Mit dieser Auszeichnung haben das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt in diesem Jahr zum ersten Mal Bauprojekte prämiert. In der Kategorie Quartiere hat die Jury das urbane Projekt der UTB Projektmanagement GmbH in Berlin-Weißensee als Sieger ausgewählt. Es ist nicht das einzige mit hohen Ansprüchen.
Für Thomas Bestgen, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der UTB Projektmanagement GmbH, gibt es nur eine Antwort auf die entscheidende Frage der Gegenwart: „Nachhaltige Quartiere sind Quartiere, in denen wir selbst wohnen wollen.“ Mit dem Projekt in Weißensee hatte er genau das im Sinn. „So leben im WIR Menschen in Miet-, Eigentums- und Genossenschaftswohnungen, als Gemeinschaft in Clusterwohnungen, in Senioren- und Pflegewohngemeinschaften, bei der Jugendhilfe, in Kinderwohngruppen und in Wohnräumen für Geflüchtete. Das Quartier ist verkehrsarm, aber mobilitätsstark; unter ökologischen Gesichtspunkten und mit regenerativen Strom- und Wärmekonzepten erbaut. Dank modernster Technologien sind wir heute in der Lage, mit Holz nicht nur umweltschonend, sondern auch architektonisch spektakulär zu bauen.“
Genau mit diesem Konzept überzeugte UTB eine Jury. Erstmalig lobten das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt (UBA) in diesem Jahr den Bundespreis UMWELT & BAUEN aus, der in der Kategorie „Quartier“ an das Weißensee-Projekt ging. Gelobt wurden: der gemeinschaftliche Planungsprozess, die Integration unterschiedlicher sozialer Gemeinschaften, eine positive Ökobilanz durch den Holzbau und den KfW-40-Standard sowie die Maßnahmen zur Luftqualität.
Berlins größtes Holzbau-Projekt Quartier WIR
Dass dieses Projekt Aufmerksamkeit auf sich zieht, versteht sich irgendwie von selbst, ist es doch Berlins größtes Holzbau-Wohnprojekt. „Der Holzanteil im Quartier WIR beträgt rund 5.000 Kubikmeter und entzieht somit der Atmosphäre knapp 3.500 Tonnen CO2. Der nachwachsende Rohstoff Holz hat viele ökologische Vorteile und leistet so einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Christoph Deimel von Deimel Oelschläger Architekten aus Berlin, der den Planungswettbewerb verantwortete und den Baustoff vorschlug. Die Vier- und Fünfgeschosser entstanden in Holzhybridbauweise: Keller und Treppenhäuser bestehen aus Beton, während konstruktive Bauteile wie Wände, Stützen, Decken und Träger in Holzbauweise, vielfach sichtbar und unbehandelt, ausgeführt wurden. Die Landschaftsarchitekten gruppeF sorgten für eine extensive Begrünung der Hausdächer. Alle Gebäude entsprechen dem Standard KfW-Effizienzhaus 40: Sie verbrauchen rund 60 Prozent weniger Energie als vergleichbare Neubauten und erreichen nahezu die Werte eines Passivhauses.
Quartier WIR: Barrierearm und Clusterwohnungen
WIR besteht aus 160 Wohneinheiten, die auf einem rund 7.000 Quadratmeter großen Grundstück auf der Erweiterungsfläche eines jüdischen Friedhofs neu errichtet wurden. Gewohnt wird in einem Mix an barrierearmen Wohnungstypologien für Familien, Singles, Jung und Alt aus. Während UTB ein Gebäude mit 38 Eigentumswohnungen realisierte, ermöglichen die anderen vier für die BeGeno16 - Besser Genossenschaftlich Wohnen von 2016 eG entwickelten Häuser genossenschaftliches Wohnen in ganz unterschiedlichen Wohnformen. Durch die Kooperation mit sozialen Trägern sind einige Wohngemeinschaften in sogenannten Clusterwohnungen für Kinder- und Jugendliche sowie Demenzerkrankte entstanden. Darüber hinaus bieten sechs Wohnungen Flüchtlingen eine neue Heimat, die dank privater Patenschaften für Genossenschaftsanteile zu sozialverträglichen Mieten zur Verfügung gestellt werden konnten. Beteiligungsformate vor Planungsbeginn warben für die Akzeptanz des neuen Quartiers in der Nachbarschaft und stellten sicher, dass zukünftige Bewohner ihre Ideen frühzeitig einbringen konnten.
Dazu kommen die direkte Nachbarschaft durch Kita, Ausbildungsrestaurant und Lernschwimmbad mit angeschlossener Physiotherapie. Ausschließlich den Menschen im Quartier zugänglich sind zwei große Dachterrassen, ein Gemeinschaftsraum, ein Multifunktionsraum und eine Werkstatt. Zwei Tiefgaragen, eine davon mit zehn Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, zwei Fahrradgaragen für insgesamt 180 Fahrräder, ein großer Spielplatz, eine Trinkwasserstelle im Außenbereich, offene Privatgärten sowie eine Durchwegung und Plätze ohne Autoverkehr bieten eine hohe Wohnqualität.
Das alles klingt nahezu perfekt: „Als Projektentwickler fühlen wir uns verpflichtet, gemeinwohlorientierte Quartiere zu schaffen“, so Thomas Bestgen. Daran arbeiten er und sein Team: 2016 bekam die Stiftung Trias ein Grundstück in dem damaligen Bauvorhaben Lokdepot in Berlin-Schöneberg. Das dort entstandene Haus der Parität bietet langfristig bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit Beeinträchtigungen. Das im nächsten Frühjahr fertiggestellte Wohnprojekt OE2 in Berlin-Schöneberg mit dem KinderPallasT und zukünftig auch das Wohnhochhaus WoHo in Kreuzberg stehen für eine gemischte Stadt. „Neben bezahlbarem Wohnraum, für den wir Genossenschaften und kommunale Wohnungsbaugesellschaften mit ins Boot holen, zählen für uns gleichsam Begegnungsräume dazu. Es braucht Kooperationen und den Willen, lebenswerte und ansprechende Quartiere für Bewohner mit unterschiedlichen Einkommensstufen und Nutzungsinteressen schaffen zu wollen“, so Thomas Bestgen.
Nachhaltiges Bauen unter hoher architektonischer Qualität
Der Bundespreis UMWELT & BAUEN richtet sich an alle Akteure der Bauwirtschaft, darunter Bauherren, Bauträger, Architekten, Stadt- und Landschaftsplaner, die sich dem nachhaltigen Bauen unter hoher architektonischer Qualität verschrieben haben und zeichnet beispielhafte Projekte aus. Hier ein Video zur Preisverleihung: