Deutschlandweit ist Berlin die Stadt mit den meisten Co-Working-Spaces. Auch im europäischen Vergleich muss sich die Bundeshauptstadt nicht verstecken. Einige Zahlen.
Über die tatsächliche Anzahl der Co- Working-Spaces in Berlin existieren unterschiedliche Angaben. Catella Research zählte 103 Standorte, laut JLL waren es im Sommer vergangenen Jahres bereits 131 Spaces mit einer Gesamtfläche von 213.000 Quadratmetern und 24.700 Arbeitsplätzen. Die Abweichungen resultieren aus der rasanten Entwicklung, die Co-Working in Berlin nimmt: Fast wöchentlich werden neue Co-Working-Center eröffnet oder angekündigt. So gab der Anbieter Regus kürzlich die Anmietung einer 6.500 Quadratmeter großen Bürofläche in Mitte bekannt.
Nach der Fertigstellung des Fürst (ehemals Ku’damm- Karree) bietet rent24 dort auf 9.500 Quadratmetern flexible Arbeitsplätze an. Drei weitere Standorte des Unternehmens befinden sich in der Pipeline. Der Anbieter We- Work kündigt auf seiner Internetseite fünf neue Adressen in Berlin an. Am Potsdamer Platz betreibt WeWork mit 13.000 Quadratmetern auf 14 Etagen den aktuell größten Co-Working-Space Deutschlands.
Berlin besitzt mit Abstand die meisten Co-Working-Spaces aller deutschen Städte, gefolgt von Frankfurt und München. Europaweit kommt die Bundeshauptstadt immerhin auf den fünften Platz, liegt aber weit abgeschlagen hinter Spitzenreiter London, der etwa doppelt so viele Co-Working-Center (257) vorweisen kann. 2018 fielen laut BNP Paribas 12,4 Prozent des Berliner Flächenumsatzes im Segment Büroimmobilien auf die Co-Working-Branche. Damit rangiert diese zwar hinter IuK-Technologien und der öffentlichen Verwaltung, trotz einer insgesamt deutlich niedrigeren Vertragszahl, aber noch vor den Industrie- und Bauunternehmen.
Der Grund liegt in den vergleichsweise großen Flächen, die Co-Working-Anbieter für gewöhnlich anmieten. Gemessen am deutschen Büroflächengesamtmarkt, erwartet Catella Research, dass flexible Workspaces 2019 einen Anteil von rund 4,8 Prozent erreichen werden. Trotz des Booms liegt der Anteil von Co-Working-Spaces am europäischen Büromarkt weiterhin unter zwei Prozent.
Berlin befindet sich laut Catella Research im fortgeschrittenen Stadium eines für Gründerstädte typischen Co-Working- Zyklus. Am Beginn dieser Entwicklung konzentrieren sich die wenigen Angebote auf die innenstadtnahen Geschäftsbezirke. Mit steigender Anzahl breiten sich Co-Working- Flächen auch in weniger attraktive Lagen bis in die Peripherie aus. In den Städten mit den meisten Angeboten eröffnen neue Co-Working-Spaces hauptsächlich wieder im Central Business District – so auch in Berlin. Diese Standorte werden am stärksten nachgefragt, da die anspruchsvolle Kundschaft nach Urbanität und einer optimalen Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr verlangt.
Wie Colliers in einer Studie über die Zukunftsfähigkeit von Co-Working-Centern herausfand, nutzen keineswegs nur Freelancer und Startups die flexiblen Arbeitsflächen. Fast zwei Drittel der Kundschaft rekrutieren sich aus Großkonzernen und etablierten Klein- und Mittelunternehmen, die vor allem für temporäre Projektteams Flächen anmieten. In Berlin nutzen laut Catella Research neben Großunternehmen auch Selbstständige sowie die starke Gründerszene die Spaces. Die Nutzer können in der Hauptstadt auf ein breit gefächertes Angebot zurückgreifen, das von Fab-LABs über Only-Frauen-Spaces bis hin zu Non-Profit-Spaces reicht.
Der Preis für einen flexiblen Arbeitsplatz (Flex Desk) liegt in Berlin zwischen 130 und 380 Euro pro Monat. Für einen festen, personenbezogenen Arbeitsplatz (Fix Desk) werden monatlich zwischen 265 und 400 Euro aufgerufen. Ein Tagesticket kostet zwischen zehn und 25 Euro. Damit gehört Berlin bundesweit zu den günstigsten Co-Working- Städten. Zum Vergleich: In München zahlt man für einen Flex Desk 250 bis 400 Euro im Monat, für einen Fix Desk 400 Euro und mehr.