Ein Pioniermodell der Stadtentwicklung ist es nicht unbedingt. Das Zeug zum Münchner Vorzeigeviertel hat Freiham Nord jedoch allemal – auch dank des geplanten Stadtteilzentrums.
München platzt aus allen Nähten. In keiner anderen deutschen Großstadt ist der Boden so viel wert wie in der bayerischen Metropole, nirgendwo die Immobilienpreise so astronomisch hoch. Um den Durst nach Flächen etwas zu stillen, entsteht im Westen der Stadt das mutmaßlich größte Siedlungsgebiet Europas: Freiham. Auf 190 Hektar sollen hier bis 2040 rund 25.000 Menschen leben und etwa 15.000 arbeiten. Der neue Stadtteil wird dabei weitestgehend von einer Mischbebauung geprägt sein, unterteilt sich aber dennoch in zwei Teile mit funktionalen Schwerpunkten, nämlich Wohnen im Norden und Gewerbe südlich der Bodenseestraße. Mit dem Stadtteilzentrum Freiham Nord wird nun das Herzstück des Viertels von der Rosa-Alscher Gruppe und der partnerschaftlich auftretenden ISARIA Wohnbau AG entwickelt. Der herausragende Entwurf hierfür stammt von Störmer Murphy and Partners (SMP) aus Hamburg.
Idee des „Weiterbauens“
Die Rosa-Alscher Gruppe nennt Freiham Nord ein europaweit beachtetes „Pioniermodell der Stadtentwicklung“. Warum, ist nicht so ganz klar. Vielleicht ist die schiere Größe das Pionierhafte, womöglich aber auch die Idee des „Weiterbauens“: Der Stadt München zufolge will man die alteingesessenen Bewohner des umliegenden Stadtbezirkes mit den künftigen Freihamern zusammenbringen. Hierzu wird Freiham Nord im Osten durch ein Grünband mit der Siedlungskante des von Wohnblöcken der 1960er und -70er Jahre geprägten Neuaubings verbunden. Das eher dörfliche Aubing grenzt im Norden an. Ein etwa 55 Hektar großer Landschaftspark mit vielfältigen Erholungsangeboten erstreckt sich im Westen. Von hier aus führen grüne Finger mit Fuß- und Radwegen in die alten und neuen Wohngebiete.
Pioniermodell Freiham Nord?
Klingt alles schön und gut, aber nicht gerade revolutionär. Zum Pioniermodell wird Freiham Nord nach Ansicht der Rosa-Alscher Gruppe aber gar nicht hierdurch, sondern aufgrund dreier Merkmale: offenes Einkaufen, urbanes Quartier, hohe Aufenthaltsqualität. Nun erscheinen diese Punkte weder für sich noch im Bündel als etwas noch nie Dagewesenes. Vielleicht spiegelt sich in der Überhöhung zum Pioniermodell ganz einfach die Euphorie des Entwicklers über den neuen Stadtteil und das eigene Projekt wider. Tatsächlich hat Freiham Nord insgesamt das Zeug dazu, ein Vorzeigeviertel Münchens zu werden. Insbesondere das Stadtteilzentrum am Mahatma-Gandhi-Platz dürfte hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.
Repräsentatives Tor des Viertels
Der Entwurf der Hamburger Stararchitekten erhebt das Zentrum zum repräsentativen Tor des Viertels mit einer „lebendigen, bunt gemischten Nachbarschaft, in der vielseitige Angebote für Wohnen und Arbeiten, Freizeit, Bildung und Kultur verknüpft werden“. Eine eigene Architektursprache in Form einer offenen, skulpturalen Arkadenarchitektur mit einheitlicher Materialität aus Naturstein, farbigem Sichtbeton, Holzelementen, Putz- und Glasflächen prägt die Identität der geplanten Bebauung. „Der Entwurf von SMP spiegelt die Einzigartigkeit des Objektes wider und bringt die Idee des offenen Einkaufens mit seinen Arkaden perfekt in Szene“, erzählt Alexander Rosa-Alscher. „Zudem fanden wir, dass er etwas ‚Neues‘ darstellt, was man in München so noch nie gesehen hat.“
Das Projekt mit einer Bruttogeschossfläche von 86.000 Quadratmetern wird auf vier Baufeldern verwirklicht, die sich die Rosa-Alscher Gruppe und die ISARIA Wohnbau AG teilen. Der Bauantrag wurde Anfang Juni eingereicht. Nun erwartet man bis zum Frühjahr 2021 eine positive Rückmeldung. Ist die Verwaltung ähnlich begeistert wie die Entwickler, dürfte das wohl kein Problem sein.
Bild: Freiham Nord hat das Zeug zum Münchner Vorzeigeviertel. Quelle: Munich Future City West GmbH