Nach einem Jahrzehnt fast ununterbrochenen Wachstums rekalibriert sich der Berliner Immobilienmarkt. Eine Analyse von Peter Guthmann, Geschäftsführer von Guthmann Estate.
Besonders betroffen vom Zins- und Kostendruck sowie zögerlicher Kauflaune ist der Neubausektor. Diverse Bauträger und Projektgesellschaften stehen vor Liquiditätsengpässen. Entsprechend stagniert das Neubauangebot und liegt mit 3.850 von uns auf den Börsen gemessenen Listings bislang rund 30 Prozent unter dem Vorjahreswert mit 5.090 Neubauangeboten.
Im Bestand zeichnet sich nach einigen Korrekturen eine Stabilisierung der Preise ab. Während 16 Bezirke noch Verluste verzeichnen, können sechs Bezirke das Niveau des Vorjahres halten oder sogar leichte Zuwächse bei den Angebotspreisen vermelden (Kreuzberg, Berlin-Mitte, Pankow, Prenzlauer Berg, Schöneberg und Spandau). Anders als im Neubausektor wächst das Angebot im Vergleich zum Vorjahr um etwa 15 Prozent.
Aussichten für Immobilienmarkt in Berlin hellen sich auf
Bei den Mieten blicken Eigentümer und Investoren schon jetzt gen Mitte 2024, wo mit dem erwarteten ersten qualifizierten Mietspiegel erstmals ein reales Abbild der Bestandsmieten in Berlin vorliegen könnte. In den vergangenen zweieinhalb Jahren sind die Wohnungsmieten nur um 4,2 Prozent gestiegen, während die Inflation im selben Zeitraum deutlich höher lag. Zweistellige Pluswerte wären nun keine Überraschung.
Experten deuten die letzte Erhöhung des Leitzinses auf jetzt 4,5 Prozent als Zinsgipfel. Zwar ist noch nichts gesetzt, aber auch die Projektionen von EZB und IWF lassen vermuten, dass eine Normalisierung in Reichweite sein könnte.
Damit hellen sich die Aussichten für den Berliner Immobilienmarkt spürbar auf: Solide Wirtschaft und nachhaltiger Nachfrageüberhang prägen weiter die Marktdynamik. Aktuell profitieren besonders liquide Käufer von niedrigeren Preisen und einem breiteren Angebot. Die energieeffiziente Ausrichtung einer Immobilie gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung.