Hotellerie im Zielkonflikt: Nachhaltig ja – aber bitte zum Nulltarif

Hotellerie im Zielkonflikt: Nachhaltig ja – aber bitte zum Nulltarif

Hotellerie im Zielkonflikt: Nachhaltig ja – aber bitte zum Nulltarif
Quelle: wevfewv / Pixabay

Eine aktuelle Umfrage von Hotel Affairs Consulting GmbH zeigt: Nachhaltigkeit ist für viele Reisende ein wichtiges Thema, doch bei Buchungsentscheidungen dominieren Preis und Komfort. Die Branche steht vor der Herausforderung, ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Realität zu vereinen.

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Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Thema für die Hotel- und Immobilienbranche – doch bei der konkreten Umsetzung zeigt sich ein Spannungsfeld zwischen ökologischem Anspruch und wirtschaftlicher Realität. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Hotel Affairs Consulting GmbH – gemeinsam mit den Nachhaltigkeitsmanagerinnen Sylvia Kupers, Sofia Ceylan und Christina A. Schindler. Befragt wurden rund 300 Branchenvertreterinnen und -vertreter zu Prioritäten, Verzichtspotenzialen und Zahlungsbereitschaft im Zusammenhang mit nachhaltigen Hotelkonzepten.

Konkret wurde etwa gefragt, worauf Hotelgäste eher verzichten würden – auf die Klimaanlage oder auf den Fernseher im Zimmer. Das Ergebnis ist eindeutig: Während 70 Prozent der Befragten angaben, auf einen Hotel-TV gut verzichten zu können, lehnten 59 Prozent eine Nutzungsgebühr für die Klimaanlage ab. Wer bereit wäre, dafür zu zahlen, würde durchschnittlich 7,50 Euro pro Nacht akzeptieren. Deutlich mehr Zuspruch erhielt die Idee, auf die tägliche Zimmerreinigung bei mehrtägigen Aufenthalten zu verzichten: Drei Viertel der Teilnehmenden zeigten sich einverstanden, im Gegenzug wären sie bereit, im Schnitt 17 Euro für eine zusätzliche Reinigung zu zahlen.

In der Selbsteinschätzung der Unternehmen spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: Auf einer Skala von eins bis zehn wurde ihr Stellenwert im Schnitt mit 7,36 bewertet. Drei von vier Unternehmen gaben an, bereits eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen oder derzeit zu entwickeln. Wenn es allerdings um konkrete Buchungsentscheidungen geht – etwa im Rahmen von Geschäftsreisen – dominiert weiterhin der Preis. Für knapp 80 Prozent der Befragten ist dieser nach wie vor das wichtigste Kriterium, gefolgt von Lage und Erreichbarkeit. Nachhaltigkeitsaspekte folgen mit deutlichem Abstand: Nur rund ein Drittel der Befragten gaben an, bei geschäftlichen Buchungen (eher) auf Nachhaltigkeit zu achten. Bei Privatreisen liegt dieser Wert immerhin bei rund 45 Prozent. Laut einer Studie von Booking.com aus dem Jahr 2023 halten 80 Prozent der deutschen Reisenden nachhaltiges Reisen für wichtig, jedoch geben 59 Prozent an, dass es bei der Planung oder Buchung nicht das Hauptkriterium ist.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass Nachhaltigkeit in der Hotelentwicklung längst mehr als ein Randthema ist – aber auch, dass wirtschaftliche Faktoren nach wie vor dominieren“, so Stefanie Zimmermanns, Geschäftsführerin der Hotel Affairs Consulting GmbH.

Auch andere Studien bestätigten bereits den Zwiespalt zwischen Anspruch und Umsetzung. Laut dem Deloitte-Report „Sustainable Travel – Moving from intentions to actions“ (2023) geben 44 Prozent der befragten deutschen Reisenden an, bei der Wahl ihrer Unterkunft auf Nachhaltigkeit zu achten – doch nur 16 Prozent ändern tatsächlich ihr Buchungsverhalten. Und eine Befragung des Hotelverbandes Deutschland (IHA) aus dem Jahr 2022 zeigte, dass Hoteliers nachhaltige Maßnahmen vor allem dann umsetzen, wenn sie auch wirtschaftlich attraktiv sind. Stefanie Zimmermanns sagt dazu: „Die Zukunft der Branche wird auch daran gemessen, wie gut wir es schaffen, Komfort, Effizienz und Klimaschutz miteinander zu verbinden.“