Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wird seine Berliner Standorte auf einem City-Areal mit prominenten Nachbarn zusammenziehen. Das macht den Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbes für den sogenannten EZ-Campus aus.
Dieses Grundstück im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Die Aufgabe, dafür einen städtebaulichen Entwurf zu entwickeln, hatte es in sich. Es liegt zwischen der Stresemannstraße im Westen, der Anhalter Straße im Süden, den Besuchermagneten Martin-Gropius-Bau und dem Erinnerungsort „Topographie des Terrors“ im Norden.
EZ-Campus soll Sanierung des Europahauses erleichtern
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat im Europahaus in der Stresemannstraße 94 seinen Sitz, unmittelbar daneben steht das Deutschlandhaus, in der sich das Dokumentationszentrum der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ befindet. Das Europahaus ist in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Zudem beschäftigt das BMZ inzwischen mehr Personal – und das an verschiedenen Standorten.
Unter der Überschrift EZ-Campus sollen die Mitarbeiter nun zügig auf dem Areal mit den prominenten Nachbarn zusammengezogen und dafür die entsprechenden Gebäude geschaffen werden. 15 Beiträge des städtebaulichen Wettbewerbes mit seinen vier Preisträgern werden in einer digitalen Ausstellung präsentiert: Der Siegerentwurf stammt vom Berliner Architekturbüro HENN und WES LandschaftschaftsArchitektur Berlin.
Die wichtigsten Fragen waren: Wie lassen sich die nötigen Bürogebäude in die Umgebung einpassen? Wie kann an dieser sensiblen Stelle ein Bezug zur Öffentlichkeit hergestellt und gleichzeitig die Sicherheit für das Ministerium gesichert werden? Wie können der Campus und die Freifläche gestaltet werden? Alexander Koblitz, stellvertretender Vorsitzender des Preisgerichtes, erläuterte bei der öffentlichen Präsentation der Wettbewerbsergebnisse das Votum für den Siegerentwurf. „Aufgabe war ein gewaltiges Bauvolumen mit einer Bruttogeschossfläche von 36.000 Quadratmetern und zusammen mit dem Europaushaus von mehr als 67.000 Quadratmetern stadtverträglich in den Stadtraum einzufügen. Angesichts des diffizilen Ortes eine besondere Herausforderung.“
Der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbes
Vorgeschlagen sind zwei quadratische Baukörper mit einer Kantenlänge von je 48 Metern. Sie nehmen in ihrer Höhe Bezug auf die Nachbarn. So hat das Europahaus elf Geschosse, das Deutschlandhaus Erdgeschoss und vier Obergeschosse. Die neuen Gebäude werden in der Höhe umgekehrt angeordnet: Zur Anhalter Straße sieht der Entwurf ein elfgeschossiges, 45 Meter hohes Gebäude vor und dahinter einen 22 Meter hohen Fünfgeschosser. Die Sicht auf den Martin-Gropius-Bau und zur „Topographie des Terrors“ bleibt durch Zwischenräume erhalten. Der Freiraum zwischen den Gebäuden wird als neuer grüner Eingang dienen.
Die beiden neuen Gebäude sind im Entwurf über eine Brücke im ersten Obergeschoss verbunden. Zum Europahaus gibt es eine unterirdische Verbindung. Aus Gründen der Sicherheit liegen nicht öffentliche Bereiche zwischen den Gebäuden sowie östlich und südlich zum vorhandenen Robinienwäldchen. Robert Erfen, Vertreter des Bauherren, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIma), und Jury-Mitglied, betonte: „Am meisten hat mich an der Arbeit des Siegerentwurfes überzeugt, dass die beiden Gebäudekörper stimmig mit den vorhandenen Bestandsgebäuden korrespondieren, also mit dem Europa- und dem Deutschlandhaus.“ Darüber hinaus werde die Fläche gut ausgenutzt und der Campusgedanke gut umgesetzt.
Neubauten des EZ-Campus sollen in Holzhybrid-Fertigbauweise entstehen
Neben neuen Büros entstehen im EZ-Campus ein Archiv, Ausstellungsräume, eine Bibliothek, sowie Werkstattbereiche und technische Räume. Die Neubauten sind angedacht als hybrides System aus Holz und Beton in Fertigbauweise. „Ich bin überzeugt, dass die nach höchstem ökologischen Standard zu errichtenden Gebäude auch eine Bereicherung des Stadtbildes sein und für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg einen Gewinn darstellen werden“, so Robert Erfen.
Das wichtige Bauvorhaben wird von der Senatsverwaltung Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen begleitet, nicht vom Bezirk. Manfred Kühne, als Abteilungsleiter verantwortlich für Städtebau und Projekte, sagte zum weiteren Ablauf: „Die Bundesseite gibt in der Umsetzung den Takt vor. Es gibt einen Auftrag an die BIma, die Planungen voranzutreiben.“ Die Senatsverwaltung werde parallel die wesentlichen Merkmale des Siegerentwurfes für den EZ-Campus aufbereiten, um mit dem Bebauungsplanverfahren starten zu können.
Aufstellung des Bebauungsplanes für den EZ-Campus beschlossen
Update vom 09. August 2022: Mit der Entwicklung des EZ-Campus geht es einen Schritt voran. Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, hat den Beschluss über die Aufstellung des Bebauungsplans 2-64 für das vorgesehene, rund 2,6 Hektar große und prominente Areal im Bezirk Berlin-Friedrichshain gefasst. Auf einer Teilfläche zwischen Niederkirchnerstraße, Wilhelmstraße, Anhalter Straße und Stresemannstraße soll ein Erweiterungsneubau für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) errichtet werden, das im sanierungsbedürftigen Europahaus seinen Sitz hat.
Der Raumbedarf liegt bei etwa 67.000 Quadratmetern. Er soll in zwei Bauabschnitten gedeckt werden: durch den Neubau mit rund 36.500 Quadratmetern und durch die Sanierung des bestehenden Europahauses mit circa 30.500 Quadratmetern. Die Fläche für den Neubau wird derzeit als Parkplatz genutzt. Andreas Geisel erklärte: „Mit der Neuorganisation eines Campus für das Bundesministerium entsteht hier im Herzen von Berlin ein Zentrum der Entwicklungsarbeit. Der Bebauungsplan schafft hierzu die nötigen planungsrechtlichen Voraussetzungen und qualifiziert die bisher untergenutzte Fläche im bedeutsamen Stadtraum zwischen dem Martin-Gropius-Bau und der Topographie des Terrors.“
Im Geltungsbereich des Bebauungsplans befindet sich neben dem Europahaus auch das denkmalgeschützte Deutschlandhaus, in dem das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung untergebracht ist. Grundlage für den Bebauungsplan war der Entwurf des Berliner Architekturbüros Henn und von WES Landschaftsarchitekten, die im städtebaulichen Realisierungswettbewerb 2021 den ersten Platz belegten.
Der Bebauungsplan wird nun durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen erarbeitet. Da sich das Grundstück im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) befindet, agiert sie bei dem Vorhaben als Maßnahmenträgerin und Bauherrin. Parallel zum Bebauungsplanverfahren führt der Bund einen Hochbauwettbewerb durch, um den Städtebau für ein nachhaltiges und klimaneutrales Gebäudeensemble zu konkretisieren. Das Vorhaben soll Vorbildwirkung haben.