Vom 7. - 9. Oktober 2019 tobte in München Europas größte Fachmesse für Immobilien und Investitionen: die EXPO REAL. Wir waren für Sie vor Ort und haben einige bildhafte Impressionen aus den Kategorien Skurrilitäten und Randnotizen mitgebracht.
Aalglatt
Ein Prominenter ist noch kein gelungener Termin! Das zeigte am letzten EXPO-Tag die EuroAtlantic AG. Eigentlich sollte es um klimaneutralen Städtebau der Zukunft gehen, angedockt am von Tadao Ando entworfenen Campus & Tower. Friedrich Merz war zugegen. Statt klimaneutralen Städtebau gab es einen Film, der verwirrte, keine Erklärung zum Projekt und erst recht kein einziges Detail zur Ökologie. Dafür Lächeln für die Kameras. Fast wie auf einem Parteitag. In der Pressemitteilung hieß es dann, Herr Merz hätte an dem Düsseldorfer Projekt Interesse gezeigt. Na dann!
Alltäglich
Hauptsache nichts für den Körper tun. Zwar sind die Wege bei der EXPO REAL sehr weit, von gesunder Ernährung hält da aber keiner etwas. Jeder, der etwas auf sich hält, bietet Brezeln und Schnittchen an. Dieses Zweierlei wird komplettiert vom Einerlei Süß, worunter in diesem Messefall Pralinen, Gummibärchen, Kuchen, Kekse, kleine und große Schokoladentafeln zu verstehen sind. Nur einmal gesichtet: Popcorn.
Ausgekocht
Wer Gemüse lange genug in der Pfanne quält, vernichtet alle wertvollen Inhaltsstoffe. Ein wenig zu lang gegart scheint die Virtual Reality. Im vergangenen Jahr noch Garant für Staunen und Menschentrauben sowie Selbstversuche der unterschiedlichsten (meist durchaus komödiantischen) Art, erwies sich VR nun ein wenig als Rohrkrepierer. Wer das bis zur EXPO REAL 2019 noch nicht probiert hatte, der darf mit Recht als analog stigmatisiert werden.
Abgehangen
Nichts wünschte sich die Mehrheit sehnlicher als das müde Haupt im schönen Bette niederzulegen. Und so herrlich die Stände anmuteten: Bei den vielen neuen Brands kommt selbst ein putzmunterer Kopf nicht mehr mit. Alle sind – würde es eine Steigerung geben, käme diese jetzt hier – innovativ, alle wollen nur das Beste für die Gäste. Ja, für wen auch sonst? Und so läuft man zwischen Moxy, Radisson & Co. etwas hilflos hin und her. Einwandfreies, personalisiertes Gästeerlebnis, sogar lebensverändernde Erlebnisse werden da gepriesen. Echt jetzt?
Amtlich
Bei der MIPIM konnte Moskau einen Preis abräumen. Das kann lesen, wer das Bild genau betrachtet. Nur war Cannes im März, die EXPO gerade. Fakt ist, dass die russische Hauptstadt mit ihrer Inszenierung erstens auf unfassbar herrlich auffallende Farben setzte, dass zweitens im Musikwettstreit mit Budapest nicht ganz klar war, welche All-Time-Hits am schnellsten vom Stand vertrieben, und dass drittens doch noch mal derjenige überlegen sollte, der mit dem Spruch „Es kommt auf die inneren Werte an“ für Furore sorgen möchte.
Aussagekräftig
Nur wer sich ganz blöd stellt, kann nicht erkennen, was hier vor sich geht. Ein junger Mann auf dem Trip in seine Kindheit und die damit verbundene Erinnerung an die innere Verzweiflung, dass alle Kumpels baden gehen und nur er zu wenig Luft geholt hat, um das Gummiboot rechtzeitig auf das Wasser zu bekommen. Nicht in die Irre führen lassen: Die Kombination aus Hai und EXPO soll gar kein Bild ergeben!
Aberwitzig
Chromprinzen gibt es überall! Auch wenn sie nur in einer Attrappe sitzen und auf die große Leinwand schauen. Ja, der geneigte Experte würde bei der EXPO wohl eher auf Bentleys oder Rolls Royce hoffen. Es tut die videoanimierte Welt ihren Dienst, die unter jedem Hintern ganz viele PS bugsiert. Der Mann freut sich, schwingt sich hinein und fährt eine Runde gratis sein Ego spazieren.
Abbaubar
Es gibt wohl kaum einen Trend, der momentan in jeden Bereich des Lebens rein schwappt. Ob man nun will oder nicht! Alles ökologisch wertvoll, abbaubar und vegan-vegetarisch. Selbstverständlich bewegen sich dann auf einer solch großen Messe alle schwebend an den Hydrokulturen vorbei, den Blick andächtig an grünen Blättern labend, im Bewusstsein, ein Teil einer besonderen Welt zu sein. Nämlich jener, in der für alle Kindeskinder die Erdkugel gerettet wird. Um sich dann ganz entspannt einen Kaffee im Plastikbecher zu genehmigen oder zu checken, wann das Flugzeug nach Hause geht.
Antibakteriell
Es war die sauberste EXPO aller Zeiten. Glauben Sie nicht? Doch, doch! Jeder zweite Stand beglückte die Vorbeiziehenden mit Desinfektionsgedöns. Spray, Tücher, Roll Ons, Flaschen und Fläschchen, Tuben. Geholfen hat es scheinbar nicht, denn spätestens am Mittwoch war die Erkältung nach dem Schmuddelwetter in den Hallen angekommen.
Anregend
Wer der Desinfektion genug hatte, konnte sich einen ganz besonderen Datenträger holen. (Es musste mehrfach darauf verwiesen werden, dass pro Person nur einer erlaubt ist, Keramik-Dekorations-Schüsseln nicht als Andenken und Blumengestecke nicht für die geliebte Ehefrau gedacht sind.) Oder Plüschtiere, Zollstöcke, Kerzen, Brillenputztücher. Es bleibt die Frage: Wer braucht das wirklich? Einmal all das dafür verwendete Geld gespendet, könnte der Berliner Senat ganz charmant einen Großteil seiner Schulden bezahlen und in der Hauptstadt wäre es viel entspannter.
Affengeil
Während die einen auf Bling Bling, Weizenbomben, Kugelschreiber & Co setzen, denken die Verantwortlichen von Hanse Coin klassisch. Ein Klavierspieler mitten zwischen den Ständen! Versöhnt mit sich und der Welt und den Noten. Milde den vorbeihetzenden Menschen zulächelnd. Was Hanse Coin macht. Ähm, ja, keine Ahnung!