Warum die ostthüringische Stadt so viel Potential hat, warum Corona wirtschaftlich nicht ganz so schlimm einschlägt und wie man eine Herzstückentwicklung in dieser besonderen Situation bewältigt. Beim Geraer Immobiliengespräch der IMMOCOM gab es Antworten.
Oberbürgermeister Julian Vonarb begann seinen Vortrag zum Auftakt des IMMOCOM-Immobiliengespräches in Gera mit dem Thema, das gerade alle umtreibt: Corona. „Die Pandemie hat schon eine Bremse reingehauen“, sagte der Politiker. „Es ist eine schwierige Situation, aber durch die breite, wirtschaftliche Durchmischung nicht so schlimm wie anderswo.“ Also konnte Julian Vonarb über eine Stärkung der Attraktivität der Innenstadt sprechen, über mehr Flächen für Gewerbeansiedlungen, über Geras Neue Mitte, einem langjährigen Entwicklungsprojekt mitten in der Stadt.
„Wir haben hier viel Potenzial, aber auch viele Bedarfe“, so Julian Vonarb. Zu letzteren gehören Wohneigentum, attraktiver Wohnraum zur Miete, qualitativ bessere Bestände. Und natürlich harte Standortfaktoren wie die Infrastruktur: „Daran müssen wir immer arbeiten.“
Elster Forum: Geraer Erfolgsgeschichte trotz Corona
Alexander Folz, Geschäftsführender Gesellschafter der ARCADIA Investment Group, ist mittendrin in der Herausforderung Pandemie: Er kaufte 2016 das heutige Elster Forum, realisierte ein Entmietungsgesetz, um die Immobilie revitalisieren zu können. Dann kam Corona. „Wir mussten das Projekt neu erfinden, alle laufenden Verhandlungen spielten keine Rolle mehr, von 80 Prozent Vermietung ging es auf fast Null.“ Über 16.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche vermieten? Kaum möglich. Aus vier Shopping-Etagen wurden zwei, der Rest moderne Büroflächen. Mieter sind mittlerweile gefunden, eine Erfolgsgeschichte also.
Zu geringe Kaufkraft verschreckt Investoren
Olaf Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter Profund Bauträger und Projektentwicklung GmbH, ist mit seinem Unternehmen in Dresden, Mannheim und Hamburg unterwegs. In Gera nicht: „Wir haben hier früher viele kleine Projekte realisiert, stießen dann aber an unsere Grenzen.“ Eine davon ist der geringe Kaufkraftfaktor, der große Investoren nicht anlockt. „Sie vertrauen nicht nachhaltig auf Gera.“
Appelle an die Politik
Dirk Plette, Geschäftsführer der Schuster Haus GmbH, hat in den letzten 20 Jahren über 400 Einfamilienhäuser gebaut, vorrangig für Menschen aus Gera und „wiederholt in jüngster Vergangenheit für Rückkehrer, nur selten für Kapitalanleger“. Dass Gera eine lebenswerte Stadt ist, das bestreitet er nicht. Viel lieber möchte er einen Appell an den Oberbürgermeister loswerden: Es ist, wie so oft, die Verwaltung, die dem Einheimischen Sorgen macht. Zu langsam, zu alt, zu wenig nachfolgende Fachkräfte. Und der Oberbürgermeister gibt zu, dass es nicht der sexieste Arbeitsplatz ist, den er zu bieten hat. Aber: „Wir sind eine schön normale Stadt.“ Für Alexander Folz ist der USP: Potenzial. „Trotzdem fehlen mir hier ein lautes Stadtmarketing-Konzept und eine bessere ÖPNV-Anbindung.“