Halle: Alte Porzellanfabrik erwacht aus dem Dornröschenschlaf

Halle: Alte Porzellanfabrik erwacht aus dem Dornröschenschlaf

Halle: Alte Porzellanfabrik erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Die stillgelegte Porzellanfabrik könnte zum attraktiven Standort für Betreutes Wohnen entwickelt werden. Copyright: Tom Dachs

Mit der ehemaligen Lettiner Porzellanfabrik wartet am nordwestlichen Stadtrand von Halle an der Saale ein außergewöhnliches Asset darauf, sein verborgenes Potenzial vollständig zu entfalten.

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Aus seinem Dornröschenschlaf erwachte das Gelände der 1990 stillgelegten Fabrik schon 2015, als mit Achmed Großer und seinem Geschäftspartner zwei Unternehmer das Terrain erwarben, die fest entschlossen waren, ihm neues Leben einzuhauchen. Achmed Großer und sein Team schafften es, die zahlreichen Werksgebäude mit einem bunten Mix an Unternehmen zu beleben. Entstanden ist ein kleiner Gewerbepark mit einem Helikopter-Flugdienst für medizinische Transporte und Personenverkehr. Weiterhin ansässig ist ein Startup mit einem innovativen Patent auf druckbetankte Sicherheitssysteme, die ein erhebliches Marktpotenzial besitzen. Diese Systeme wurden nicht nur in dem Gewerbepark entwickelt, sondern sollen künftig in den vollständig sanierten Werkhallen produziert werden.

Daneben haben sich weitere kleinere Unternehmen angesiedelt - vom Tiefbau über Oberflächentechnik, Kfz-Reparatur bis zu einer Tierarztpraxis mit Kundenparkplätzen. Damit sind die Potenziale des Standortes aber noch lange nicht ausgeschöpft, im Gegenteil: Drei jetzt zum Verkauf stehende Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 45.200 Quadratmetern im östlichen Teil des Geländes bieten so vielversprechende Perspektiven, dass Standortverwalter Achmed Großer ins Schwärmen gerät: „Hier bestünde die Möglichkeit, in einer Kombination von sanfter gewerblicher Nutzung mit Einkaufsgelegenheiten und Betreutem Wohnen, ergänzt durch altersgerechte Dienstleistungen sowie einem attraktiven gastronomischen Angebot, ein für Halle einzigartiges, lebendiges Konzept umzusetzen, das Wohnen, Leben, Einkaufen und Arbeiten verbindet.“

Die 5.000 Quadratmeter große Halle dient noch als Unterstellmöglichkeit für Campingmobile. Copyright: Tom Dachs
Die 5.000 Quadratmeter große Halle dient noch als Unterstellmöglichkeit für Campingmobile. Copyright: Tom Dachs

Spuren des Porzellans in stillgelegter Lettiner Porzellanfabrik noch immer allgegenwärtig

Kernstück ist eine circa 17.200 Quadratmeter große Fläche direkt südlich der Schiepziger Straße, von der über 13.300 Quadratmeter bebaut sind – und zwar im Wesentlichen mit dem zweistöckigen ehemaligen Fertigungsgebäude, einer rund 5.000 Quadratmeter großen Halle, diversen Lagerflächen, einigen Erweiterungsbauten und einem Haus, das zu DDR-Zeiten Sitz der Werksleitung war.

In der alten Fabrik stößt man noch heute auf Schritt und Tritt auf die Spuren der Porzellanherstellung: Regale und Tische, auf denen sich Formen türmen, ein Gebläse zum Trocknen der fertigen Ware sowie stapelweise Säcke mit den Ausgangsstoffen Kaolin, Feldspat und Quarz. Hier zeigt sich die Tragkraft der Zwischendecken, auf denen früher das Gewicht von Brennöfen, Material und tonnenschwerem Geschirr lastete. Sie sind ebenso massiv wie das Skelettbetongerüst, aus dem das gesamte Gebäude besteht.

Betreutes Wohnen, Cafeteria, Handel und mehr: Viele Revitalisierungsideen für Porzellanfabrik in Halle

„Diese Bausubstanz ist auch Jahrzehnte später noch absolut trocken und intakt. Da die Konstruktion überwiegend freitragend ist und es nur wenige Zwischenwände gibt, können Grundrisse sehr flexibel geplant werden. Das nicht denkmalgeschützte Gebäude eignet sich daher perfekt für eine Wohnnutzung, beispielsweise für Betreutes Wohnen, was in dem als Gewerbefläche ausgewiesenen Gebiet ohne weiteres realisierbar wäre“, erläutert Achmed Großer. Vertikale Schächte für Versorgungsleitungen und Haustechnik sowie zwei Lastenaufzüge sind ebenso vorhanden wie helle, mit großen Fenstern ausgestattete Räumlichkeiten, deren Grundrisse sich nach Belieben gestalten lassen.

Blick auf das Gelände der Lettiner Porzellanfabrik von Nordosten. Copyright: Tom Dachs
Blick auf das Gelände von Nordosten. Copyright: Tom Dachs

Und die vorhandene Substanz bietet weitere Möglichkeiten: „Aus der ehemaligen Werksküche, der Kantine mit verglastem Wintergarten und begrüntem Innenhof könnte wieder eine Caféteria als Ort der Begegnung entstehen“, sagt Achmed Großer, der auch genug Fantasie besitzt, um sich vorzustellen, dass aus den ehemaligen Büroräumen im zweistöckigen Altbau an der Schiepziger Straße ein Restaurant mit mediterraner Küche werden könnte – inklusive Dachterrasse mit Aussicht auf den nahen Petersberg.

Ins Schwärmen kommt er auch beim Blick auf die östlich der alten Fabrik gelegenen, 100 Meter langen und 50 Meter breiten Halle, die kurz vor der Wende ebenfalls in massiver Skelettbetonbauweise errichtet wurde. Ihr Dach wird nur durch eine Reihe Mittelpfeiler gehalten, wodurch rechts und links davon jeweils 25 Meter überspannte Fläche zur flexiblen Nutzung zur Verfügung stehen. Hier könnte beispielsweise ein Bau- oder Gartenmarkt einziehen.

Kontakt für Interessenten

Rüdenburg Verwaltungs GmbH
Achmed Großer
Schiepziger Straße 59
06120 Halle / Saale
Telefon: 0178 4830694

Zur Schiepziger Straße hin bietet die Halle zusätzlich die Möglichkeit, in den rund sechs mal zwölf Meter großen Einheiten Handel und Gewerbe mit direkt angrenzenden Lagerflächen anzusiedeln. Auch hier sind die Zuschnitte veränderbar. „Die großen Bau- und Gartenmärkte liegen fast ausschließlich im Osten der Stadt. Das westliche Gebiet, wozu Halle-Neustadt gehört, ist hingegen unterversorgt“, stellt Achmed Großer fest.

Hier bestehe also Nachfrage und Potenzial, denn die Leute wollten „nicht wegen jeder Schraube über die Saale fahren“, wie er sagt. Raum für Parkflächen beziehungsweise für weiteren großflächigen Einzelhandel zur Nahversorgung ist ebenfalls ausreichend vorhanden, denn angrenzend in südlicher Richtung stehen zwei weitere, jeweils rund 14.000 Quadratmeter große, fast unbebaute Grundstücke bereit. Eines ist als gewerbliches Bauland ausgewiesen und teilweise erschlossen; die andere Fläche besitzt derzeit den Status einer gewerblich-landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Potenzial zur Erzeugung von Solarstrom

Lettiner Porzellanfabrik im Inneren.
Durch die Skelettbetonbauweise können im alten  Fabrikgebäude flexible Grundrisse für eine Wohnnutzung geplant werden. Copyright: Tom Dachs

Achmed Großer weist auf den Aspekt der Nachhaltigkeit hin: „Ein Abriss der vorhandenen kerngesunden Bausubstanz für einen späteren Neubau wäre pure Energieverschwendung.“ Stattdessen könne an Ort und Stelle sogar Strom produziert werden, denn schätzungsweise 12.500 Quadratmeter der unverschatteten Dachflächen, die eine hohe Traglast aufnehmen können, eignen sich für die Installation von Solaranlagen. Das ehemalige Werksgelände verfügt sogar über einen Mittelspannungsanschluss, so dass der erzeugte Strom direkt ins Netz eingespeist werden könnte.

„All dies zeigt, wie vielfältig die Potenziale an diesem besonderen Standort sind“, so Achmed Großer, der selbst auf dem Gelände den eingangs erwähnten Hubschrauber-Flugdienst betreibt und die Patente für druckbetankte Sicherheitssysteme (Rollgitter und ein spezielles Fahrradschloss) besitzt, die er vor Ort produziert. „Damit bin ich vollständig ausgelastet, so dass mir leider keine Zeit bleibt, dieses tolle Areal weiterzuentwickeln. Aber ich bin sicher: Die Scherben der ehemaligen Porzellanfabrik werden Glück bringen.“ Die Geschichte des traditionsreichen Areals ist also noch lange nicht zu Ende – es wird gerade ein neues Kapitel aufgeschlagen.

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