Seit 2014 ist Deutschland eines von fast 20 Ländern, die den traditionsreichen FIABCI Prix d’Excellence als National Award ausloben. In Kooperation von FIABCI (International Real Estate Federation) und dem BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V. wurde damit der erste bundesweite Preis für Projektentwicklungen ins Leben gerufen. Diese werden unter Einbeziehung der Kriterien Architektur, Konzept, Nachhaltigkeit, Innovation, Bauablauf, Markenentwicklung und urbane Integration in den Kategorien Gewerbe und Wohnen honoriert. Der renommierte Preis ging dieses Jahr an folgende Projektentwicklungen.
FIABCI Prix d’Excellence in der Kategorie Wohnen
Gold-Gewinnner: BRICKS in Berlin
An der Hauptstraße in Berlin-Schöneberg wurde das historische Postgelände revitalisiert, mit zwei Neubauten erweitert und die Dächer für die gewerbliche Nutzung aktiviert. Auf rund 32.000 Quadratmetern ist ein modernes, der Öffentlichkeit zugängliches Ensemble mit Büros, Restaurants, Geschäften und Wohnungen entstanden. Der östliche Teil des Grundstücks wurde in den Jahren 1901 bis 1919 nach den Plänen der Architekten Otto Spalding und Luis Ratzeburg für die Deutsche Reichspost erbaut und bis 1932 unter der Leitung des Architekten Fritz Nissle erweitert.
Die im Stil der Moderne gehaltenen Erweiterungsbauten tragen dem Umstand Rechnung, dass die Reichspost zum damaligen Zeitpunkt motorisiert wurde. Abgerundete Baukörper mit stark horizontaler Fassadengliederung bilden einen Kontrast zum ursprünglichen Postamt. Um sich in das bestehende Ensemble einzufügen, erhielten auch die Neubauten Ziegelfassaden, sodass die Tradition der denkmalgeschützten Flächen durch die Revitalisierung behutsam aufgenommen und fortgeführt wird. In Anlehnung an die historischen Hofdurchfahrten erhielt das Gebäude einen großzügigen Durchgang von der Hauptstraße in den Hof.
Architekt: GRAFT Gesellschaft von Architekten | Projektentwickler: Trockland Management GmbH
Silber-Gewinner: th62 - Neubau von sechs Stadthäusern in Berlin
Auf dem Gelände der ehemaligen Engelhardt-Brauerei zwischen Tal- und Neumannstraße in Berlin-Pankow entstand in einer parkähnlichen, autofreien 11.000 Quadratmeter großen Stadtlandschaft ein Ensemble aus sechs freistehenden Stadthäusern, die sich architektonisch zu allen Himmelsrichtungen öffnen. Jedes einzelne der Gebäude verfügt über ein großes Foyer und ein zentrales Atrium mit einer offenen Treppe. Von hier aus werden jeweils 66 unterschiedlich große Wohneinheiten erschlossen.
Bei der Gestaltung der Fassade wurde vorrangig mit thermisch modifizierter Kiefer gearbeitet. So wurde eine offene, mit Vor- und Rücksprüngen gegliederte Fassade mit maximalem Lichteinfall geschaffen. Alle Wohnungen verfügen über umlaufende Terrassen und Balkone, auf denen insgesamt 2.600 Pflanztröge installiert sind. In allen Trögen befinden sich Pflanzungen, die für ein angenehmes Klima und „grüne Fassaden“ sorgen. Über die Jahre werden dort die „hängenden Gärten“ von Pankow entstehen.
Projektentwickler: SmartHoming GmbH | Bauträger: UBM Development Deutschland
Silber-Gewinner: Panta Rhei I und II in Landau
Das ehemalige französische Generalstabsgebäude „Etat Major“, ein Gebäudeensemble in untypischer Midcentury-Modern-Architektur, wurde mit den Baukörpern Panta Rhei I und II zu einem nachhaltigen und architektonisch anspruchsvollen Quartier entwickelt. Die Revitalisierung des denkmalgeschützten Gebäudes und die Nachverdichtung der Flächen erfolgte unter der Prämisse, den Bestand zu erhalten und mit zwei wellenförmigen Neubauten, die auf Bestände, Gebäude und Bewuchs eingehen, zu einem Wohnquartier zu ergänzen. Ein großer Vorteil des Entwurfes sind die variablen Grundrisse im Baukastenprinzip. Das macht Wohnungen kombinierbar.
Architekt: Thorsten Holch | Projektentwickler: ARCHImedes
Bronze-Gewinner: Gustav Brandt'sche Stiftung in Hannover
Das Areal des markanten Bestandsgebäudes der Gustav Brandt’schen Stiftung in Hannovers Süden, gebaut 1937, wurde durch ein Pflegeheim mit 75 Plätzen sowie zwei Wohnneubauten in der Haeckelstraße und am Bischofsholer Damm verdichtet, die mit insgesamt 23 Wohneinheiten das innerstädtische Grundstück aufwerten.
Architekt: Neubauten: (pfitzner moorkens) architekten / Pflegeheim: Kiepke + Neumann architekten / Bestandsgebäude Stiftung: Meinhof Architektur | Projektentwickler: Dr. Meinhof und Felsmann GBS GmbH & Co. KG
FIABCI Prix d’Excellence in der Kategorie Gewerbe
Gold-Gewinner: Konversion des Commerzbank-Hochhauses in Düsseldorf
Das zentral in Düsseldorf gelegene, ehemalige Commerzbank-Hochhaus wurde bis auf den Rohbau zurückgebaut, saniert und für die Nutzung als Hotel zukunftsfähig gemacht. Das 13-geschossige Punkthochhaus befindet sich gegenüber dem Stammsitz der Commerzbank und wurde mit diesem über eine heute noch bestehende gläserne Brücke verbunden, die für die 60er-Jahre neuartig war.
Im Jahr 1998 wurde das Gebäude wegen seiner stilprägenden Konstruktion und insbesondere auch aufgrund seiner innovativen Vorhangfassade unter Denkmalschutz gestellt. Sie gilt als die erste elementierte Hochhausfassade in Deutschland. Zwei Elemente sind für das Design des Gebäudes herausragend: Fassade und Tragwerk. Die vorgefertigten, eloxierten Aluminiumpaneele der Fassade zeichnen sich durch die markant gerundeten Fensteröffnungen aus. Im Zuge der Sanierung wurden die bauzeitlichen Aluminiumtafeln demontiert, aufgearbeitet und in neue Fassadenelemente eingebaut. Das Material konnte somit auch für das zweite Leben der Immobilie wiederverwendet werden. Die Offenheit des vollverglasten Erdgeschosses bleibt auch nach der Sanierung ein zentrales Element, da sich der Vorplatz visuell in die Hotellobby fortsetzt. Heute wird das ehemalige Bürohaus als RUBY-Hotel genutzt.
Architekt: HPP Architekten GmbH | Projektentwickler: Kondus Erste Immobilienbesitz GmbH & Co. KG, vertreten durch Hines Immobilien GmbH
Silber-Gewinner: Neue Höfe Herne
Aus dem ehemaligen Hertie-Warenhaus in Herne ist eine moderne Mixed-Use-Immobilie mit Büros, Gastronomie, Ladenlokalen, Dienstleistung und einem Fitnessstudio entstanden. Die moderne Architektursprache erhält das Denkmal, überwindet aber den Warenhaus-Charakter der 1960-er Jahre und schafft ein zeitgemäßes Gebäude mit hoher Aufenthaltsqualität. Große Glasfronten und zwei offene Lichthöfe, die von oben ins Gebäude geschnitten wurden und ihm seinen Namen geben, schaffen eine freundliche, helle Atmosphäre. Das ehemalige Warenhaus, erbaut 1962, ist das letzte Werk des bekannten Architekten Emil Fahrenkamp. Charakteristisch sind die Lamellen an der Fassade. Diese wurden, um dem Denkmalschutz zu genügen, nach dem Umbau wieder angebracht, jedoch gekürzt, um eine angemessene Belichtung zu ermöglichen.
Architekt: HPP Architekten | Projektentwickler: Landmarken AG
Bronze-Gewinner: Büro- und Geschäftshaus in Hannover
Das 25.000 Quadratmeter große Bauwerk aus fünf oberirdischen Geschossen sowie zwei Tiefgaragenebenen stellt einen selbstbewussten Stadtbaustein am nördlichen Eingang zur Innenstadt Hannovers dar. Das dreieckige Grundstück liegt in direkter Nachbarschaft zu den prägenden Gebäuden der Continental AG. Das Büro- und Geschäftshaus reicht bis an die Grundstücksgrenze heran und umfasst einen großen, geschützten Hof. Das Gebäude wurde als Solitär in offener Bauweise geplant. Abgerundete Ecken fügen es auf organische Weise in seine Umgebung ein. Zwei großzügige Öffnungen in den beiden unteren Geschossen laden die Öffentlichkeit in das Haus und die Geschäfte ein. Die oben anschließende Fassade von Büro und Hotel ist im Kontrast dazu geschlossener gestaltet.
Architekt: léonwohlhage Architekten GmbH | Projektentwickler: LIST Develop Commercial GmbH & Co. KG
Sonderpreis „Langer Atem“: Altstadtquartier am Georgsturm in Erfurt
Die Entdeckung eines romanischen Kellers im Sommer 2015 und die bis zu 1.800 Jahre alten Fundstücke änderten alle Pläne für den Neubau der geplanten Mietwohnungen an der Georgsgasse in Erfurt. Nach umfangreicher Umplanung und Sicherung der Fundstücke entstand die neue Wohnbebauung, mit 37 Eigentumswohnungen und einer Gewerbeeinheit, die eine Lücke im Erfurter Andreasviertel schließt. Das stilvolle Gebäudeensemble aus einem Blockrand und zwei Hofhäusern im Innern bindet die Fundstelle des romanischen Kellers ein und gliedert sich organisch in die historische Altstadt ein.
Architekt: Hauschild Architekten BDA | Projektentwickler: Gemeinnütziges Siedlungswerk GmbH
Sonderpreis für bezahlbares Bauen: Wohnhaus I Gerhard-Uhlhorn-Kirche in Hannover
Viele Kirchen werden in der heutigen Zeit in ihrer originalen Funktion als Ort des Gebets und Gottesdienstes nicht mehr genutzt. Die Sakralgebäude sind Teil einer Baugeschichte und prägen Stadtbilder. Deshalb ist es umso wichtiger, zeitgemäße Nutzungskonzepte zu erarbeiten, um Kirchenräume zu reaktivieren. Die Eingliederung von Wohnraum in einen ehemaligen Sakralbau macht diesen Umbau in Hannover innovativ. Das Sichtbarlassen von Spuren sowohl der alten Konstruktion als auch neuer Eingriffe findet sich überall im Gebäude wieder. Die 27 Zimmer auf zwei Etagen im ehemaligen Kirchenraum sind als Haus im Haus Prinzip ebenso wie die zwei Gemeinschaftsküchen wärmegedämmt gebaut. Der großzügige Zwischenraum des Kirchenschiffs dient als Wetterhülle und ungedämmter Übergangsraum.
Architekt: [pfitzner moorkens] architekten | Projektentwickler: Dr. Meinhof und Felsmann GBS GmbH & Co. KG
Sonderpreis Innovation: Gymnasium Frankfurt Nord in Frankfurt am Main
Europas größte Schule in Holzmodulbauweise steht im Frankfurter Stadtteil Westhausen. Das achtzügige Gymnasium mit Mensa und Drei-Feld-Halle bietet 2.000 Schülerinnen und Schülern einen Ort zum Lernen. Das Gymnasium Frankfurt Nord wurde innerhalb weniger Monate aus Holz-Beton-Hybridmodulen errichtet. Als Interimslösung geplant, geht die Qualität des Baus weit über ein Provisorium hinaus. Neben der durchdachten Anordnung der Bauvolumina ist die innovative Beschaffenheit der Beton-Holz-Hybridmodule entscheidend: Sie vereint die Vorteile des ökologischen Holzbaus mit denen des Massivbaus und ermöglicht einen hohen thermischen und akustischen Komfort. In den Holz-Beton-Verbunddecken ist ein mit Wasserleitungen funktionierendes Heiz- und Kühlsystem integriert. Dieses System benötigt rund 30 Prozent weniger Energie als eine mechanische Luftkühlung mit integrierter Nachtauskühlung.
Architekt: raumwerk & SPREEN Architekten Arbeitsgemeinschaft | Projektentwickler: Stadt Frankfurt am Main - Amt für Bau und Immobilien