Die Stadt Frankfurt am Main präsentierte am Donnerstag, den 7. März 2024, den Entwurf für einen neuen Hochhausentwicklungsplan. Der Rahmenplan ermöglicht eine Weiterentwicklung der Frankfurter Skyline und sieht die Möglichkeit von 14 zusätzlichen Hochhausprojekten vor. Zehn Türme von bis zu 200 Meter Höhe könnten demnach neu gebaut und vier bestehende Hochhäuser auf bis zu 210 Meter Höhe aufgestockt werden. Insgesamt sind sogar 26 neue Hochhäuser möglich, wurden doch zwölf Projekte aus dem bislang gültigen Rahmenplan nicht realisiert.
Eine Neuerung im neuen Hochhausentwicklungsplan ist der Verzicht auf Abriss und Neubau durch die erstmaligen Aufstockungen an vier Standorten, um den Verbrauch an grauer Energie zu minimieren und Flächen effizient zu nutzen.
Der Entwurf des Hochhausrahmenplans sieht in zwei Stadträumen die Möglichkeit für neue Hochhäuser vor:
- In dem Cluster rund um das Bankenviertel Richtung Westen: Hier sehen die Planungen Verdichtung und Arrondierung vor.
- in dem Gebiet rund um die Europäische Zentralbank (EZB): Hier wird eine behutsame Integration neuer Hochhäuser am Rand des Osthafens und am Ostbahnhof im Osten angestrebt.
Die Pläne im Einzelnen: Hier kann sich Frankfurt neue Hochhäuser vorstellen
Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main, zum Cluster rund um das Bankenviertel: „Entlang der Wallanlage soll eine Hochhauspromenade entwickelt werden. In den unteren Geschossen der Hochhäuser sollen entlang der neuen Promenade Nutzungen für die Öffentlichkeit angeordnet werden. Zum Beispiel Kultur- und Bildungseinrichtungen, aber auch Sport und Gastronomie. Das Innenstadtcluster soll so räumlich weiterentwickelt werden.“
Rund um die EZB sind vier niedrigere Hochhäuser vorgesehen. Am Hafen sollen in den unteren Geschossen der neuen Hochhäuser gewerbliche und hafenaffine Nutzungen untergebracht werden. Am Hauptbahnhof soll ebenfalls ein weiteres Hochhaus entstehen, das funktional mit dem Haupt- und Busbahnhof verbunden wird, die unfreundliche Situation am Busbahnhof entscheidend verbessert und durch direkte Zugänge zum Hauptbahnhof einen qualitativen Zugewinn für den fußläufigen Verkehr bringt. Dieser Standort - wie einzelne andere auch - steht unter dem Vorbehalt der DB-Planungen im Frankfurter Untergrund.
Die Hochhaus-Standorte aus dem neuen Hochhausentwicklungsplan 2024 im Überblick
Standort | Neubau/Aufstockung | Höhe in Meter |
Mannheimer Straße 35 | Neubau | 160 - 200 |
Münchener Straße 1-5, Gutleutstraße 2 | Aufstockung | 120 |
Neckarstraße, Jürgen-Ponto-Platz | Neubau | 60-90 |
Gallusanlage 8 | Neubau | 170 |
Taunusanlage 8 | Aufstockung | 145 |
Taunusanlage 9-10 | Aufstockung | 210 |
Neue Mainzer Straße 29-31, Kaiserstraße 28-30 | Neubau | 195 |
Kaiserstraße 26 | Aufstockung | 135 |
Neue Mainzer Straße 53-55 | Neubau | 175 |
Junghofstraße 13-15 | Neubau | 150 |
Sonnemannstraße 20 / EZB | Neubau | 120 |
Ferdinand-Happ-Straße 3 | Neubau | 60 |
Mayfarthstraße | Neubau | 70 |
Lindleystraße 1-3 | Neubau | 50 |
Hochhausplanung als städtebauliche Zielplanung
Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Martin Hunscher, bekräftigt, dass es sich bei der Hochhausplanung um eine städtebauliche Zielplanung handele: „Wir haben stets die Weiterentwicklung der Skyline als stadträumliche Gesamtkomposition im Auge, aber ebenso die stadträumliche Verbesserung an den Standorten, für die neue Hochhäuser vorgeschlagen werden.“
Simon Witsch, planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Frankfurter Rathaus: „Die Frankfurter lieben ihre Skyline, die wir nun maßvoll weiterentwickeln werden. Der vorgelegte Entwurf bekennt sich zur Skyline als Wirtschaftsmotor und Wahrzeichen unserer Stadt, setzt aber auch klare räumliche Grenzen für zukünftige Hochhäuser und gibt Planungssicherheit. In gewachsenen Wohngebieten oder dem historischen Stadtkern wird es daher keine neuen Hochhausstandorte geben. Durch Aufstockungen beschreiten wir innovative und nachhaltige Wege der Hochhausentwicklung, die es in Deutschland noch nicht gegeben hat. Gleichzeitig hält der Entwurf mit der Hochhauspromenade zwischen Willy-Brandt-Platz und Taunusanlage sowie dem Solitär am ehemaligen Campanile-Standort/Bahntower Frankfurt einige Highlights bereit. Es liegt dann an den Investoren, die Möglichkeiten des Rahmenplans zu nutzen, so wurden weiterhin einige Standorte aus dem alten Rahmenplan noch nicht realisiert.“
Sebastian Papke von der FDP greift dies auf: „Auf Grund der Wirtschaftslage wurden die Potentiale des letzten Hochhausrahmenplanes leider nicht vollends ausgeschöpft (zwölf vorgesehene Gebäude stehen demnach noch aus). Vor diesem Hintergrund haben wir uns dazu entschlossen, die Möglichkeiten von Neuentwicklungen zu reduzieren, um die Fortsetzung der noch nicht realisierten Projekte aus dem Hochhausentwicklungsplan von 2008 nicht zu gefährden.“
Rahmenplan behandelt Hochhäuser wie Quartiere
- Commerzbank Tower (259 Meter)
- Messe Turm (256,5 Meter)
- Westendstraße 1 (208 Meter)
- Tower 185 (200 Meter)
- Main Tower (200 Meter)
- ONE (190,9 Meter)
- Omniturm (189,9 Meter)
- Trianon (186 Meter)
- Neubau der Europäischen Zentralbank (185 Meter)
- Grand Tower (180 Meter)
Hochhäuser sollen als integraler Bestandteil des städtischen Lebens verstanden werden und einen Beitrag zur lebenswerten und nachhaltigen Stadtentwicklung leisten. Der Rahmenplan sieht daher die Entwicklung von nutzungsgemischten Hochhäusern vor, die die Charakteristika von Quartieren aufnehmen. Dies beinhaltet eine angestrebte Vielzahl von Nutzungen wie Büros, Wohnungen, Einzelhandel, Freizeiteinrichtungen, Kultureinrichtungen und öffentliche Räume, die in den Hochhäusern integriert werden sollen.
Unter Öffentlichen Bereiche werden Bereiche im und um das Gebäude herum verstanden, wie beispielsweise Dachterrassen, Innenhöfe, Arkaden und Gärten. Sie sollen als Orte der Begegnung entwickelt werden, um neue Aufenthaltsqualitäten und Synergien zu schaffen.
Um den Klimaschutzzielen der Stadt gerecht zu werden, werden zukünftige Projekte entsprechend eines bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkks) registrierten Nachhaltigkeitsbewertungssystems umgesetzt und zertifiziert werden. Dies soll einen neuen Standard setzen und die Zukunftsfähigkeit der Stadt Frankfurt stärken. Um Spekulationen zu verhindern, werden Realisierungsprozesse, bestehend aus Voruntersuchungen, Machbarkeitsstudien und frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligungen vorgeschlagen, die den Realisierungswillen potentieller Investoren überprüfen sollen. In diesem Zusammenhang hat die Realisierung von Projekten in der Stadt einen klaren Vorrang vor dem Handel mit Baurechten.
Der Entwurf wird nun zeitnah der Stadtverordnetenversammlung und den zuständigen Ausschüssen zur Beratung und Beschlussfassung übergeben.