ESG in der Praxis: Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche

ESG in der Praxis: Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche

ESG in der Praxis: Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche
ESG-Kriterien sollen helfen, Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche zu verankern. Copyright: Gerd Altmann auf Pixabay

Nachhaltigkeit nicht nur als Schlagwort, sondern mit konkreten Ansätzen: Viele Immobilienunternehmen setzen verschiedene Maßnahmen um. IMMOBILIEN AKTUELL fasst Beispiele von Instone, Garbe und Warburg-HIH Invest zusammen. Allen gemeinsam ist, dass Zertifizierungen und Standards noch nicht der Weisheit letzter Schluss sind.

IMMOBILÉROS - Der Podcast für die Immobilienbranche

Auf mehr als fünf Hektar entstehen auf dem Gelände des ehemaligen Avaya-Werkes an der Kleyerstraße in Frankfurt am Main etwa 1.300 Wohnungen. Westville heißt das Quartier, das Instone für etwa 520 Millionen Investmentsumme realisiert. 380 Wohnungen sind öffentlich gefördert, es entstehen drei Kitas, sechs Spielplätze, für die Wärmegewinnung wird die Abwärme des benachbarten Rechenzentrums genutzt. „Nachhaltigkeit ist die Voraussetzung, dass wir unsere Produkte verkaufen können“, sagt Dr. Foruhar Madjlessi, CFO der Instone Real Estate Group AG.

Was jedem schnell ersichtlich erscheint, sind alternative Energielösungen, soziale Kriterien wie eben Kitas, Bereitstellung von Grünflächen oder Schulen. Doch ESG (= Environmental Social Governance) ist mehr. Instone hat bereits zum zweiten Mal einen Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt, hat das Thema Nachhaltigkeit im Vorstand verankert, leistet sich ein Nachhaltigkeitskomitee mit fünf Mitgliedern und eine Nachhaltigkeitsbeauftragte. Die Warburg-HIH Invest fördert die ÖPNV-Nutzung der Mitarbeiter, stellt ein Job-Rad zur Verfügung, bietet ein aktives Gesundheitsmanagement an.

Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche wird teuer

 „ESG-Kriterien spielen bei Investments eine immer größere Rolle“, sagt Alexander Eggert, Geschäftsführer des Investmentmanagers Warburg-HIH Invest. Dies sei mittlerweile „in Fleisch und Blut übergegangen“. Verstärkt müsse man Mieter mitnehmen, um einen nachhaltigen Betrieb der Immobilie abzusichern. Klar ist aber auch, dass all das Geld kostet. Leichter als ein Neueinbau der Gebäudetechnik sei beispielsweise die Umstellung auf Ökostrom. „Da kann man sehr schnell sehr viel erreichen, dass aber eben auch nur einmal.“ Zertifizierungen seien bei Investoren immer noch sehr gern gesehen und bieten Orientierung.

„Man muss ESG stärker in die praktische Welt übersetzen“, ist Jan Dietrich Hempel von der GARBE Industrial Real Estate überzeugt. Das Unternehmen hat 6,6 Milliarden Assets under management. „Bei einem Neubau ist das eher trivial.“ Da können Nistkästen angebracht, Photovoltaikanlagen und Regenwasseraufbereitung geplant, das Baumaterial Holz bevorzugt genutzt werden. „Im Bestand wird es deutlich schwieriger.“

ESG und das Thema Transparenz: „Normale Zertifizierungen sind zu statisch“

GARBE entschied sich für ein flexibles System, das man ständig ändernden Bedingungen anpassen kann: GRESB dient zur Messung der Nachhaltigkeitsperformance von Immobilienunternehmen und Immobilienfonds, gewichtet dabei sieben unterschiedliche Aspekte. Daraus entsteht der sogenannte GRESB Score, der ESG-Transparenz sichert. „Normale Zertifizierungen sind zu statisch, gerade Bestandsimmobilien entwickeln sich“, so Jan Dietrich Hempel. Er sieht in der Revitalisierung von Brownfields viel Potenzial. „Natürlich verschrecken Altlasten sehr oft die Investoren, langsam setzen sich Brownfields aber durch. Es ist ein sehr sensibles Thema, mit dem man hinsichtlich der Nachhaltigkeit viel gewinnen kann.“

Kein Beleg für höhere Renditen bei nachhaltigen Immobilien

Als Immobilienbewerter weiß auch Rüdiger Hornung von Wüest und Partner in München um die Wichtigkeit der verschiedenen Faktoren. „Derzeit gibt es zwar keine Belege dafür, dass mit nachhaltigen Immobilien höhere Erträge erreicht werden. Allerdings hat das Thema einen hohen Stellenwert, eine damit verbundene starke Nachfrage und eine daraus resultierende Verknappung.“ Für ihn ergeben sich noch ganz andere Punkte: Effizienzsteigerungen und die damit verbundenen sinkenden Energiekosten kommen den Nutzern zugute. Die stärkere Technisierung der Gebäude führe mittel- und langfristig zu höheren Kosten.

Und eine Frage bewegt die Immobilienbranche: Welches Zertifikat, welcher Standard gilt? „Es sind eine Vielzahl unterschiedlicher Objektratings verfügbar“, sagt Rüdiger Hornung. Auch Wüest und Partner hat ein eigenes aufgestellt, das teilweise automatisiert abläuft. „Wichtig ist, dass die gesteckten Ziele belast- und überprüfbar sind. Dies verhindert Greenwashing.“

Aufmacherfoto Copyright: Gerd Altmann auf Pixabay

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