Das Dorf Feldheim in Brandenburg ist der erste und bislang einzige energieautarke Ort Deutschlands. Im Windpark wird Strom erzeugt und auf Ackerflächen wächst Mais für die Biogasanlage. Zudem verfügt Feldheim nahe Treuenbrietzen im Landkreis Potsdam-Mittelmark über ein eigenes Nahwärmenetz. All das macht das Dorf zu einem Modellort für die Energiewende in Deutschland.
Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden. Das ist ambitioniert und kann nur gelingen, wenn alle Städte und Gemeinden ins Boot geholt werden, um vor allem die Wärmewende zu bewerkstelligen. Ein Modellort macht vor, wie das gelingen könnte: Das kleine Dorf Feldheim hat 130 Einwohner und liegt gut 80 Kilometer südwestlich von Berlin. Es machte Schlagzeilen, als es sich 2010 zum ersten energieautarken Dorf in Deutschland erklärte.
Das energieautarke Dorf Feldheim
Bereits 1995 wurden dort die ersten vier Windräder auf ehemaligen Ackerflächen errichtet. Heute steht dort ein Windpark mit 55 Windkraftanlagen. Er speist CO2-frei erzeugten Strom ins übergeordnete Netz ein, mit dem über Feldheim hinaus rund 55.500 Haushalte versorgt werden können. Ein Regelkraftwerk sorgt für Netzstabilität im dorfeigenen und überregionalen Stromnetz. Zudem erzeugen eine Hackschnitzelheizung sowie eine Biogasanlage, die von der ortsansässigen Agrargenossenschaft Fläming betrieben wird, wetterunabhängig Wärme.
Die Wärme gelangt über ein drei Kilometer langes Nahwärmenetz in die Haushalte Feldheims und die angeschlossenen Bauernhöfe. Ergänzt durch einen Solarpark auf einem ehemaligen Militärgelände wurde somit von Unternehmen, Privathaushalten und Kommune in dem Modellort ein Gesamtkonzept für eine dezentrale, regenerative Energieversorgung verwirklicht. Die Bürger Feldheims gründeten zudem ein eigenes Energieversorgungsunternehmen: die Feldheim Energie GmbH & Co. KG.
Modellort für die Energiewende
In einem ehemaligen Gasthof wurde außerdem das Neue Energien Forum Feldheim, ein Forschungs- und Bildungszentrum für das Thema erneuerbare Energien, eingerichtet. Hier erhält man außerdem fundierte Einblicke in den Modellort und seine Energie-/Wärmeversorgung. Ein Angebot, dass jährlich von rund 5.000 Besuchern aus aller Welt in Anspruch genommen wird. So auch von einer Exkursion nach Feldheim auf Initiative von Dr. Eric M. Tenz, Dezernent für Stadtentwicklung in Oranienburg, und Olaf Lüke, Geschäftsführer der Oranienburg Holding GmbH. Dabei konnten sich Anfang April 2024 auch Vertreter des Stadtverordnetenausschusses für Stadtplanung und Bauen, Wohnungswirtschaft und Ökologie sowie der Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg (WOBA) über die CO2-freie Wärme- und Stromproduktion, das Zusammenspiel der erneuerbaren Energien und ihren Nutzen für die Gemeinschaft informieren.
„Feldheim ist ein gutes Beispiel bei uns in Brandenburg, wie die Energiewende funktionieren kann, wenn alle Beteiligten zusammenwirken und an einem Strang ziehen. Davon können wir lernen. Als Stadt Oranienburg, als Stadtverordnete und als Stadtwerke Oranienburg müssen wir gemeinsam Wert darauf legen, dass wir fachlich immer auf dem neusten Stand sind, damit die anstehenden Diskussionen zur Energiewende fundiert geführt sowie die erforderlichen Entscheidungen gut informiert und zielgerichtet getroffen werden können“, sagt Dr. Eric M. Tenz. Feldheim sei ein guter Ort gewesen, um sich zu allen Fragen der Energiewende intensiv auszutauschen. Zu den Schwerpunkten der Exkursion zählten insbesondere die Themen Freiflächen-Photovoltaik, Windenergie sowie dezentrale Versorgungsnetze.
Oranienburg nimmt sich ein Beispiel an Feldheim
„Unsere Stadtwerke sind an praktischen Lösungen sehr interessiert. In Feldheim haben die Vertreter des Bauausschusses gesehen, welche Möglichkeiten die erneuerbaren Energien bieten und welche Investitionen hierfür notwendig sind. In Oranienburg gehören wir als Stadtwerke gemeinsam mit der Stadt Oranienburg ebenfalls zu den Treibern von erneuerbaren Energien und insbesondere der Kommunalen Wärmeplanung“, sagt Peter Grabowsky, Geschäftsführer der Stadtwerke Oranienburg.
Dabei werden zum Beispiel die Potentiale von Geothermie, Freiflächensolar, Saisonalspeicher oder Großwärmepumpen ausgelotet. Zudem wird bei der Nutzung der erneuerbaren Energien in Oranienburg künftig die Fernwärme ein zentraler Baustein sein und durch dezentrale Wärmenetze ergänzt. Eine Kombination der CO2-freien Energieerzeugung mit einer ergänzenden Biogasanlage, nach dem Beispiel des Modell-Dorfs Feldheim, könne für die Stadtwerke Oranienburg möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt interessant werden, so Peter Grabowsky.