Für die einen ist es das spannendste Großprojekt in der Hauptstadt, für die anderen zu viel Büro-Neubau auf engem Raum: das Hochhausquartier Urbane Mitte am Gleisdreieck. Nach rund sieben Jahren Vorlauf und öffentlicher Diskussion peilen die Planer den Baubeginn für das Baufeld Süd am Gleisdreieck 2022 an.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Potsdamer Platz wird mit der Urbanen Mitte am Gleisdreieck in den nächsten vier bis fünf Jahren ein zweites Hochhausquartier entstehen.
Hochhausquartier Urbane Mitte am Gleisdreieck umfasst sieben Hochpunkte
Das Großprojekt Urbane Mitte der COPRO Projektentwicklung umfasst sieben Gebäude mit 25 bis 90 Metern Höhe und einen Bahnhof mit Viadukten. Das Ziel: ein attraktives Stadtquartier an einem wichtigen Umsteigepunkt im Zentrum Berlins. Die architektonische Fusion aus alt, neu und hoch wird das Umfeld im Bezirk Kreuzberg weithin sichtbar prägen.
Mit der öffentlichen Auslegung der Pläne zu Beginn des Jahres ist das Vorhaben nach sieben Jahren Vorlauf einen große Schritt vorangekommen. Dr. Markus Vogel, Geschäftsführer des COPRO-Entwicklungspartners BÜRO DR. VOGEL erklärt: „Wir haben auch valide Anregungen erhalten, beispielsweise zur Regenwasserführung, Dachbegrünung und Fassadengestaltung, mit der wir der Nachhaltigkeit des Projektes noch mehr Rechnung tragen können.“ Die Entwürfe werden derzeit entsprechend angepasst. Geht alles weiter nach Plan, dann können die Bauarbeiten 2022 beginnen.
Noch kein Baustart für das Baufeld Nord in Sicht
Beim Baufeld Nord ist ein Baustart noch nicht in Sicht. Derzeit laufen die Gespräche mit der Deutschen Bahn darüber, wie zukünftig die Trasse der neuen Nord-Süd-Linie S21 geführt und wo der neue S-Bahnhof platziert werden soll. „Es wird noch eine Weile dauern bis die Quartiersplanung mit der Bahnhofsplanung perfekt abgestimmt ist.“ Die Bauzeit ist mit drei bis vier Jahren veranschlagt.
Urbane Mitte als Mix aus Büro, Hotel, Gastronomie, Sport und Kultur vorgesehen
Das Baugrundstück am U-Bahnhof Gleisdreieck direkt am Gleisdreieckpark ist eines der letzten großen Brachflächen in der City. Auf diesem rund 34.000 Quadratmeter großen Areal sind 119.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für einen Mix aus Büro, Hotel, Gastronomie, Sport und Kultur vorgesehen. Darin enthalten sind 8.000 Quadratmeter Fläche in den historischen U-Bahn-Viadukten, die zu einem Marketplace entwickeln werden.
3.000 Menschen sollen in der Urbanen Mitte zukünftig arbeiten. Dr. Markus Vogel betont: „Wir arbeiten hier mit Sicherheit an einem der spannendsten Großprojekte im Zentrum Berlins, einem Quartier, was es so bisher noch nicht gegeben hat.“ Wohnungen sind wegen des Lärms am Verkehrsknotenpunkt von U- und S-Bahn nicht vorgesehen.
Kritik an Planung wegen Pandemie und Umwelt
Das Fehlen von Wohnungen ist einer der Kritikpunkte der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck, die sich gegen das Projekt ausspricht. Auch mit Blick auf die Corona-Pandemie und dem Trend zum Homeoffice fürchten sie ein Zuviel an Büro und Gewerbe, mehr Verkehr, Schatten im Park und Wind, weniger Natur. Ein Mangel an Transparenz oder Diskussionswillen kann den Entwicklern der Urbanen Mitte aber nicht vorgeworfen werden. Neben den Bürgerbeteiligungs- und Werkstattverfahren haben sie mit dem B-Part einen Raum zum Dialog über städtisches Miteinander auf dem Gelände geschaffen. In dem Stadtlabor werden Themen wie Kreislaufwirtschaft, CO2-Einsparung bei allen Baumaßnahmen, Holzbau und Vernetzung im Quartier behandelt. Wenn die Bauarbeiten beginnen, soll das modulare Gebäude an einen anderen Platz auf dem Areal oder in der Stadt umgesetzt werden. So war es jedenfalls gedacht, die Holzkonstruktion macht es möglich.
„Wir begreifen die Urbane Mitte am Gleisdreieck als ein nachhaltiges Stadtquartier von Morgen und verbinden daher kleinteiliges Gewerbe und Arbeiten mit Kunst, Kultur, Sport und Stadträumen für alle.“ Diese urbane Vielfalt der Nutzung schaffe eine Lebendigkeit, die Monostrukturen nicht böten. Die Stadtplätze werden Themen wie Kultur und Sport gewidmet und schaffen Orte für Integration und Begegnung. „Da die Urbane Mitte autofrei sein wird, entsteht ein zukunftsfähiger Mobilitäts-Hub für die wachsende Stadt.“
Copyright Bilder: O&O Baukunst / BÜRO DR. VOGEL.