Interview mit Urs Nies über die Dachbranche: Von Herausforderungen, Zukunftsaussichten und Handwerker-Oscars

Interview mit Urs Nies über die Dachbranche: Von Herausforderungen, Zukunftsaussichten und Handwerker-Oscars

Interview mit Urs Nies über die Dachbranche: Von Herausforderungen, Zukunftsaussichten und Handwerker-Oscars
Urs Nies spricht mit uns unter anderem über die Herausforderungen, vor denen die Dachbranche steht. Copyright: (links) Dachkrone; (rechts) Mario Ohibsky auf Pixabay

Sie ist zwar weit oben, dann aber doch unter dem Radar, die Dachbranche. Wir rücken sie etwas mehr in den Fokus und bitten Urs Nies, Managing Director DACHKRONE – Deutscher Dachpreis, zum Interview.

Keine News mehr verpassen: Der Immobilien-Aktuell-Newsletter

Wie viele Betriebe, die der Dachbranche angehören, gibt es deutschlandweit, wie viele Menschen sind dort beschäftigt und was ist der Gesamtumsatz?

Urs Nies: In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Betrieben in der Dachbranche. Aktuelle statistische Daten des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerkes (ZVDH) zeigen, dass es etwa 15.250 Betriebe gibt, die sich mit Dachdecker-, Zimmerer- und Bauspenglerarbeiten beschäftigen. Diese Betriebe bieten eine bedeutende Anzahl von Arbeitsplätzen, es sind schätzungsweise etwa 104.000 Menschen beschäftigt. Der Gesamtumsatz der Dachbranche beläuft sich auf rund 12,9 Milliarden Euro pro Jahr.

Fachkräfte, Digitalisierung und Klimawandel: die Herausforderungen der Dachbranche

Welchen Herausforderungen gibt es für die Branche?

Urs Nies: Die Dachbranche steht vor verschiedenen Herausforderungen. Eine der zentralen ist die Nachwuchsgewinnung. Es besteht ein Bedarf an qualifizierten Fachkräften, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Zudem hat die Digitalisierung Einfluss auf die Branche. Neue Technologien und Arbeitsmethoden eröffnen Chancen, erfordern jedoch auch Anpassungen und Investitionen. Ein weiterer Aspekt ist der Klimawandel – allein 20 Prozent der Energie eines Gebäudes gehen über das Dach verloren, bei älteren Häusern entsprechend mehr. Die Dachbranche muss sich demnach mit neuen Anforderungen an die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Eigentlich müsste die Branche mehr im Fokus stehen

Warum spricht irgendwie niemand über die Dachbranche, erst recht bei den gerade ausgeführten Fakten zur Energie?

Urs Nies: Die Dachbranche wird oft von der Medienlandschaft und der breiten Öffentlichkeit übersehen, obwohl sie eine bedeutende Rolle spielt. Dies kann zum Teil daran liegen, dass Dacharbeiten weniger sichtbar sind als andere Bereiche des Bauwesens. Dächer sind oft nicht im direkten Blickfeld der Menschen, es sei denn, es gibt Probleme wie Leckagen oder Sturmschäden. Zudem werden andere Baubereiche manchmal als spektakulärer oder moderner angesehen und erhalten daher mehr Aufmerksamkeit – in unseren Augen völlig unberechtigt.

Was kann man tun, damit die Branche mehr Beachtung erfährt?

Urs Nies: Um der Dachbranche mehr Beachtung zu verschaffen, ist es wichtig, das Bewusstsein für ihre Bedeutung und ihre Leistungen zu schärfen. Dies kann durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Medienkampagnen und Informationsveranstaltungen geschehen. Auch die Einbindung von Influencern und bekannten Persönlichkeiten kann helfen, das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. Es ist zudem wichtig, die Vielfalt und die innovativen Entwicklungen zu präsentieren, um die Aufmerksamkeit von Medien und Öffentlichkeit zu gewinnen.

DACHKRONE - der deutsche Dachpreis

Was ist der Hintergrund der DACHKRONE, seit wann wird sie verliehen und was soll sie bezwecken?

Urs Nies: Mit dem Award DACHKRONE – Deutscher Dachpreis werden jährlich die besten Dachdecker-, Zimmerer- und Bauspengler-Betriebe aus ganz Deutschland ausgezeichnet. Sie wird vom Profimagazin dach+holzbau und von Dachdeckermarkt24 ausgeschrieben. Ein Schwerpunkt liegt darauf, dem deutschen Handwerk ein positiveres Image zu geben und die Branche für den Nachwuchs interessant zu machen. Deshalb engagieren sich auch zahlreiche Herstellergrößen wie Roto Frank DST, Braas oder Picard für die DACHKRONE und sind als Sponsoren aktiv. Die Preisverleihung ist bereits im zweiten Jahr ihres Bestehens das größte Event ihrer Art im Baugewerbe ist. Es hat schon einen Grund, dass viele unter der Hand von den Handwerker-Oscars sprechen. Die DACHKRONE soll ein positives Signal für die vielen Angestellten sein, zusätzlich sollen damit neue Impulse für das Handwerk gesetzt werden, insbesondere vor dem Hintergrund der Nachwuchsförderung und der fortschreitenden Digitalisierung.

Zur Website der DACHKRONE-Awards

Die Dachbranche im Wandel

Ein Blick in die Zukunft: Wie geht es mit der Dachbranche weiter, was sind die wichtigsten Trends und Stellschrauben, an denen gedreht werden muss?

Urs Nies: Die Dachbranche steht vor einem dynamischen Wandel. Es gibt mehrere wichtige Trends. Einer davon ist die verstärkte Nachfrage nach energieeffizienten und nachhaltigen Dachlösungen, um den Anforderungen des Klimawandels gerecht zu werden. Die Integration von Solartechnologien und grünen Dachsystemen gewinnt an Bedeutung. Darüber hinaus spielt, wie schon angesprochen, die Digitalisierung eine zunehmende Rolle. Die Nutzung von digitalen Planungswerkzeugen, die Implementierung von Building Information Modeling (BIM) und der Einsatz von vernetzten Sensoren zur Überwachung von Dächern sind Beispiele dafür. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte, um mit den neuesten Technologien und Entwicklungen Schritt zu halten.

Urbane Mobilität: Ladeinfrastrukturlösungen für die Wohnungswirtschaft: Jill Walters Glombik bewertet die aktuelle Situation der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Deutschland und benennt Chancen, die sich aus der Schaffung von Lademöglichkeiten für die Wohnungswirtschaft ergeben.
Trend

Urbane Mobilität: Ladeinfrastrukturlösungen für die Wohnungswirtschaft

Transformation der Innenstädte: CITY DECKS entwickelt Stadtmöbel: Das junge Unternehmen unterstützt das Land Baden-Württemberg bei der Erhöhung der Aufenthaltsqualität in den Kommunen.
Trend

Transformation der Innenstädte: CITY DECKS entwickelt Stadtmöbel

Datensilos bremsen Digitalisierung der Immobilienbranche aus: „Weg von IT-Inseln, hin zu integrativen Digitalisierungskonzepten.“: Digitalisierungsexperte Wolfgang Schmid skizziert am Beispiel von Wohnungsübergaben, wie ein durchgängiges Datenmanagement für die Branche aussehen kann und erklärt, wie integrative Digitalisierung nach dem Shared Data Environment-Ansatz (SDE) funktionier
Trend

Datensilos bremsen Digitalisierung der Immobilienbranche aus: „Weg von IT-Inseln, hin zu integrativen Digitalisierungskonzepten.“