Am 29. September lud die LEG zur Auftaktveranstaltung für die Entwicklung der ICE-City West in Erfurt. Das vielleicht etwas ernüchternde Ergebnis: Schnell geht es schon einmal nicht.
60 Gäste durften teilnehmen, 60 kamen, als die LEG am 29. September zur Auftaktveranstaltung für die künftige Entwicklung der ICE-City West lud. Das Interesse an Erfurts riesigem Stadtentwicklungsprojekt ist eindeutig auch in Zeiten von Corona ungebrochen. Neues zu sehen, gab es für die Gäste allerdings nichts, denn nach wie vor darf auf dem 2,9 Hektar großen Areal der einstigen Königlichen Bahnwerkstätten nicht gebaut werden. Der Grund: Zwar besteht ein Kaufvertrag zwischen der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) und Möbel-Milliardär Kurt Krieger. Letzterem gehört die Liegenschaft allerdings weiterhin, solange eine letzte Vertragsklausel noch nicht erfüllt ist: Die Erweiterung des Thüringenparks, der sich ebenfalls im Besitz der Krieger-Gruppe befindet.
Baubeginn im Thüringenpark im Herbst 2021
Nach langem Zögern im Erfurter Stadtrat wurde 2019 grünes Licht für die obligatorische Erweiterung des Thüringenparks um 4,5 Hektar gegeben. Momentan läuft noch die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplans. Die nötigen Gutachten sollten seit einigen Monaten bereits vorliegen. Die Krieger-Gruppe rechnet, so der letzte Informationsstand, mit einem Baubeginn im Thüringenpark im Herbst 2021. Erst dann wird der Kaufvertrag rechtskräftig und kann und soll die ICE-City West „mit breiter Bürgerbeteiligung“ entwickelt werden. Letzteres klingt schon einmal nach keiner schnellen Lösung. Daran ist man bei der LEG aber offenbar auch gar nicht interessiert. Laut LEG-Projektleiter Kay Salberg müsse man in Zeiträumen von 20, 25 oder gar 30 Jahren denken.
Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau
Wenn es dann irgendwann einmal losgeht, werden die ersten Schritte am Projekt in der Sicherung und im Abriss nicht mehr benötigter Gebäudeteile liegen. Tatsächlich besteht mitunter dringender Handlungsbedarf, da sich Teile der gründerzeitlichen Bebauung von 1847 trotz solider Bausubstanz im Verfall befinden. Derweil startete mit der Auftaktveranstaltung bereits ein mehrstufiger Ideenwettbewerb, der sowohl die Stadtbewohner als auch Fachpublikum miteinbeziehen will. LEG-Geschäftsführerin Sabine Wosche bezeichnete diesen Findungsprozess als den Auftakt zur „Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau“. Ziel sei es, etwas zu planen, was auch in 50 oder 100 Jahren noch funktionieren soll und ökonomisch tragbar ist. – Dieser Anspruch sollte eigentlich allgemein für jedes größere Bauprojekt gelten.
Übrigens: Auf der anderen Seite des großen städtebaulichen Projekts, der ICE-City Ost, starteten am 5. Oktober die Bauarbeiten zum sogenannten Promenadendeck – einem skulpturalen Rad- und Fußgängerüberweg, der die ICE-City mit der Innenstadt verbinden wird.