Es kann prosaisch, aber auch ganz nüchtern betrachtet werden, auf jeden Fall kommt sehr oft das Wort Bau vor: „Kunst am Bau ist integrales Element der Baukultur in Deutschland und Teil der Bauherrenaufgabe des Bundes.“ So ist es beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung nachzulesen. Sie könne „entscheidend zu Qualität und Aussage von Bauwerken beitragen“, sei „nationale Visitenkarte“. Manch einer mag das Pathos befremdlich finden, doch derlei Schöpfungen sind nicht mehr nur in Worten, sondern auch in der Praxis verankert.
Das Berlin-Feeling will beispielsweise der Verein TRANSITRÄUME am Leben erhalten, als „Brückenbauer, der sich dem Austausch zwischen den scheinbaren Extremen Kultur und Immobilienwirtschaft verschrieben hat“. Beteiligt sind Projektentwickler, Künstler und Netzwerker. „Kunst und Kultur in unserer Stadt benötigen Raum. Dieses Problem ist aktueller denn je“, sagt der Vereinsvorsitzende Michael Hapka. „Aber auch die Tatsache, dass Immobilienunternehmen durch die pandemiebedingten Entwicklungen Leerstand bei Gewerbe- und Einzelhandelsflächen droht, ist hochaktuell.“ Diese könnten nun einer kulturellen Belebung unterzogen werden.
Wohnen aus dem künstlerischen Blickwinkel betrachten
Bewohnbare Skulpturen nannten es Künstler wie Christian Jankowski, Terence Koh, Laure Prouvost, Mia Eve Rollow & Caleb Duarte oder Thomas Schütte. Für tinyBE, eine globale Plattform für künstlerische Visionen zur nachhaltigen Gestaltung des Lebens, gaben sie ein Statement zum Thema Micro-Living ab, gestalteten Tiny Houses. Barbara Knoflach, Co-Gründerin der Kunstinitiative, sagt: „Bezahlbares Wohnen in den Ballungsgebieten ist eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Micro-Living könnte hier ein Lösungsansatz sein.“ Mit den Projekten wolle man die Themen alternatives Wohnen und Arbeiten in der Zukunft aus einem künstlerischen Blickwinkel betrachten und auch die gesellschaftliche Relevanz von Nachhaltigkeit deutlich machen.
Galerie: Fassaden- und Industriedesign von Uperium
Uperium ist eine deutschlandweit tätige Kunstagentur mit dem Schwerpunkt Fassaden- und Industriedesign. Die Agentur bietet Fassadengestaltungsmodelle an, die auf jede Art Neubau- oder Bestandsimmobilie zugeschnitten werden. Das Ziel sind einzigartige Werke die Projektentwickler und Baufirmen in ihrer Außenwirkung unterstützen - dezent-elegant für hochwertige Projekte, modern und urban für junges Wohnen oder auch mit Motiven aus der klassischen Malerei etwa für Pflegeimmobilien. Hier einige Einblicke in das Wirken von Uperium.
Der Bauzaun wird zur Galerie
Covivio entwickelt auf einer Gesamtfläche von rund 60.000 Quadratmetern im Herzen von Berlin ein Hochhaus, das Arbeiten, Wohnen und Leben vereint: unterschiedliche Büros, Retail, Gastronomie, Wohnungen, Kita, Gemeinschaftsflächen, ein Garden-Club mit Terrasse. Leitmotiv ist der Community-Gedanke. Der Bauzaun direkt neben dem Hotel Park Inn am Alexanderplatz wurde für ein Street-Art-Projekt genutzt, unter dem Namen A – FENCE. Innerhalb von drei Jahren wird es unterschiedliche Themen geben, mit denen sich verschiedene Künstler auseinandersetzen.
Um Projekte zu fördern, die Kunst und Immobilien vereinen, hat sich Covivio bereits 2017 dem Programm 1 immeuble, 1 œuvre (zu Deutsch: ein Gebäude, ein Kunstwerk) angeschlossen, das 2015 vom französischen Kulturministerium ins Leben gerufen wurde. Covivio fördert seitdem europaweit Kunst- und Architekturprojekte. Norman Weichhardt, Head of Development Germany und Geschäftsführer der Covivio Office Holding GmbH, sagt: „Kunst kann Identifikation schaffen, Öffentlichkeit herstellen und Standorten ein zusätzliches Profil verleihen. Wir freuen uns, am Alexanderplatz schon heute ein Stück mitgestalten zu dürfen.“
Kunst gibt Quartieren Seele
Dierk Wenke, Geschäftsführer des Erfurter Projektentwicklers WOHNGROUP GmbH, liefert ein weiteres Beispiel: „Wir realisieren kein seelenloses Neubauquartier, sondern Häuser mit Herz.“ Bei allen Vorhaben versucht das Unternehmen Kunst einzubinden. Im aktuellen Projekt namens EUROPAKAREE in der Thüringer Landeshauptstadt, in dem insgesamt knapp 500 Wohnungen, Gemeinschaftsflächen und Infrastrukturangebote entstehen, werden mehrere Skulpturen in den Außenbereichen zu finden sein. Verantwortlich für diese Kreationen zeichnet die Künstlerin Christel Lechner