Am früheren Freiladebahnhof in Eutritzsch soll ein autoarmes Quartier entstehen, das neben gut 2.600 Wohnungen auch Büroflächen, zwei Kitas, einen Campus für eine Gemeinschaftsschule, große Grünflächen und vieles mehr bereithält. Die Stadt Leipzig konnte nun vermelden, dass die Leipziger Ratsversammlung den Städtebaulichen Vertrag sowie den Bebauungsplan für den „Freiladebahnhof Eutritzscher Straße/Delitzscher Straße“ beschlossen und damit grünes Licht für die Quartiersentwicklung auf dem Areal gegeben hat. Das Projekt wird auf der diesjährigen EXPO REAL ausführlich vorgestellt und wir präsentieren erste Visualisierungen!
Ursprungsartikel vom 24. November 2020: „Wir waren vor 14 Monaten bei einer Pressekonferenz und haben ganz klar gesagt, dass wir nach Leipzig gekommen sind, um zu bleiben“, wiederholte Nematollah Farrokhnia, Investor und Eigentümer des Eutritzscher Freiladebahnhofes. Nun hat der Leipziger Stadtrat am 24. November 2020 über den Fortgang der Quartiersentwicklung entschieden. „Es freut mich sehr, dass es keine Gegenstimme gab“, so Nematollah Farrokhnia weiter. „Wir werden versuchen, die zwölf Stadträte, die sich enthalten haben, in der Zukunft zu überzeugen.“
Meilenstein für Quartier Eutritzscher Freiladebahnhof
Die entsprechende Vorlage, die votiert wurde, umfasst einen umfangreichen Sachstandsbericht, der die verschiedenen vom Stadtrat in Auftrag gegebenen Prüfergebnisse detailliert auflistet. Zudem legte die Entscheidung für den Masterplan die Grundlage für die Weiterführung des Bauleitplanverfahrens. „Es ist ein sehr besonderes Projekt“, so Baubürgermeister Thomas Dienberg in der Pressekonferenz anlässlich der Stadtratssitzung.
Er nannte die Entscheidung einen Meilenstein, verschiedene Interessenlagen seien zu einem „guten Ausgleich gebracht worden“. Er skizzierte kurz die Bedingungen des Stadtrates: die Risiken des Vorhabenträgerwechsels klar benennen, vielfältige Konzepte zu unterschiedlichen Themen wie Ökologie vorlegen, die Umsetzung der kooperativen Baulandentwicklung, die Fortführung der Öffentlichkeits- und Bürgerbeteiligung. Zudem gab es Ergänzungen zu Vertragsstrafen, die fällig werden, wenn Rahmentermine nicht gehalten und/oder Teil- und Gesamtkündigungen vorkommen.
Gewaltige Dimensionen: Leipzigs größte Quartiersentwicklung soll 3.700 Menschen beherbergen
Auf dem rund 25 Hektar großen Gelände an Eutritzscher und Delitzscher Straße soll in wahrscheinlich vier Bauabschnitten das größte neue innerstädtische Quartier Leipzigs mit bis zu 2.400 Wohnungen für etwa 3.700 Menschen entwickelt werden. Vorgesehen sind des Weiteren nicht nur 96.000 Quadratmeter Büroflächen und ein großzügiger Park, sondern auch ein Schul- und Sportcampus mit einer vierzügigen Grundschule sowie eine fünfzügige Oberschule, zwei Kitas mit jeweils 165 Plätzen und kulturell-soziale Einrichtungen.
„Die Grundstücke dafür wird die Stadt von IMFARR übernehmen. Es starten dann die üblichen Vergabeprozesse, wie an allen anderen Standorten auch“, so Thomas Dienberg. Auf etwa 30 Prozent der Wohnfläche sollen miet- und belegungsgebundene Wohnungen entstehen. Aufgrund der zentrumsnahen Lage ist der neue Stadtteil zudem als autoreduziertes Quartier konzipiert.
Der weitere Fahrplan am Eutritzscher Freiladebahnhof steht
Die Erschließungsplanung des Projektes läuft bereits, der Offenlagebeschluss wird bis Mitte 2021 und der Satzungsbeschluss bis Ende 2021 angestrebt, im ersten Quartal 2022 sollen die Bauarbeiten starten. „Das sind sehr ambitionierte Ziele“, so Nematollah Farrokhnia. „Wenn aber alle die 100 Meter in zehn Sekunden laufen, schaffen wir das. Wir wollen gemeinsam ein Ziel erreichen, dazu sind wir der Stadt in den vergangenen Wochen auch entgegengekommen, denn wir wissen, dass das zu einer Partnerschaft dazu gehört.“
Die denkmalgeschützten Gebäude des Lokschuppens und des Ladeschuppens werden saniert und stehen für kulturelle Nutzungen zur Verfügung. Aktuelle Mietverhältnisse, wie das des TV Clubs werden so lange wie möglich aufrechterhalten und danach bei der Umsiedelung in neue Objekte inhaltlich, wie auch finanziell unterstützt.
IMFARR ist gekommen, um zu bleiben
Spekulationen über einen Weiterverkauf trat der Eigentümer klar entgegen: „Der Verkauf der Gesamtfläche ist im städtebaulichen Vertrag ausgeschlossen“, so Jürgen Wöss, Head of Corporate and Project Finance von IMFARR. „Wir befinden uns ab sofort in Abstimmung mit der Verwaltung, um alle notwendigen Aufgaben und folgenden Tätigkeiten zu besprechen." „Wir danken der Verwaltung und besonders Oberbürgermeister Burkhard Jung außerordentlich für die sehr guten Gespräche, auch wenn diese manchmal kontrovers waren“, so Nematollah Farrokhnia.
Fragen zu den zu erwartenden Mieten beantworteten der Baubürgermeister und IMFARR: „Ich bin mir sicher, dass keine Wohnung frei bleiben wird. Wir werden darauf achten, dass die Wohnungen für die Leipziger erschwinglich sind“, so Thomas Dienberg. Jürgen Wöss sagte: „Wir werden uns mit den Mieten dort bewegen, wo sich der Markt bewegt.“ Prinzipiell sei dafür eine ordentliche Budgetierung sowie eine Beobachtung der aktuellen Lage notwendig.
Der Weg zur größten Leipziger Quartiersentwicklung
Ausgangspunkt für den Masterplan war der Entwurf des Planungsteams Octagon Architekturkollektiv, Leipzig, und Atelier Loidl, Berlin, der im August 2017 als Sieger aus einem städtebaulichen Werkstattverfahren hervorging. Dieses Konzept war unter Beteiligung der Öffentlichkeit sowie nach städtebaulichen und verkehrsplanerischen Aspekten weiterentwickelt worden.
In der zeitlichen Umsetzung des Großprojektes hatte es mehrfach Verzögerungen gegeben, die unter anderem auf Eigentümerwechsel zurückzuführen waren. Nach dem Verkauf des Areals von der CG Gruppe AG an die Leipzig 416 im Oktober 2019 begannen unverzüglich die Verhandlungen mit dem neuen Vorhabenträger. Einer der kompliziertesten Themenkomplexe war dabei die Sicherung von Erwerbs- und Ankaufsrechten, beispielsweise für öffentliche Straßen, Wege und Grünflächen, aber auch für Schulen, Kitas und Kultureinrichtungen, zugunsten der Stadt.
Zwischennutzung: Eutritzscher Freiladebahnhof in Leipzig wird Bühne für erstes Theaterstück von Helge Schneider
Update vom 24. Juni 2021: Die Leipzig 416 GmbH stellt einen Teil der Entwicklungsfläche am Eutritzscher Freiladebahnhof in Leipzig für eine künstlerisch-kulturelle Zwischennutzung zur Verfügung. In der zweiten Julihälfte dient das insgesamt 25 Hektar umfassende Areal, auf dem ab Frühjahr 2022 ein neuer Stadtteil mit bis zu 2.400 Wohnungen entsteht, als Open-Air-Bühne für das erste Theaterstück des deutschen Unterhaltungskünstlers Helge Schneider. Das ungewöhnliche Werk „Mendy – das Wusical“ beschreibt die absurd obskuren Ereignisse im Leben der gleichnamigen Hauptperson und ihrer Familie im typischen Helge-Schneider-Stil.
„Dass temporäre Nutzungen gut funktionieren, konnten wir bereits im letzten Jahr mit dem Stück ‚Clockwork Orange‘ zeigen. Auch dieses Mal erhoffen wir uns eine erfolgreiche Transformation zu einem Ort der Kreativität und Begegnung sowie weitergehende positive Impulse über den Standort hinaus," sagt Ludger Wälken, Geschäftsführer der Leipzig 416 Management GmbH. Alle Informationen zum Stück, Aufführungstermine und Karten erhalten Sie hier.
Gateway Real Estate steigt am Eutritzscher Freiladebahnhof ein
Update vom 8. Juli 2021: Die Quartiersentwicklung auf dem Areal am ehemaligen Eutritzscher Freiladebahnhof bekommt einen neuen starken Partner: Die Gateway Real Estate AG aus Berlin hat mehrheitlich die Anteile der IMFARR Beteiligungs GmbH am Vorhabenträger des Großprojekts, der Leipzig 416 GmbH, übernommen. In Deutschland gehört die Gateway zu den führenden Projektentwicklern. Das bundesweit agierende Unternehmen bereitet in mehreren Metropolen Quartiersentwicklungen in ressourcenschonender Bauweise vor. Eine mit dem Großprojekt am Freiladebahnhof vergleichbare Größe haben die sogenannten Deutz Quartiere in Köln-Mühlheim.
Stadtrat stimmt für Offenlegung des B-Plan-Entwurfs
Update vom 14. Juli 2022: Der Leipziger Stadtrat hat der gemeinwohlorientierten Quartiersentwicklung am Eutritzscher Freiladebahnhof in seiner Julisitzung mehrheitlich zugestimmt – bei lediglich sieben Gegenstimmen. Damit kann der Bebauungsplanentwurf nun öffentlich ausgelegt werden. Sofern alles nach Plan verläuft, könnte es Ende dieses Jahres/Anfang nächsten Jahres Baurecht geben.
Planungen für Quartier am Eutritzscher Freiladebahnhof stehen vor dem Abschluss
Update vom 23. Mai 2023: Der städtebauliche Vertrag mit dem Vorhabenträger ist laut der Stadt Leipzig weitestgehend verhandelt und soll voraussichtlich noch in der Juli-Sitzung des Stadtrates zusammen mit dem Bebauungsplan für das etwa 25 Hektar große Areal beschlossen werden. In der Task-Force zum Freiladebahnhof arbeiten etwa 30 Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Der nun ausgearbeitete städtebauliche Vertrag dokumentiert minutiös die Ziele der Stadt für das Areal und nimmt den Vorhabenträger in die Pflicht, etwa bei Grün- und Gemeinbedarfsflächen sowie Erschließungsstraßen. Ein Gebot ist dabei, dass Investoren in Leipzig gleichbehandelt werden.
Seit der öffentlichen Auslegung der Planunterlagen im August 2022 ist weniger als ein Jahr vergangen. Baubürgermeister Thomas Dienberg sagt: „Wir als Stadt haben gegenüber den Investoren unsere Verpflichtungen erfüllt. Trotz wiederkehrender Wechsel bei den Vorhabenträgern, trotz steigender Kosten und Unsicherheiten im Baugewerbe wollen wir dieses Projekt zur Satzung bringen – und der Stadt nicht zuletzt sozialen Wohnraum in einem innovativen und grünen Quartier sichern.“
Auf dem ehemaligen Bahngelände zwischen Eutritzscher und Delitzscher Straße soll in den nächsten Jahren das größte neue innerstädtische Quartier Leipzigs für über 4.000 Menschen entstehen. Über Bürgschaften wird dabei jeder Bauabschnitt der Erschließung abgesichert. Auf etwa 30 Prozent der Wohnfläche sollen mietpreis- und belegungsgebundene Wohnungen gebaut werden. Der neue Stadtteil ist als autoreduziertes Quartier konzipiert. Nicht zuletzt ist das Stadtviertel als sogenannte Schwammstadt angelegt – als abflussloses Quartier, in dem Niederschläge versickern oder beispielsweise in Baumrigolen gespeichert werden. Vorgesehen sind außerdem:
- Ein großzügiger Park,
- ein Schul- und Sportcampus mit einer Gemeinschaftsschule,
- zwei Kitas mit insgesamt etwa 300 Plätzen und
- kulturell-soziale Einrichtungen.
Nach dem Verkauf des Areals von der CG Gruppe an die Leipzig 416 GmbH im Oktober 2019 waren die vertraglichen Verpflichtungen an den neuen Vorhabenträger übergegangen, seither gibt es wechselnde Beteiligungen. 2020 wurde daher vertraglich verankert, dass städtische Interessen und Rechte auch bei wechselnden Partnern gesichert werden. Auf diesen Verträgen baut die Stadt auf.
Stadtrat gibt grünes Licht
Update vom 5. Juli 2023: Mit großer Mehrheit hat die Leipziger Ratsversammlung den Städtebaulichen Vertrag sowie den Bebauungsplan für den „Freiladebahnhof Eutritzscher Straße/Delitzscher Straße“ beschlossen und damit grünes Licht für die Quartiersentwicklung auf dem Areal gegeben. Der Städtebauliche Vertrag regelt unter anderem die Pflichten des Vorhabenträgers hinsichtlich öffentlicher Infrastruktur, der Umsetzung sozial geförderten Wohnungsbaus und Maßnahmen zum Umweltschutz. Bis zuletzt war über finanzielle Sicherheiten für die Erschließung einzelner Bauabschnitte debattiert worden, am Ende des Prozesses steht nun jedoch der sorgfältig verhandelte Vertrag.
Baubürgermeister Thomas Dienberg sagt: „Der Bebauungsplan stellt die Weichen dafür, dass auf dem Areal des Eutritzscher Freiladebahnhofs in den kommenden Jahren ein innerstädtisches Modellquartier der Zukunft entstehen kann: Klimaresilient, nachhaltig mobil erschlossen und mit dem so dringend benötigten sozialen Wohnraum. Es ist eines der größten Bauvorhaben Mitteldeutschlands und eine große Chance für die Stadt. Mit den enormen Anstrengungen, mit denen die Stadt hier das Projekt und den Vorhabenträger unterstützt hat, geht nun eine Erwartungshaltung einher, dass hier bald deutliche Bauaktivitäten zu sehen sein werden. Das zumindest verspricht der Vorhabenträger. Die Stadt hat das ihre nun getan.“
Leipzig 416 Projektleiter Steffen Hebestreit: „Nach über vier Jahren harter Arbeit ist dies der bedeutendste Meilenstein für die Entwicklung dieses zukunftsweisenden Projektes. Unser Ziel ist es, noch dieses Jahr mit der Erschließung des Projektes zu beginnen, um einen Baustart im Jahr 2024 zu ermöglichen.“
Das Quartier 416 auf dem Gelände des ehemaligen Eutritzscher Freiladebahnhofs ist mit rund 2.400 geplanten Wohneinheiten, über 100.000 Quadratmetern Gewerbefläche und attraktivem öffentlichen Park das größte städtebauliche Entwicklungsvorhaben in Leipzig. Vorgesehen ist neben einem großzügigen, etwa drei Hektar großen zentralen Park, ein Schul- und Sportcampus mit einer Gemeinschaftsschule, zwei Kitas mit insgesamt 330 Plätzen und kulturell-soziale Einrichtungen. Auf etwa 30 Prozent der Wohnfläche sollen miet- und belegungsgebundene Wohnungen entstehen.
Wie geht es am Eutritzscher Freiladebahnhof weiter?
Update vom 10. Juli 2023: Holger Tschense, Generalbevollmächtigter der L 416 GmbH, äußerte sich nach dem Stadtratsbeschluss in der Leipziger Volkszeitung zum weiteren Vorgehen. Demnach würde noch 2023 die Erschließung des Areals beginnen. Im ersten Bauabschnitt, nördlich der Roscherstraße, würden infolgedessen erste Straßen, Leitungen, Grünflächen und Parks angelegt werden. Die Erschließung soll Mitte 2024 abgeschlossen sein. Der erste Bauabschnitt umfasse drei große Baufelder mit 500 Wohnungen und drei kleinere Baufelder für Gewerbe und zwei Tiefgaragen. Je nachdem wie schnell die Baugenehmigen ergehen, könnte der Hausbau im zweiten Halbjahr 2024 beginnen. Die L 416 GmbH und das Areal selbst gehören nach wie vor dem Investor IMFARR. Es sei offen, ob und welche Partner die Wiener bei dem Projekt einbeziehen werden. Davon hänge auch ab, wie auf den einzelnen Baufeldern (Modulbauweise, Holzbauweise, konventionelle Bauweise) gebaut wird.
Leipzig 416 auf der EXPO REAL 2023
Update vom 26. September 2023: Die Leipzig 416 GmbH, Vorhabenträger der Quartiersentwicklung am Eutritzscher Freiladebahnhof in Leipzig, präsentiert sich vom 4. bis 6. Oktober 2023 auf der EXPO REAL in München. Am Gemeinschaftsstand des Freistaates Sachsen in Halle A2, Stand 320 stehen Vertreter des Unternehmens für Fragen oder eine persönliche Beratung rund um das Mega-Projekt mit unter anderem gut 2.700 Wohnungen bereit. Außerdem findet am 5. Oktober, 11:45 Uhr an dem Messestand ein Vortrag des Projektleiters Steffen Hebestreit über das Großvorhaben statt.