Unter Federführung der Grüntuch Ernst Architekten wurde aus einem ehemaligen Frauengefängnis in Berlin ein Hotel gestaltet. Diese Konversion verlief so erfolgreich, dass sich die Immobilie nun bei einem Wettbewerb zur Bestimmung der Hotelimmobilie des Jahres gegen internationale Konkurrenz behaupten konnte.
Die Auszeichnung „Hotelimmobilie des Jahres 2022“ geht dieses Jahr an das Hotel Wilmina in Berlin. Der Preis wurde am 6. Oktober 2022 im Rahmen der 196+ hotelforum-Fachkonferenz verliehen.
Dazu kommentiert Andreas Martin, Jury-Vorsitzender: „Der diesjährige Gewinner überzeugte die Jury durch mehrere Faktoren: Gelungen ist die Entstigmatisierung eines Immobilien-Ensembles aus leerstehendem Gerichtsgebäude und ehemaligem Frauengefängnis und damit die 180-Grad-Drehung der vorigen Nutzung in ein wohnliches, mit Liebe zum Detail ausgestattetes Hotel und Restaurant mit Ausstellungsfläche für Kunst.“
Gerichtsgebäude wird zum Kunst- und Kulturraum
Das Wilmina ist Teil eines denkmalgeschützten Justiz-Ensembles aus dem 19. Jahrhundert. In der Kantstraße blieb das ehemalige Frauengefängnis jahrzehntelang unzugänglich, verborgen im Inneren des Häuserblocks. Von der Straße aus ist nur das frühere Amtsgericht im Vorderhaus zu erkennen, das nun unter dem Namen Amtsalon als Kunst- und Kulturraum zu neuem Leben erwacht ist.
Frauengefängnis wird zum Hotel Wilmina
Den vier Bestandsebenen des ehemaligen Frauengefängnisses wurde ein neues Penthouse-Geschoss hinzugefügt. Im Zellentrakt wurden mehrere der ehemaligen Gefängniszellen verbunden und zu komfortablen Hotelzimmern umgebaut. So entstanden 44 Gästezimmer: Das Spektrum reicht von Schlafkojen (elf Quadratmeter) bis hin zum Garden Loft (75 Quadratmeter), das sich im ehemaligen Versammlungsraum befindet. Alle Gästezimmer vereinen historische Authentizität mit modernem Komfort. Um einen Ausblick zu gewähren, wurden die kleinen Zellenfenster nach unten erweitert, während die Gitter im oberen Fensterteil erhalten blieben.
Der ehemalige Schleusenhof wurde derweil zum Restaurantsaal umgebaut und die vorgefundene urbane Wildnis im zentralen Gartenhof durch einen angelegten Staudengarten und begrünte Dachflächen ergänzt. Das grundlegende Konversionskonzept zielte auf nachhaltigen Materialgebrauch und folgte der übergeordneten Strategie, im gesamten Gebäude authentische Spuren der Vergangenheit zu erhalten.
Wilmina setzte sich gegen internationale Konkurrenz durch
Aus insgesamt 36 Hotelbewerbungen aus sieben europäischen Ländern hatte die interdisziplinär besetzte 18-köpfige Jury zehn Nominierte aus sieben Ländern ausgewählt. Von diesen Nominierten wurden die Hotels 25hours Hotel Piazza San Paolino (Italien, Florenz), Hotel des Horlogers (Schweiz, Le Brassus) und
Wilmina ins Finale gewählt. Interessanterweise allesamt keine Neuentwicklungen.
Die beiden Mitfinalisten von Wilmina mussten sich nach dem Nichterhalt des Titels „Hotelimmobilie des Jahres“ nicht grämen. Denn anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des 196+ hotelforums wurden zwei Sonderpreise vergeben, die die beiden Hotels prämierten:
- Das 25hours Hotel Piazza San Paolino erhielt einen Special Award für die gelungene Gesamtentwicklung des Hotels.
- Das Hotel des Horlogers wurde mit dem Sonderpreis für eine besonders innovative Architektur sowie eine konsequent und glaubwürdig umgesetzte Nachhaltigkeitsstrategie geehrt.