Das Gelände "Alte Messe West", das auch die markanten Massivkuppeln des Kohlrabizirkus' umfasst, soll vollumfänglich umgestaltet werden. So sollte der Kohlrabizirkus selbst ein Ort für Technologie, Forschung und Freizeitgestaltung werden. Bis die Stadt Leipzig Eigenbedarf anmeldete, das Gelände kaufte und nun eine Sport-, Begegnungs- und Kulturstätte anpeilt.
Inzwischen wurde für das vornehmlich gewerblich zu nutzende Gesamtareal im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbes der Siegerentwurf gekürt.
Startartikel vom Mai 2020: Es kommt Bewegung in eines der interessantesten Areale Leipzigs: den Kohlrabizirkus. Die Stadt Leipzig erließ dazu bereits am 29. April einen Aufstellungsbeschluss. Davor hatte eine 100prozentige Tochter der VICUS GROUP AG als Eigentümer Teilgrundstücke des Entwicklungs- und Baulandgebietes rund um die historischen Kuppelbauten an ein Family Office veräußert. Insgesamt 22.000 Quadratmeter. Gemeinsam soll nun die Entwicklung des Areals hin zu einem modernen Technologie- und Forschungsstandort aktiv vorangetrieben werden.
"Hivepark": Kohlrabizirkus wird zum Campus für Forschung und Technologie
Das Potenzial ist klar: nah an der Innenstadt, nah an der Bio- und Mediacity. Gemeinsam planen die Transaktionspartner die Errichtung von modernen Neubauten. Nach ihrem Konzept entwickelt sich auf dem Areal der neue Campus "Hivepark", der sowohl zu einem Inkubator für innovative, forschende und kreative Unternehmen wird als auch den Leipziger Bewohnern und Gästen einen Ort zur aktiven Freizeitgestaltung bietet. Die dringend benötigten Erweiterungsflächen für die bereits ansässigen Institutionen und die Leipziger Universitätslandschaft sollen so in einem grünen Campus vereint werden.
Entwicklung geht nur schleppend voran
Vor langer Zeit erlang der Kohlrabizirkus Weltruhm: Die Bauingenieure Franz Dischinger und Hubert Rüsch erdachten die größten Massivkuppeln der Welt. Mit einer Spannweite von 75 Metern bei einer Gesamtgebäudehöhe von 32 Metern. In einem früheren Interview sagte VICUS GROUP-Vorstand Gabriel Schütze gegenüber IMMOBILIEN AKTUELL: „Damit Leipzig seinen gesunden Wachstumskurs aufrechterhalten kann, müssen der Mehrbedarf an Freizeit- und Kulturflächen bedient, die öffentliche Infrastruktur angepasst und moderne Gewerberäume geschaffen werden.“ Bisher geht das eher schleppend. Trampolinpark und Boulderlounge wurden angekündigt, sind aber noch nicht eröffnet. Die Eishalle hat ob der Corona-Pandemie geschlossen.
Die VICUS AG bleibt optimistisch, sieht in der Zukunft, dass es einen Nahversorger geben soll, Gastronomie, eine Kita und Apartments für Kurzaufenthalte der Mitarbeiter und Gäste. Bis wann das realisiert werden soll, dazu machte das Unternehmen keine Angaben, wollte sich auch gegenüber IMMOBILIEN AKTUELL nicht äußern.
Stadt will den Kohlrabizirkus kaufen und zur Sport- und Kulturstätte entwickeln
Update vom 25.06.2021: Nach den schleppenden Entwicklungen rund um den Kohlrabizirkus wirft nun die Stadt Leipzig selbst ihren Hut in den Ring. Die Stadt möchte das denkmalgeschützte Gebäude als Eissportstandort sichern und ihn perspektivisch zu einer modernen Sport-, Freizeit- und Kulturstätte entwickeln.
Einen entsprechenden Vorschlag für den Stadtrat zum Ankauf des rund vier Hektar großen Areals südlich der Semmelweißstraße von der Vicus Group AG hat Oberbürgermeister Burkhard Jung jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht. Der Stadtrat muss abschließend über den Kauf entscheiden.
Geplant ist, die Nordkuppel des "Kohlrabizirkus" in einem ersten Schritt als Eissporthalle für den Breiten- und Profisport sowie als kulturellen Ort des "Instituts für Zukunft" im Souterrainbereich zu sichern. Der Kaufpreis liegt derzeit bei 12,55 Millionen Euro. Bis Ende Juli 2021 verhandelt die Vicus Group AG exklusiv mit der Stadt über den Kauf, ein reines Vorkaufsrecht zugunsten der Stadt gibt es jedoch nicht.
Parallel soll ein langfristig ausgelegtes Nutzungskonzept für das gesamte Objekt erarbeitet werden. So könnte der Kohlrabizirkus beliebten Trend- und Freizeitsportarten wie etwa Parcours und Klettern Raum bieten, weitere Kultur-, Freizeit- und gastronomische Angebote sollten dieses Sortiment flankieren. Zusätzlich denkbar wären in dem beide Kuppeln verbindenden Büroanbau Proberäume, Ateliers und ähnliche kreative Freiräume. In einer längeren Perspektive ab 2030 soll das Potential der zum Gesamtgrundstück zählenden Baulandflächen genutzt werden, um weitere Unternehmensansiedlungen zu realisieren, die den auf der Alten Messe eingeschlagenen Weg weiterführen. Diese Verkaufserlöse könnten dann die Sanierung des Bestandsgebäudes finanzieren.
Stadt kauft Kohlrabizirkus für knapp 12 Millionen Euro
Update vom 27.07.2021: Heute wurde ein Kaufvertrag über die Veräußerung des Grundstückes des Kohlrabizirkus in Leipzig zwischen der VICUS GROUP AG und der Stadt Leipzig unterzeichnet. Damit folgte die Stadt dem Votum des Stadtrates vom vergangenen Mittwoch, dem 21.07.2021, zum Ankauf der Liegenschaft zu einem Kaufpreis in Höhe von 11,5 Mio. Euro. „Ich freue mich, dass wir innerhalb weniger Monate eine Perspektive für den Kohlrabizirkus schaffen konnten. Dies ist nur durch das Engagement aller Beteiligten möglich geworden. Ich bedanke mich daher ausdrücklich bei der VICUS GROUP AG für die vertrauensvolle Zusammenarbeit“, kommentiert Matthias Kaufmann, Leiter des Liegenschaftsamtes der Stadt Leipzig.
Der Vorstand der VICUS GROUP AG, bestehend aus Michael Klemmer und Gabriel Schütze, begrüßt die Entscheidung des Stadtrates und ist sehr erfreut, dass das Objekt zukünftig in städtischer Hand ist, da durch den Verkauf die Basis für die sportliche und kulturelle Nutzung des Objektes und somit ein wichtiger Baustein für die weitere Entwicklung der Stadt Leipzig gelegt worden ist.
Siegerentwurf für Entwicklung rund um Kohlrabizirkus gekürt
Update vom 18. Januar 2023: Die Berliner Büros de+ architekten gmbh sowie BACHER Landschaftsarchitekten haben den städtebaulichen Wettbewerb für das Gebiet „Alte Messe West“ für sich entschieden. In dem derzeit weitgehend brachliegenden Gebiet rund um den prägenden, so genannten Kohlrabizirkus und einen denkmalgeschützten Lokschuppen soll künftig ein Stadtquartier mit einem Schwerpunkt auf gewerblichen Nutzungen entstehen.
Die Fachjury unter Vorsitz des Kölner Architekten und Stadtplaners Professor Markus Neppl lobte den Entwurf aus Berlin für den „überraschend klaren Vorschlag zur Integration des Bestandes“, der auf attraktive Weise umsetzbar sei.
Die nun mit 40.000 Euro Preisgeld dotierte Arbeit sieht rund um die ehemalige Großmarkthalle ruhige Blockstrukturen vor, die flexibel geteilt und so an verschiedene Nutzungen angepasst werden können. Ein angerförmiger kleiner Park wird als grünes Quartierszentrum eingeplant. Die Bebauung zwischen Kohlrabizirkus und Zwickauer Straße nimmt die städtebauliche Struktur der gegenüberliegenden Tierkliniken auf.
Die Stadt hatte Mitte des vergangenen Jahres einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt, um ein von Einzelinteressen unabhängiges, zusammenhängendes Konzept für das Gesamtgebiet zu entwickeln, das in den Bebauungsplan Nr. 451 „Semmelweisstraße / An den Tierkliniken“ einfließen soll. Zwölf teilnehmende Büros haben für das Wettbewerbsverfahren elf Beiträge eingereicht. Die siegreichen Architekten aus Berlin sollen zeitnah auch mit der Masterplanung beauftragt werden, wobei der Entwurf noch angepasst wird. Diese Masterplanung sowie die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung sind noch für dieses Jahr vorgesehen, 2024/25 schließt die öffentliche Auslegung an und in den Jahren 2025/26 soll der Bebauungsplan beschlossen werden.
Entwurf für Bebauungsplan für Gebiet Alte Messe West liegt vor
Update vom 17. August 2023: Das Gebiet rund um Kohlrabizirkus und den denkmalgeschützten Lokschuppen soll zu einem Gewerbequartier entwickelt werden. Auf Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbs für das etwa 37 Hektar große Areal wird derzeit die Masterplanung erarbeitet, die in den Bebauungsplan Nr. 451 „Semmelweisstraße / An den Tierkliniken“ münden soll. Den entsprechenden Entwurf hat die Stadtspitze jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg bestätigt, der Stadtrat entscheidet abschließend darüber. Der Vorentwurf soll dann öffentlich ausgelegt werden, zudem können sich Verbände und Vereine in die Pläne für dieses innerstädtische Quartier einbringen.
Die Berliner Büros de+ architekten gmbh sowie BACHER Landschaftsarchitekten hatten den städtebaulichen Wettbewerb für das Gebiet für sich entschieden. Ihr Entwurf sieht rund um die ehemalige Großmarkthalle ruhige Blockstrukturen vor, die flexibel geteilt und so an verschiedene Nutzungen angepasst werden können. Ziel ist, dass das angestrebte Wachstum flächensparend gestaltet wird, indem beispielsweise Gebäude und Freiflächen mehrfach genutzt werden. Die denkmalgeschützten Gebäude – Kohlrabizirkus, Lokschuppen sowie ein Wohnhaus – sollen erhalten werden. Zusätzliche Wohnungen hingegen sind in dem Areal nicht vorgesehen. Stattdessen sind insbesondere Flächen für Labor und Büronutzungen geplant. Geprüft wird zudem, ob sich Flächen im Geltungsbereich als potentielle Erweiterungsflächen der Universität Leipzig oder als Verwaltungsstandort der Stadt Leipzig eignen.
In dem bereits stark versiegelten Gebiet soll zudem der öffentliche Freiraum aufgewertet und das Stadtklima verbessert werden – etwa durch intensive Fassaden- und Dachbegrünung, bepflanzte Vorplätze und Innenhöfe. Ein angerförmiger kleiner Park wird als grünes Quartierszentrum angelegt. Da das Areal öffentlich bereits sehr gut angebunden ist, wird ein autoarmes Quartier angestrebt. Bis zum ersten Quartal des kommenden Jahres soll die Masterplanung vorliegen.