Wo früher auf der Investorenkarte ein weißer Fleck war, tummeln sich seit geraumer Zeit diverse Entwicklungen – auch im Logistiksektor: Ostbrandenburg mit seinem Oberzentrum Frankfurt (Oder) hat in den vergangenen Jahren bereits über 1,5 Milliarden Euro an Investitionen in verschiedenste Projekte der gewerblichen Wirtschaft verzeichnen können. Einer der jüngsten Entwicklerpioniere in der Region ist das Unternehmen ALCARO aus Rösrath bei Köln. Eine selten anzutreffende, herzliche Verbundenheit zwischen Investor und Politik demonstrieren Peter Bergmann und Arne Haeger von ALCARO im Gruppeninterview mit dem Frankfurter Oberbürgermeister René Wilke und Christopher Nüßlein, Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsfördergesellschaft Investor Center Ostbrandenburg GmbH (ICOB).
Ende 2022 wurde die erste von künftig voraussichtlich fünf Hallen im Güterverkehrszentrum Frankfurt (Oder), unmittelbar an der A12 auf Höhe der Autobahnauffahrt Frankfurt (Oder)-West gelegen, fertiggestellt, die ALCARO unter dem Markennamen „Log Plaza“ gemeinsam mit der städtischen Wirtschaftsförderung national und international vermarktet. Zuvor hatte der Logistikentwickler aus dem Rheinland bereits in Großbeeren südlich von Berlin erste Erfahrungen mit dem Standort Brandenburg sammeln können. „Die Logistikregion Berlin-Brandenburg zählt mittlerweile zu den führenden Standorten in Deutschland. Ostbrandenburg bietet eine gelungene Kombination aus verfügbaren Flächen für einen günstigen Einstieg gepaart mit einer Investorennähe durch Politik und Verwaltung, die bundesweit ihresgleichen sucht“, erklärt Peter Bergmann, kaufmännischer Projektleiter des Log Plaza Frankfurt (Oder).
Log Plaza Frankfurt (Oder) wächst auf über 200.000 Quadratmeter Nutzfläche
Die ALCARO-Investition erstreckte sich zunächst auf eine Fläche von 34 Hektar und umfasste die ehemalige Lkw-Vorstaufläche für Güterverkehr zwischen Deutschland und Polen, also der Ort, an dem vor dem Beitritt Polens zur EU, die Lastkraftwagen von der Autobahn für die Grenzabfertigung geholt wurden. Mittlerweile ist das Portfolio an dem Standort um weitere zehn Hektar Grundstücksfläche angewachsen. Das Projekt besteht aus fünf, perspektivisch vielleicht sogar sechs Hallen: Halle A ist mit rund 47.000 Quadratmetern Nutzfläche bereits vollständig vermietet, die im Bau befindliche Halle B umfasst rund 90.000 Quadratmeter und für Halle C (rund 20.000 Quadratmeter) laufen derzeit die letzten Genehmigungsprozesse. „Am Ende werden wir im Log Plaza Frankfurt (Oder) auf über 200.000 Quadratmeter Nutzfläche kommen“, sagt Peter Bergmann. Arne Haeger, technischer Projektleiter bei ALCARO, verweist stolz auf die Nachhaltigkeitsfakten der Objekte: „Flächendeckende Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern, Wärmepumpen, Fußbodenheizung bei gleichzeitig erhöhter Bodenbelastbarkeit von 7,5 Tonnen pro Quadratmeter und Aufladestationen für Elektromobilität, vom Fahrrad bis zum Lkw, zählen zur Standardausstattung der Log Plaza-Produktreihe. Damit haben wir das DGNB-Goldzertifikat für Frankfurt (Oder) erhalten“, so der Projektleiter.
"Bei uns stimmen die Standortbedingungen und Voraussetzungen für leistungsfähige Lieferketten"
Ungefähr gleichzeitig zum ALCARO-Engagement in Frankfurt (Oder) trat René Wilke im Jahr 2018 sein Amt als Oberbürgermeister der rund 60.000 Einwohner zählenden Stadt an, die sich bereits seit vielen Jahren gemeinsam mit ihrer polnischen Nachbarstadt Slubice als europäische Doppelstadt vermarket. Der parteilose Politiker erkannte die Notwendigkeit für eine eigene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Oderstadt und machte sich an eine großvolumige Flächenausweisung und -zusammenführung aus Grundstücken, die zuvor in den Händen von Privatleuten und des Bundes waren. Es galt, die Nähe zu Polen für den Wirtschaftsstandort zu nutzen. „Das Log Plaza Frankfurt (Oder) stärkt die Positionierung unserer Region sowohl als Logistik- als auch als Industriestandort. Mit dem neuen Mega-Bauabschnitt signalisieren wir gemeinsam auch der Industrie, dass bei uns die Standortbedingungen und Voraussetzungen für leistungsfähige Lieferketten stimmen.“, so Wilke.
Die Logistikregion profitiert von einer multiplen Verkehrsanbindung: Neben der Kreuzung aus der Autobahn A12 in Ost-West-Richtung, der Bundesstraße B112n in Nord-Süd-Richtung und der Nähe zum Flughafen Berlin-Brandenburg (BER, Willy Brandt) ist der Standort auch gut über die Schiene erreichbar. Die Stadt verfügt sogar über ein eigenes Terminal für Kombinierten Verkehr (KV), das vom polnischen Unternehmen PCC Intermodal aus Gdynia (Danzig) betrieben wird. PCC bewirbt den Standort mit Distanzen von 100 Kilometern bis Berlin, 200 Kilometern bis Dresden und bis zum Ostseehafen Stettin sowie in alle wichtigen polnischen Wirtschaftszentren. „Frankfurt (Oder) ist an alle europäischen Überseehäfen als sogenannter Seehafen-Hinterlandstandort angebunden“, kommentiert René Wilke. Es gibt täglich Güterzugverbindungen nach Hamburg und Rotterdam beziehungsweise Antwerpen.
Ziel: hoher Grad an Diversifizierung in Unternehmensbesatz
Die Hallenflächen im Log Plaza Frankfurt (Oder), aber auch die noch freien Industrie- und Gewerbeflächen in der Stadt, eignen sich hervorragend für Zulieferer, die mit der Tesla-Gigafactory im knapp 75 Kilometer entfernten Grünheide in Verbindung stehen. Gleichwohl setzt die Region spätestens seit dem Niedergang der Solarindustrie in Deutschland vor rund zehn Jahren auf einen hohen Grad an Diversifizierung in ihrem Unternehmensbesatz.
Zu den jüngsten Investitionsprojekten am Standort zählt die Erweiterung des japanischen Kabel- und Steckverbindungsherstellers Yamaichi Electronics, das auf Nachhaltigkeit in der Kaffee- und Teekapselindustrie fokussierte Unternehmen UniCaps oder auch das auf serielle Sanierung von Mehrgeschosswohnungsbauten spezialisierte Unternehmen B&O Holzbau GmbH. „Der Branchenmix verbunden mit leistungsfähigen Verkehrsträgern sind uns ein wichtiges Anliegen“, erklärt ICOB-Geschäftsführer Christopher Nüßlein. Die Multimodalität mit Straße und Schiene im Güterverkehrszentrum Frankfurt (Oder) bietet Unternehmen Transportalternativen und Transportsicherheit gleichermaßen. Dies ist heutzutage ein entscheidendes Kriterium im internationalen Standortwettbewerb und Voraussetzung für die Ansiedlung von Logistik und produzierendem Gewerbe.“
Sowohl der Oberbürgermeister als auch die Kommunalpolitik haben die Chancen erkannt, die sich aus der gesteigerten Aufmerksamkeit rund um das Log Plaza Frankfurt (Oder) ergeben können. „Unmittelbar angrenzend an das Log Plaza Frankfurt (Oder) entwickeln wir als Stadt gemeinsam mit Unterstützung des Landes Brandenburg ein neues Industriegebiet an der A12 mit einer Nettoansiedlungsfläche von über 46 Hektar. Synergieeffekte zwischen beiden Arealen sind greifbar. Gemeinsam wollen wir hier mit innovativen Unternehmen neue und zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen“, so René Wilke.