Alexander von Erdély: „Die Immobilienbranche ist zu fragmentiert“

Alexander von Erdély: „Die Immobilienbranche ist zu fragmentiert“

Alexander von Erdély: „Die Immobilienbranche ist zu fragmentiert“
Ivette Wagner von IMMOBILIEN AKTUELL mit Prof. Dr. Alexander von Erdély. Copyright: IMMOCOM

Prof. Dr. Alexander von Erdély, CEO von CBRE Deutschland, beklagt die extrem fragmentierte deutsche Immobilienbranche und sieht darin den Grund für Informationsverluste. Zudem geht es um die 15-Minuten-Stadt und eine neue Assetklasse.

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„Wir sitzen auf der EXPO REAL, der größten Immobilienmesse in Deutschland. Dann gibt es aber auch noch die BAU München. Warum braucht es zwei Messen“, fragt Prof. Dr. Alexander von Erdély. „Die Leute treffen sich nicht.“ Die Planer bauen nicht. Der Projektentwickler ist in den meisten Fällen nicht der Betreiber. Betreiber und Planer haben noch nicht gebaut und der Nutzer hat mit dem allen gar nichts zu tun. „Es muss gelingen, die Fragmentierung der Immobilienbranche aufzulösen.“ Als Beispiel bringt er eine simple Badsanierung und die daran beteiligten Gewerke: Fliesenleger, Sanitärinstallateur, Maler und so weiter. „Das ist für mich ein schönes Bild dafür, wie die Branche aufgebaut ist“, sagt er.

Fragmentierte Immobilienbranche steht sich selbst im Weg

Damit verbunden sind auch Informationsverluste. „Bis zur Ausführungsplanung bestimmt der Architekt jede einzelne Strebe und Fuge, dann wird übergeben. Daraus ergibt sich eine gewisse Starrheit. Diese Prozesse gibt es in keinem anderen Land. Wir produzieren am Stück Prototypen mit den Einzelprojekten.“ Die Fragmentierung setze sich auch in anderen Bereichen fort, wie beispielsweise bei der Gewinnung und Auswertung von Daten. Für Eigentümer besteht eine unglaubliche Herausforderung, alle Gebäudedaten zu erheben. Denn: „Der Mieter hat einen eigenen Vertrag mit den Stadtwerken, da geht es schon mal los.“

Dazu kommen die vielen Assetklassen. Sehr lange gab es eine monofunktionale Stadtentwicklung. „Das hat sich sogar im Sprachgebrauch festgesetzt, denken wir an das Bankenviertel. Da hat doch jeder direkt ein Bild im Kopf“, so Prof. Dr. Alexander von Erdély. Retail wurde auf der grünen Wiese gebaut, Wohnen blieb Wohnen vorbehalten.

Campuslösungen vs. Fragmentierung

„Der Ruf nach der 15-Minuten-Stadt ist nicht neu. Walter Gropius hat das schon 1946 formuliert.“ Heute sei es deshalb wichtig, dass man zentral gelegene Industriestandorte urban belebe. „Wir haben Corporate-Kunden, die genau das anstreben.“ Also kein hermetisch abgeriegelter Firmenkomplex, sondern ein Campus mit öffentlichen Flächen, Gastronomie, Einzelhandel. „Die einzelnen Assetklassen müssen ausdifferenziert sein für den Erfolg, der Komplex aber zusammen gedacht werden.“ Das gilt im Kleinen wie im Großen, also für die komplette Stadt.

Bei dem Thema Ausdifferenzierung denkt Prof. Dr. Alexander von Erdély auch an die Assetklasse Wohnen: CBRE führte eine neue Assetklasse ‚Modernes Wohnen‘ ein. Diese fasst Studentisches Wohnen, Serviced Apartments, Co-Living, Micro Living und Service-Wohnen für Senioren zusammen und ergänzt das „klassische“ Wohnen. „Diese Segmente erfahren vor dem Hintergrund sich wandelnder Metropolen bei Nutzern und Investoren zunehmendes Interesse. Sie weisen hinsichtlich ihrer Konzepte und Mietmodelle große Ähnlichkeiten auf, wenn auch mit unterschiedlichen zum Teil optional zubuchbaren Komponenten.“ .

 

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