Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 4: Die HWG in Halle (Saale)

Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 4: Die HWG in Halle (Saale)

Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 4: Die HWG in Halle (Saale)
Die Alte Hauptpost am Hansering 19 in Halle (Saale) ist seit 2008 Firmensitz der HWG. Foto HWG

In dieser Serie stellen wir Ihnen die großen kommunalen Wohnungsunternehmen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor. Nach der Leipziger LWB, der Chemnitzer GGG und der Magdeburger WOBAU setzen wir unsere Reihe mit dem größten Vermieter in Halle (Saale) fort: der Halleschen Wohnungsgesellschaft mbH (HWG).

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Ganz spontan: Woran denken Sie bei Halle (Saale) zuerst? An Georg Friedrich Händel wahrscheinlich, an Halloren-Kugeln und Burg Giebichenstein. Aber vermutlich nicht an dynamische Stadtentwicklung. Es ist erstaunlich, aber wahr: Halle (Saale) ist 2022 in die Top Ten der dynamischsten Städte Deutschlands aufgestiegen. Gleich um 13 Plätze kletterte die Stadt im großen kommunalen Leistungsvergleich der „WirtschaftsWoche“ nach oben – von Rang 18 auf 5. In dem jährlich Ranking werden alle 71 kreisfreien Städten ab 100.000 Einwohnern verglichen.

Laut dem Wirtschaftsmagazin ist Halle (Saale) damit neben Leipzig (Platz 6) „aktuell der ostdeutsche Hotspot mit der größten Dynamik“. Die Saalestadt habe Hochschulen und Forschungsinstitute und ziehe junge Menschen an. Täglich pendelten fast 10.000 Beschäftigte mehr nach Halle zum Arbeiten als von dort in andere Städte. Zudem sei die Zahl der Hartz-IV-Empfänger in Relation zur Einwohnerzahl spürbar gesunken und die Lebenserwartung seit 2015 um ein Jahr gestiegen. Das habe keine andere Großstadt geschafft.

Ein Grund zum Feiern für die Verantwortlichen im Rathaus. „Dass Halle (Saale) in den Top Ten der dynamischsten Städte Deutschlands rangiert, zeigt, dass wir weiter auf dem richtigen Weg sind“, sagte Bürgermeister Egbert Geier.

Hallesche Wohnungsgesellschaft mbH seit 100 Jahren in der Stadt aktiv

Simone Danz,
 Geschäftsführerin der Halleschen Wohnungsgesellschaft mbH (HWG). Foto: HWG
Simone Danz, Geschäftsführerin der Halleschen Wohnungsgesellschaft mbH (HWG). Foto: HWG

Wie die Stadt hatte auch die Hallesche Wohnungsgesellschaft mbH (HWG) im vorigen Jahr allen Grund zum Feiern, denn das kommunale Wohnungsunternehmen beging sein 100-jähriges Firmenjubiläum. Die Gründung erfolgte am 19. April 1922 unter dem Namen Kleinwohnungsbau Halle AG. Mehrheitseigentümer wurde damals die Stadt Halle, die Minderheitsanteile erwarben Unternehmen aus der Stadt und der Region.

100 Jahre später gehört das Unternehmen allein der Stadt, beschäftigt 267 Arbeitnehmer und 13 Auszubildende und wird von Simone Danz geführt. Die Diplom-Ökonomin hatte seit 2003 verschiedene Führungspositionen im Finanzierungsbereich der HWG inne. Sie war Prokuristin, Abteilungsleiterin sowie Geschäftsführerin des Tochterunternehmens Hallesche Gesellschaft für Wohnen und Stadtentwicklung (HGWS), bevor sie zum 1. Juli 2021 zur Geschäftsführerin der HWG bestellt wurde.

Die HWG: Geschichte und Zahlen

Die Hallesche Wohnungsgesellschaft mbH (HWG) hat eine 100-jährige Geschichte. Ihre Ursprünge liegen in der am 19. April 1922 gegründeten Kleinwohnungsbau Halle AG, dem ersten Wohnungsunternehmen, das mehrheitlich der Stadt Halle gehörte.

Nach 1945 ging der Hausbestand der Kleinwohnungsbau Halle AG zusammen mit den städtischen Gebäuden in der Kommunalen Wohnungsverwaltung beziehungsweise der Grundbesitzabteilung Kleinwohnungsbau der Stadt Halle (Saale) auf. Aus diesem kommunalen Unternehmen wurde 1952 der VEB (K) Haus- und Grundbesitz, 1958 der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung (KWV) und 1971 der VEB Gebäudewirtschaft Halle.

Am 30. Juni 1990 – also noch vor der Wiedervereinigung – erfolgte die Umwandlung des VEB Gebäudewirtschaft Halle in die Hallesche Wohnungs- und Grundbesitz AG. Das Unternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt 62.400 Wohnungen, das waren 57 Prozent aller Halleschen Wohnungen.

Im August 1992 firmiert die AG in die heutige Hallesche Wohnungsgesellschaft mbH (HWG) um. 2003 schließt das Unternehmen erstmals ein Geschäftsjahr positiv ab. Bis Ende 2007 sinkt der Bestand durch Verkäufe und Rückbau auf 20.999 Wohnungen, bis 2012 auf 19.000 Wohnungen und bis Ende 2015 auf 17.858 Wohnungen. Der Leerstand beträgt jetzt nur noch 7,3 Prozent.

Insgesamt hat die HWG seit 1992 rund 1,1 Milliarden Euro in die Entwicklung ihres Bestandes investiert. Zu diesem zählen heute 17.500 Wohnungen mit 13.000 Balkonen, Loggien und Terrassen, 300 Gewerbeeinheiten, 500 Denkmäler, 6.200 Bäume, 2.600 Quadratmeter Blühwiesen und 62 Kinderspielplätze.

Fast jeder achte Hallenser wohnt bei HWG

Die Aufgaben der HWG sind laut Handelsregistereintrag das Errichten, Betreuen, Bewirtschaften und Verwalten von Bauten in allen Rechts- und Nutzungsformen, darunter auch Eigenheime und Eigentumswohnungen. Darüber hinaus kann die HWG alle in der Wohnungswirtschaft, im Städtebau und in der Infrastruktur anfallenden Aufgaben übernehmen, Grundstücke erwerben, belasten und veräußern sowie Erbbaurechte ausgeben. Zum Unternehmensgegenstand gehört außerdem das Bereitstellen von Gemeinschaftsanlagen, Läden und Gewerbebauten sowie von sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Einrichtungen und Dienstleistungen.

Aktuell zählen 17.500 Wohnungen und 300 Gewerbeeinheiten zum Bestand der HWG. Damit ist sie der größte Vermieter der Stadt Halle (Saale) und der zweitgrößte in Sachsen-Anhalt nach der Magdeburger WOBAU (18.800 Wohnungen). Von den gut 243.000 Hallensern wohnt fast jeder achte in einer HWG-Wohnung. Das Angebot reicht von Ein- bis Sechs-Raum-Wohnungen – eine Vielfalt, in der sowohl Singles und Studierende als auch Paare, Familien und Senioren ein passendes Zuhause finden. Für Instandsetzung, Instandhaltung und Bau wendete das kommunale Unternehmen allein 2021 rund 36,4 Millionen Euro auf.

Die Wohnungen der HWG können kautionsfrei gemietet werden. Aktuell liegt der durchschnittliche Mietpreis im Bestand bei 5,73 Euro kalt pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Stadtweit beträgt die durchschnittliche Angebotsmiete 7,05 Euro (Quelle: wohnungsboerse.net Mietspiegel 1/2023).

Aktuelle Projekte der HWG

Die Hallesche Wohnungsgesellschaft verfügt nicht nur in der Vermietung über 100 Jahre Erfahrung, sondern auch im Wohnungsbau. Hinzu kommt aus den letzten Jahrzehnten die Expertise in der Erhaltung historischer Quartiere und Bauwerke. Vorzeigeprojekte auf diesem Gebiet sind das sanierte Fachwerkdenkmal Graseweghaus, das instandgesetzte Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus oder auch die renovierten Quartiere Reilshof, Stadtgutweg, Landrain und Freiimfelde.

In diesem Jahr steht die Modernisierung der Bestände in der Waldstadt Silberhöhe und in Heide-Nord im Mittelpunkt. In der Silberhöhe im Stadtbezirk Süd startet im April 2023 der letzte Bauabschnitt im Quartier Kreuzerhof. Nachdem die Kreuzerstraße 9 und die Joachimstalerstraße 2-28 inklusive des rund 7.000 Quadratmeter großen Innenhofs fertiggestellt wurden, folgen nun abschließend die Häuser Kreuzerstraße 10 und 11. Sie erhalten eine Fassadendämmung, neue Fenster und Türen, LED-Beleuchtung und einen hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage. Gleiches ist im nordwestlichen Stadtteil Heide-Nord in den Häusern Heidering 1-7 und Am Hechtgraben 1-10 geplant. Zusätzlich erhalten diese 168 Wohnungen unter anderem neue Bäder und Elektroleitungen, während die Häuser in der Kreuzerstraße attraktive Aufenthaltsbereiche und Vorgärten bekommen.

Wohnquartier Kreuzerhof: Gärten,
 Bänke und Spielgeräte sorgen für hohe Aufenthaltsqualität. Quelle: HWG
Wohnquartier Kreuzerhof: Gärten, Bänke und Spielgeräte sorgen für hohe Aufenthaltsqualität. Quelle: HWG

Frisch saniert erstrahlt derweil das Ernst-Toller-Eck in der südlichen Innendstadt. Nach rund zweieinhalb Jahren wurden die Modernisierungen in der Ernst-Toller-, Friedrich-List-, Kurt-Eisner- und Rudolf-Breitscheid-Straße sowie am Georg-Schumann-Platz abgeschlossen und so das Ernst-Toller-Eck geschaffen. Die denkmalgeschützte Wohnanlage bietet insgesamt 104 Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen sowie zwei Gewerbeeinheiten. Hinzu kommen Fahrrad- und Pkw-Stellplätze, begrünte Innenhöfe und Spielgeräte. Einen Blickfang bildet die historische Leuchtreklame an einer Hauswand in der Ernst-Toller-Straße. Diese gibt es so bereits seit Ende der 1950er-Jahre.

Ernst-Toller-Eck: In zwei Bauabschnitten entstanden insgesamt 104 sanierte Wohnungen.
Ernst-Toller-Eck: In zwei Bauabschnitten entstanden insgesamt 104 sanierte Wohnungen. Quelle: HWG

Des Weiteren widmet sich die HWG mitten im Stadtzentrum der 1988 errichteten Wohn- und Geschäftsbebauung Schülershof 13-17. Diese Zeile aus fünf Plattenbauten in der Südwestecke des Marktplatzes soll saniert werden und ein zeitgemäßes Erscheinungsbild bekommen. Hierzu wurde ein Architektenwettbewerb durchgeführt. Die Aufgabe lautete, die drei mittleren Häuser zu erhalten und die beiden Kopfbauten durch Neubauten zu ersetzen. Unter den acht eingereichten Entwürfen kürte die Jury das Konzept der Weimarer Architektin Anke Schettler zum Sieger. Es sieht unter anderem vor, die notwendige Brandwand am marktseitigen Kopfbau – bisher eine triste Betonfläche – am späteren Neubau durch ein Konstruktionsraster mit Scheinfenstern aus gebürsteten Aluminiumblechen optisch aufzuwerten. Der Baustart für das Projekt ist noch offen.

Der Siegerentwurf für den Schülershof (Mitte): Scheinfenster kaschieren die Brandwand.
Der Siegerentwurf für den Schülershof (Mitte): Scheinfenster kaschieren die Brandwand. Quelle: HWG

Besonderheiten der HWG

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Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 3: Die WOBAU in Magdeburg

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Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 2: Die GGG in Chemnitz

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