nun an gemeinsam von Uniper und VNG Handel & Vertrieb verantwortet, zum anderen konnten die Konsortialpartner die TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland als ersten Ankerkunden für den grünen Wasserstoff gewinnen.

„Die Industrie mit ihrem sehr hohen Energiebedarf steht bei der Dekarbonisierung vor besonders großen Herausforderungen. Wir freuen uns deshalb, dass wir zukünftig die TotalEnergies Raffinerie in Leuna mit dem grünen Wasserstoff aus dem Energiepark Bad Lauchstädt beliefern und so die Dekarbonisierung im Raffinerieprozess begleiten können“, so Cornelia Müller-Pagel. 

Windenergie zur Wasserstoffgewinnung: Der Energiepark wird besonders nachhaltig

Der Blick im Projektgeschehen richtet sich jetzt voll und ganz auf das Baugeschehen. Unmittelbar starten der Bau des Windparks mit acht Windenergieanlagen und das dazugehörige Umspannwerk, sodass die Windenergiegewinnung ab Frühjahr 2024 zu erwarten ist. In Kürze werden darüber hinaus die Errichtung des 30-Megawatt-Elektrolyseurs von Sunfire, die etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen wird, sowie die Arbeiten an der umzustellenden Gastransportleitung starten, darunter der Bau einer neuen Molchschleuse.

2024 erfolgt dann die Erschließung der TotalEnergies Raffinerie in Leuna durch den Bau des ersten Netzanschlusses an das zukünftige Wasserstoffnetz von ONTRAS. Der Probebetrieb startet Anfang 2025, ab dem dritten Quartal 2025 soll die Leitung dann planmäßig grünen Wasserstoff aus dem Energiepark Bad Lauchstädt transportieren, der in der TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland zum Einsatz kommt. 

Thomas Behrends, General Manager TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland, dazu: „Die Raffinerie in Leuna arbeitet intensiv an verschiedenen Projekten, um ihren CO2-Fußabdruck bis 2030 deutlich zu verringern. Dieses Projekt ist ein erster Schritt, der es uns ermöglicht, künftig grünen Wasserstoff in großen Mengen zu kaufen und Produkte mit niedrigem CO2-Fußabdruck wie erneuerbare Kraftstoffe nicht-biologischen Ursprungs oder E-Treibstoffe herzustellen. Es steht in vollem Einklang mit dem Ziel von TotalEnergies, den gesamten in seinen europäischen Raffinerien verwendeten Wasserstoff bis 2030 zu dekarbonisieren. Unser Ziel ist es, grauen Wasserstoff durch kohlenstoffarmen Wasserstoff zu ersetzen, was bis zum Jahr 2030 eine Verringerung von drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr bedeutet."

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