Felix von Saucken, Head of Residential bei Colliers, hat die Wohnpreise in den A-Städten analysiert. München bleibt die teuerste Stadt. Für Bestandsimmobilien erwartet der Experte auch in den Metropolregionen steigende Preise. Die komplette Studie wird während der EXPO vorgestellt, Felix von Saucken verriet IMMOBILIEN AKTUELL aber schon im Vorfeld ein paar Fakten.
„Starke Wohnungsmärkte bleiben stark", heißt es von Colliers. Gibt es A-Städte, die nicht mehr stark sind?
Felix von Saucken: Allgemein gilt, dass die Kaufpreise im Neubaubereich trotz einer Beruhigung im ersten Halbjahr 2022 insgesamt weiter aufwärts tendieren. Das gilt ohne Ausnahme für alle A-Städte. Hier kommt nach wie vor die angesprochene rückläufige Neubautätigkeit zum Tragen. Eine Differenzierung kann allerdings im Bestand gemacht werden. Beispielsweise sind in Frankfurt am Main in diesem Bereich die Kaufpreise für Altbauwohnungen stabil, im Segment der Baujahre von 1978 bis 1990 gab es ein Minus, zurückzuführen auf den Rückgang der Verkäufe in guten Lagen – ein rein statistischer Effekt also.
Was bedeuten diese Zahlen für die Metropolregionen?
Felix von Saucken: Wir können insgesamt – wie bereits angesprochen – keinen allgemeinen Rückgang der Kaufpreise feststellen – im Gegenteil. Was wir allerdings feststellen, sind zum Teil Rückgänge bei der Anzahl der Käufe, beispielsweise in Berlin und in München. Demnach manifestiert sich in einigen Märkten mittlerweile eine gewisse Vorsicht, was zum einen am geringeren Angebot und zum anderen teilweise an den Kaufpreiserwartungen liegt. Wir gehen davon aus, dass diese abwartende Haltung bis zum kommenden Frühjahr erhalten bleibt.
In München werden die höchsten Mieten gezahlt
Der zur EXPO REAL 2022 erscheinende Colliers Residential Investment Report 2022/2023 untersucht die Wohnungsmärkte von 42 deutschen Städten hinsichtlich Standortdaten, Kauffällen, Umsätzen, Neubauquoten, Preis- und Mietentwicklungen und anderer Faktoren. Daraus abgeleitet zeigt der Report Prognosen für die kommenden Jahre auf.
Wo sind die Mieten am höchsten, wo am niedrigsten?
Felix von Saucken: Die Neubaumieten in Deutschlands A-Städten entwickeln sich uneinheitlich. München verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 ein Plus von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 21,10 Euro pro Quadratmeter und Monat und bleibt damit die mit Abstand teuerste deutsche Metropole. In Hamburg lag der Anstieg bei 1,3 Prozent auf 15,50 Euro. In Stuttgart (minus 0,6 Prozent auf 16,85 Euro) und Köln (minus 1,35 Prozent) gaben die Neubaumieten leicht nach. Die Domstadt ist in dieser Betrachtung mit 14,60 Euro am günstigsten.
Rücken wegen der sinkenden Neubautätigkeit Bestandsimmobilien im Wohnsegment stärker in den Mittelpunkt?
Felix von Saucken: Beim Bestand muss man unterscheiden: Der Gründerzeit-Altbau mit hohen Decken in beliebten Lagen ist nach wie vor stark nachgefragt, auch wenn die Energiekosten deutlich höher sind. Bei Bestandsimmobilien aus den 1950er Jahren liegen die Preise aktuell noch etwa 40 bis 50 Prozent niedriger als im Neubaubereich. Daher ist auch bei Wohnungen dieser Altersklasse in den Ballungsräumen eine nicht zu unterschätzende Nachfrage zu verzeichnen. Aufgrund des weiter stark steigenden Wohnungsdefizites erwarten wir mittel- bis langfristig für die Ballungsräume in allen Alters- und Preiskategorien einen Preisanstieg.