Francesco Fedele, CEO der BF.direkt AG, ist ein Mann der klaren Worte. Im Gespräch mit IMMOBILIEN AKTUELL erklärt er auf der EXPO REAL 2022 seine gewagte These.
„Ich weigere mich von einer Krise zu sprechen, denn es gibt keine Krise.“
Mit diesem Satz hat sich Francesco Fedele direkt in eine Sonderstellung gebracht, denn so klar formuliert es niemand auf der EXPO REAL. Der CEO der BF.direkt AG sagt: „Natürlich ist es spaßbefreit jetzt in eine Projektentwicklung zu gehen. Von einer Krise spreche ich aber erst dann, wenn der Mietmarkt zusammenbricht und parallel die Zinserhöhungen weitergehen.“
Bereinigung: „Den Glücksrittern wird der Markt wegschwimmen“
Eher sieht der Experte eine Bereinigung. „Wem der Markt wegschwimmen wird, das sind die Glücksritter, die keine Kompetenz im Bauen und kein Eigenkapital haben.“ Qualität sei jetzt gefragt, genau wie der Drang nach erhöhter Sicherheit. Das zeigt sich unter anderem im Einsatz – auch wegen der steigenden Baukosten – von Modulbau. Dazu kommen mehr Eigenkapital, der Ruf nach staatlicher Förderung und ESG-Konformität. „Letztere steht bei Investoren mehr im Vordergrund als die Rendite.“ Ob das jedoch in der kompletten Branche angekommen ist, darf bezweifelt werden.
Die Finanzierung muss gesund sein
„Auch bei uns herrschte zwei Monate Schockstarre. Wir haben viel überlegt, was wir für unsere Kunden tun können. Die Empfehlung ist ganz klar: Die Finanzierung muss gesund sein, und das geschieht nun mal meist durch Eigenkapital.“ Die Stimmung sei in Anbetracht der aktuellen Situation zweigeteilt. Auf der einen Seite die Projektentwickler, die versuchen, ihre Projekte nach hinten zu verschieben. Das kann funktionieren, aber nicht bei allen. „Wer Förderungen drin hat, muss irgendwann bauen“, so Francesco Fedele.
Auf der anderen Seite die Bestandshalter. „Die positive Nachricht dieser Tage ist, dass die Mieten stabil sind, damit der größte Teil des Cashflows gesichert ist. Die energetische Sanierung, die zwingend ansteht, ist daraus allerdings nicht finanzierbar. Das ist die eher schlechte Nachricht.“
Und noch zwei Prognosen wagt Francesco Fedele: Er glaubt, dass es in Zukunft keine großen Portfolien mehr geben werde, deren Zeit sei vorbei. Zudem steigen die Zinsen nicht mehr wesentlich weiter.