Die EXPO REAL sollte 2020 coronabedingt gehörig eingedampft, dafür aber digitaler denn je werden. Das spannende Experiment sollte am 14. Oktober durchstarten, wurde nun aber von der Corona-Realität ausgebremst.
EXPO REAL Hybrid Summit abgesagt!
Aufgrund der sich verschärfenden Corona-Situation wurde München am 12. Oktober 2020 vom Robert-Koch-Institut zum Risikogebiet erklärt. Infolgedessen hatten zahlreiche Teilnehmer und Aussteller ihre Beteiligung an der EXPO REAL Hybrid Summit 2020 abgesagt, weshalb die Messe München die Immobilienmesse kurzfristig absagte. Die Absage betrifft sowohl den physischen als auch den psychischen Teil der Veranstaltung. Wie die Veranstalter auf ihrer Homepage erklären, seien beide Formate so eng miteinander verzahnt gewesen, dass eine rein digitale Veranstaltung keinen Sinn gemacht hätte.
Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, bedauert die kurzfristige Absage, sieht aber keine andere Wahl: „Die Entscheidung ist natürlich hart, aber wir schützen damit unsere Kunden. Nach der heutigen Entwicklung wäre der EXPO REAL Hybrid Summit kein Treffpunkt für die Immobilienbranche geworden und würde damit den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Zudem hätte eine Durchführung unter diesen geltenden Rahmenbedingungen die Erwartungen der Kunden enttäuscht.“
Die Messe München will den Beteiligten die Entgelte, die für Ausstellungsbeteiligung und Tickets bezahlt wurden, zeitnah zurückzahlen.
Das war ursprünglich für die Immobilienmesse geplant
Der Oktober steht vor der Tür und mit ihm, wie jedes Jahr, die EXPO REAL. Nur dass diesmal alles anders ist. 46.747 Teilnehmer aus 76 Ländern sowie 72.250 Quadratmeter Ausstellungsfläche – das waren die beeindruckenden Zahlen der größten Fachmesse für Immobilien und Investitionen Europas im Jahr 2019. Dieser Leviathan von einer Veranstaltung wird diesmal jedoch gehörig eingedampft. Nur 3.700 Besucher sollen es vor Ort sein, Ausstellungsflächen beschränken sich auf 7.000 Quadratmeter, Gemeinschaftsstände werden durch Smart Spaces mit maximal 27 Quadratmetern ersetzt. Auch die Dauer verringert sich von drei auf zwei Tage, vom 14. bis 15. Oktober. Schuld ist natürlich – wie an so vielen „Anomalien“ in diesem Jahr – dieses vermaledeite neuartige Coronavirus SARS-CoV-2.
Hybrid Summit: Testfeld digitaler Möglichkeiten
Nun wirkt die EXPO REAL also wie ein T-Shirt, das man ein Jahr lang im laufenden Trockner vergessen hat. Allerdings: Nicht alles an dieser Schrumpfung ist auch eine Verkleinerung, denn gleichzeitig wird wieder einmal – wie so oft in Zeiten von Corona – das Testfeld digitaler Möglichkeiten ausgeweitet. Hybrid Summit nennt sich das Format, das die Lieblingsveranstaltung der deutschen Immobilienwirtschaft immer noch zu einem Großereignis machen soll. Ein Teil der Besucher wird nämlich rein virtuell am Messegeschehen teilnehmen. Wer nicht einer der auserwählten 3.700 sein will oder kann, hat die Möglichkeit, statt des großen Tickets (das auch sämtliche digitale Angebote beinhaltet) einen reinen Digitalpass zu buchen und so einem Großteil der Konferenzen per Livestream beizuwohnen.
Vorteile dank Digitalisierung
Die Digitalisierung in Form von Videoschaltungen ermöglicht obendrein erstmalig eine Dezentralisierung des Veranstaltungsortes. So wird etwa der ZIA ein Gespräch aus seinem „Hauptstadtstudio“ in Berlin streamen, wobei obendrein die Gesprächspartnerinnen nur zugeschaltet werden. Wenn schon digital, dann richtig. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Vorträge und Gespräche bis Ende November angesehen werden können. So hat man zum ersten Mal die Möglichkeit, sich das volle Programm (mit Ausnahme der wenigen nicht gestreamten Veranstaltungen) anzuschauen. Doch die digitalen Teilnehmer sind nicht bloß Rezipienten. Sie können auch per sogenanntem Q&A-Tool an den Diskussionen teilnehmen.
Bildhafter Rückblick auf die EXPO REAL 2019
Zusätzliche Networking-Optionen
Zusätzliche Networking-Optionen sollen der Online-Katalog mit dem Teilnehmerverzeichnis sowie die EXPO REAL App bieten. Letztere stellt eine Art soziales Netzwerk zur Verfügung, in dem man ein aussagekräftiges Profil anlegen und sich mit anderen Teilnehmern verknüpfen kann. Auch hier offenbart sich Corona erneut als Beschleuniger, sind dies doch genau jene Werkzeuge des digitalen Zeitalters, die es zwar schon eine gefühlte Ewigkeit gibt, derer sich jedoch nicht wenige immer noch verwehrt hatten.
Ausdrückliche Unterstützung durch Branchenvertreter
Der Entschluss für das neue Format wurde bereits Anfang Juni verkündet. Branchenvertreter wie die Stadt München, Union Investment Real Estate GmbH, Deka Immobilien Investment GmbH, AENGEVELT Immobilien GmbH & Co. KG, German Council of Shopping Centers sowie die Verbände ZIA und IVD sagten damals dieser Veranstaltungsform ihre ausdrückliche Unterstützung zu. Im Vorfeld hatten zahlreiche Teilnehmer, darunter Branchengrößen wie JLL oder CBRE, ihre Teilnahme (an einer herkömmlichen EXPO REAL) abgesagt. Der Hybrid ist so gesehen einerseits eine Notlösung. Andererseits handelt es sich aber auch wieder einmal um ein spannendes Experiment forced by Corona. Und eines ist wohl im Vorfeld bereits klar: Besser eine kleine, hybride EXPO REAL als gar keine.