Investments in Forst und Agrar: „Nachhaltige operative Renditen von zwei bis fünf Prozent möglich“

Investments in Forst und Agrar: „Nachhaltige operative Renditen von zwei bis fünf Prozent möglich“

Investments in Forst und Agrar: „Nachhaltige operative Renditen von zwei bis fünf Prozent möglich“
Eckbrecht von Grone (links) und Nils von Schmidt sprechen über einige Ergebnisse des Agrar-Marktberichtes von Colliers. Copyright: Colliers

Eckbrecht von Grone und Nils von Schmidt, Co-Heads Land & Forst bei Colliers, sprechen mit IMMOBILIEN AKTUELL über Portfoliodiversifikation, ESG, gesunden Wald und Investments in Landwirtschaft und Forst.

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Inwiefern eignen sich Forst- und Agrarflächen zur Portfoliodiversifikation und für wen eignen sie sich?

Eckbrecht von Grone: Der Kauf von landwirtschafltichen Nutzflächen führt zu einer sinnvollen Diversifikation, die effektiv das Gesamtrisiko eines Investmentportfolios senkt. Investitionen in Forst- und Agrarflächen schützen vor inflationsbedingten Verlusten und bieten Anlegern gut planbare und langfristig abgesicherte Erträge. Land- und Forstinvestments sind grüne Investments und für langfristig denkende Investoren interessant, jedoch nicht unbedingt für private Kleinanleger geeignet.

Sind diese Flächen etwas für Spezialisten oder kann es eine Entwicklung raus aus der Nische geben?

Nils von Schmidt: Nein, man muss kein Spezialist sein, prinzipiell kann fast jeder Ackerland und Wald kaufen. Rund 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland waren 2020 verpachtet. Die Bewirtschaftung liegt also in den meisten Fällen in der kompetenten Hand eines Landwirtes, während der Eigentümer nur verpachtet. Ein Kauf mit anschließender Verpachtung ist ein bewährtes und risikoarmes Modell auch für branchenfremde Investoren. Bei Waldinvestments ist es unproblematisch, die Bewirtschaftung durch externe Dienstleister durchführen zu lassen. Hier gibt es in Deutschland eine Vielzahl von exzellent ausgebildeteten Forstleuten.

Ökologischer Ackerbau schiebt sich in den Fokus

Konventioneller Ackerbau steht unter Druck, ökologischer Ackerbau ist angesagt: Was bedeutet das für den Ankauf von Flächen?

Eckbrecht von Grone: Das ist richtig. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland stieg in den vergangenen zehn Jahren um 70 Prozent auf 1,7 Millionen Hektar. Dies entspricht rund einem Zehntel der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Und der Trend setzt sich fort: Die Bundesregierung hat das mittelfristige Ziel ausgerufen, dass bis zum Jahr 2030 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Deutschland ökologisch bewirtschaftet werden sollen.

Der Flächenbedarf wird dadurch vermutlich sogar steigen, da aktuell im Ökolandbau auf der gleichen Anbaufläche nur knapp 50 Prozent der Erträge geerntet wird wie auf konventionell bewirtschafteten Flächen. Daraus könnte ein weiterer Preistreiber entstehen. Der wichtigste Faktor bleibt jedoch der Verbraucher und dessen Bereitschaft, für ökologisch erzeugte Lebensmittel einen höheren Preis zu zahlen. Ohne konventionelle Landwirtschaft könnte die Nachfrage nach günstigen Lebensmitteln nicht gedeckt werden.

Investitionen in Landwirtschaft und Forst und die Renditefrage

Wie unterscheiden sich die Renditen für traditionellen und nachhaltigen Ackerbau?

Nils von Schmidt: Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass Investitionen in Landwirtschaft relativ sichere, regelmäßige Erträge bieten und eine im Vergleich zu Aktien deutlich niedrigere Renditevolatilität besitzen. Im konventionellen Ackerbau sowie im ökologischen Ackerbau sind sehr ähnliche Renditen zu erzielen. Es sind nachhaltige operative Renditen von zwei bis fünf Prozent möglich. Zwar werden für ökologische Produkte höhere Preise bezahlt, es wird aber auf der gleichen Fläche weniger geerntet. Die reinen Pachtrenditen liegen im Schnitt zwischen 0,5 und 1,5 Prozent der Bodenwerte. Hinzu kommt eine moderate Wertsteigerung des Grund und Bodens.

Neben der Landwirtschaft spielt der Forst ebenfalls eine Rolle als Investment. Gibt es dazu aktuelle Zahlen?

Eckbrecht von Grone: In Deutschland sind für Waldbesitzer operativ ein bis zwei Prozent Jahresrendite realistisch. Auch hier spielen die niedrige Renditevolatilität und der Inflationsschutz eine entscheidende Rolle. Diese langfristigen Investments bieten gut planbare Erträge. Durch eine professionelle, externe Bewirtschaftung kann zudem das operative Risiko sehr niedrig gehalten werden. Hinzu kommen eine Wertsteigerung des Grund und Bodens sowie eine Wertsteigerung des Waldbestandes durch den jährlichen Zuwachs des Holzvorrates. Gleichzeitig wird immer nachhaltig geerntet, es wird nicht mehr Holz geerntet als nachwächst.

Nachfrage übersteigt das Angebot

Der deutsche Wald strotzt nicht gerade vor Gesundheit: Gibt es genug Angebot für die Nachfrage?

Nils von Schmidt: Der Wald in Deutschland leidet unter dem Klimawandel, er ist jedoch zu retten. Die Probleme für den Wald sind seit Langem bekannt. Der Waldumbau, weg von Monokulturen hin zu einem klimaresilienten Mischwald, hat vor Jahrzehnten begonnen. Durch die aktive Auswahl von Baumarten kann ein Wald auf die Zukunft vorbereitet werden.

Die Nachfrage nach Forstflächen übersteigt das Angebot tatsächlich bei Weitem. Der Wald ist ein zuverlässiger Rohstofflieferant und die Inflationssicherheit macht ein Investment gerade in der aktuellen Zeit sehr attraktiv. Die hohe Nachfrage nach Holzprodukten und die zahlreichen positiven Ökosystemleistungen des Waldes, wie etwa die Kohlenstoffspeicherung, führen dazu, dass die Kaufpreise für Waldflächen in Deutschland wahrscheinlich weiter steigen werden.

Welche Rolle können Forst- und Agrarflächen in der ESG-Strategie bei Investoren spielen?

Eckbrecht von Grone: Investments in Wald und Forst können helfen, durch eine aktive, nachhaltige Bewirtschaftung den Bestand zu erhalten und klimaresilient umzubauen. Wiederaufforstungsprojekte erhalten die Wälder für nachfolgende Generationen — auch als Holzproduzent und Klimaschützer. Die Anforderungen einer Zertifizierung der nachhaltigen Bewirtschaftung, etwa nach den Bewirtschaftungsstandards FSC oder PEFC, überschneiden sich vielfältig mit ESG-Kriterien.

Darüber hinaus werden Ökosystemleistungen des Waldes künftig stärker berücksichtigt, über staatliche Zuschüsse oder unabhängige Zertifizierungssysteme. Als Ökosystemleistungen werden die positiven Leistungen des Waldes für den Wasserhaushalt, die Luftreinheit, die Naherholung und natürlich den Klimaschutz bezeichnet. Die CO2-Speicherleistung des Waldes soll in Zukunft honoriert werden und eine zusätzliche Einkommensquelle neben der klassischen Holzproduktion bieten.

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