Die Stadt Jena steht vor großen Herausforderungen und benötigt vor allem mehr geförderten Wohnraum. Ende April 2024 wurde nun eine neue Wohnbaulandpolitik beschlossen, die diesen Bedarf berücksichtigt und auf Nachhaltigkeit, soziale Ausgewogenheit und Klimaschutz setzt.
Jena braucht mehr geförderte Wohnungen
Um eine sozialverträgliche Wohnraumversorgung in Jena sicherzustellen, sind öffentlich geförderte Wohnungen von entscheidender Bedeutung. Trotz eines Rückgangs des Bestands seit 2015 konnte der geförderte Wohnungsbau aufgrund fehlender Fördermittel nicht ausreichend realisiert werden. Das knappe Wohnraumangebot führt zu steigenden Mieten und Baulandpreisen, was Familien teilweise dazu veranlasst, in das Umland abzuwandern. Die Stadt Jena hat darum beschlossen, ein eigenes Baulandmodell zu entwickeln, um die spezifischen Rahmenbedingungen der Stadt zu berücksichtigen.
Entsprechend wurde eine interfraktionelle Arbeitsgruppe eingerichtet, um dieses „Jenaer Modell“ zu erarbeiten. Die Gruppe untersuchte verschiedene Baulandmodelle anderer Städte und führte Gespräche mit Experten und Vertretern aus Ulm und Münster. Es wurde festgestellt, dass Jena im Vergleich zu anderen Städten besondere Restriktionen aufweist, darunter topografische Beschränkungen, begrenzte kommunale Flächen und eine geringe Verfügbarkeit von Fördermitteln. Ein einheitliches Baulandmodell war daher nicht zielführend und ein maßgeschneidertes Konzept für Jena erforderlich.
Der Ende April 2024 gemeinsam von den Fraktionen CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und der Stadtverwaltung eingebrachte Beschluss, der in der jüngsten Sitzung des Stadtrats mit großer Mehrheit gefasst wurde, spiegelt die langfristige Vision der Stadt wider, den Wohnungsbau bedarfsgerecht zu gestalten und die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Die Stadt Jena orientierte sich bei der Erarbeitung des Grundsatzbeschlusses am sogenannten Ulmer Modell.
Leitbild der neuen Jenaer Wohnbaulandpolitik umfasst sieben zentrale Punkte
- Schaffung von Wohnraum: Die Stadt Jena strebt an, bis 2035 eine Zielgröße von 4.830 Wohnungen zu erreichen.
- Strategisches Flächenmanagement: Jena forciert den strategischen Flächenerwerb und die langfrsitige Vorhaltung von Schlüsselgrundstücken.
- Förderung von sozial- und klimapolitischen Zielen durch bedarfsgerechte Einleitung von Bauleitplanverfahren.
- Aktive Steuerung der Vergabe von kommunalen Baugrundstücken über die Konzeptvergabe und die Eigenheimrichtlinie.
- Einbindung von Privatunternehmen in die Baulandentwicklung.
- Gerechte Verteilung der Entwicklungskosten zwischen Planungsbegünstigten und der Stadt.
- Verfolgung des Konzeptes der Erhaltung und Entwicklung Jenas als „Stadt der kurzen Wege“.
„Mit dem Jenaer Baulandmodell gehen wir einen wegweisenden Schritt in der Stadtentwicklung. Durch strategischen Flächenerwerb und kooperative Entwicklung von Wohnbauflächen können wir den Wohnungsbau in Zukunft bedarfsgerechter, sozialer und nachhaltiger gestalten. Wenn es dem Stadtrat und der Verwaltung auch weiterhin gelingt, in der Wohnbauflächenentwicklung so überparteilich und partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, wird dieser Beschluss die Rolle der Stadt bei der Entwicklung von Bauland entscheidend stärken und Jenas Stadtentwicklung auf Jahrzehnte prägen können“, so Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt Christian Gerlitz.