In Berlin-Hohenschönhausen werden die Projektpartner Belle Époque und HOWOGE ein neues Hof- und Hochhausquartier errichten, das Berlin bis zu 2.200 neue Wohnungen bringen wird. 30 Prozent davon werden mietpreisgebunden angeboten. Eine Grundschule sowie Kita- und Spielplatzflächen runden neben sozial, medizinisch, gewerblich und kulturell nutzbaren Flächen das Quartiersangebot ab.
Die beiden Projektpartner Belle Époque Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung mbH und die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH werden in den nächsten drei bis fünf Jahren im Stadtteil Hohenschönhausen des Bezirkes Lichtenberg von Berlin (Gehrensee-, Haupt-, und Wollenberger Straße) auf 6,8 Hektar ein Hof- und Hochhausquartier mit rund 2.200 Wohnungen errichten - HOWOGE rund 600 Wohneinheiten, Belle Époque rund 1.600 Wohneinheiten.
Neues gemischtes Hof- und Hochhausquartier für Berlin
Der größte Teil der Gebäude wird über fünf bis sieben Etagen verfügen. Der Plan ist, dass fünf Hochhäuser (bis 21 Geschosse) so platziert werden, dass sie niemandem Sonne und Licht nehmen. Die Hälfte der HOWOGE-Wohnungen und 30 Prozent der Belle-Époque-Wohnflächen werden mietpreisgebunden angeboten.
Geplant sind auch gewerbliche Nutzungen für Dienstleistungen, Studenten-, Senioren- oder Pflegewohnen, soziale und medizinische Versorgung, Kultur und Ladengeschäfte. Von beiden Vorhabenträgern wird eine Fläche für die Errichtung einer dreizügigen Grundschule zur Verfügung gestellt. Ebenfalls werden gemäß „Berliner Modell“ die erforderlichen Kitaplätze und Spielplatzflächen realisiert.
Wohnheime für Gastarbeiter aus Vietnam in der Gehrenseestraße werden zu neuen Wohnungen
Bereits seit 1994 gilt der Standort als städtebaulicher Missstand in Lichtenberg. 1977 als einer der größten Wohnheimkomplexe der DDR erbaut, lebten hier ab 1982 zehntausende Vertragsarbeiter aus Vietnam. Noch heute gilt Lichtenberg trotz Rückführungsbemühungen als größte vietnamesische Kommune Deutschlands. Als Bewohner folgten Angehörige deutscher Minderheiten und sogenannte Kontigentflüchtlinge (jüdische Emigranten aus den Ländern der zerfallenen UdSSR). Ab 1996/97 wurden die überlebten Wohnheime für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Jugoslawien und Asylbewerber aus dem Nahen und Mittleren Osten genutzt. 2003 wurde der Standort vollends leergezogen und verfiel seitdem immer mehr.
In der Folge stießen die Ergebnisse aus dem Werkstattverfahren von 2018 (Masterplan von MLA+ und Grieger Harzer Landschaftsarchitekten) bereits auf großes Interesse unter den Lichtenbergern. 2019 nahmen 150 Bürgerinnen und Bürger am Lichtenberger Stadtteildialog zum Projekt teil. Die frühzeitige Bürgerbeteiligung im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens 11-165 wurde im Juni 2020 durchgeführt und wird nach Beendigung der Abwägungen mit den Bezirksamtsbeschlüssen abgeschlossen. Im August 2020 berieten 70 Experten aus Stadtplanung, Architektur und Immobilienwirtschaft beide Investoren und den Bezirk bei einem Fachworkshop mit Beispielen und Strategien aus Europa und Asien, gaben Impulse und halfen, die Gebietsentwicklung weiter zu qualifizieren, um mit dem Projekt auch einen zeitgemäßen Beitrag zur europäischen Baukultur zu leisten. In der Sacharbeit vereinbarten Investoren und Bezirk parallel zum laufenden Bebauungsplanverfahren ein Werkstattformat, das im Herbst 2020 startet und nächste Verbindlichkeiten schafft.
Berliner Großprojekt vereint landeseigene Wohnungsbaugesellschaft mit privatem Projektentwickler
Die Partnerschaft zwischen HOWOGE und Belle Époque ist ein gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen einer landeseigenen Gesellschaft und privaten Projektentwicklern. „Wir sehen uns an diesem Standort mit sehr vielen Herausforderungen konfrontiert, begreifen diese auch als Chance, die Stadt neu zu denken“, sagte HOWOGE-Geschäftsführer Ulrich Schiller. „Gemeinsam mit Bezirk, Nachbarschaft und den entsprechenden Fachleuten entwickeln wir Lösungsansätze für den Bau eines nachhaltig-urbanen Quartiers. Im Fokus steht dabei, einen sinnvollen Nutzungsmix aus Wohnen, Nahversorgung und nichtstörendem Gewerbe zu schaffen - eine Stadt der kurzen Wege, die auch die Vertikale einbezieht. Darüber hinaus prüfen wir die Nutzung alternativer Baustoffe wie Holz, Lehm oder Recyclingbeton und denken neue Mobilitäts- und Freiflächenkonzepte mit.”