Die sechs großen Leipziger Wohnungsgenossenschaften haben ihre neuen Marktzahlen vorgelegt und dabei den Leipziger Wohnungsmarkt als funktionierend und ausgeglichen beschrieben. Mit einem 4-Punkte-Programm wollen sie das bezahlbare Wohnen in der Stadt langfristig sichern.
Die sechs großen Leipziger Wohnungsgenossenschaften (BGL, Kontakt, Lipsia, UNITAS, VLW, WOGETRA) haben im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz ihre neuen Marktzahlen sowie ein 4-Punkte-Programm zur langfristigen Sicherung des bezahlbaren Wohnens in der Messestadt präsentiert. Dass der Leipziger Wohnungsmarkt im Gleichgewicht ist, verdeutlichten die Genossenschaften vor allem mit drei Werten.
So betrage der Wohnungsleerstand alle Genossenschaften insgesamt 7,1 Prozent, ihren Hochrechnungen zufolge stadtweit durchschnittlich fünf bis sieben Prozent. Zum Zweiten liegten die Neuvertragsmieten (Angebotsmieten) der Genossenschaften mit 5,97 Euro je Quadratmeter (7,00 Euro je Quadratmeter Gesamtstadt) bei Bestandsgebäuden und 9,68 Euro je Quadratmeter (10,50 Euro je Quadratmeter Gesamtstadt) bei Neubau im deutschlandweiten Vergleich immer noch auf einem moderaten Niveau. Und drittens habe die Mietbelastungsquote laut den offiziellen Zahlen der Stadt Leipzig mit 29 Prozent ein historisches Tief erreicht.
Politische Entscheidungen anhand klarer Fakten
„Die immer wieder – mitunter bewusst herbeigeredete – Marktanspannung lässt sich mit unseren Zahlen und Analysen nicht belegen“, so der Vorstandsvorsitzende der Wohnungsbau-Genossenschaft Kontakt eG, Jörg Keim. Er betonte, dass politische Entscheidungen anhand einer klaren Faktenlage getroffen werden sollten. „Statt über Themen wie eine Mietpreisbremse zu debattieren, sollte jetzt vielmehr die Frage im Raum stehen, wie wir die aktuelle Bezahlbarkeit des Wohnens in Leipzig auch in Zukunft garantieren können.“
Nach eigenen Angaben zählen BGL, Kontakt, Lipsia, UNITAS, VLW und WOGETRA zu den Garanten für preiswerten Wohnraum in Sachsens größter Metropole. Ihre durchschnittliche Nettokaltmiete (Nutzungsgebühr) bewegt sich demnach aktuell mit 5,24 Euro je Quadratmeter weiterhin deutlich unter dem stadtweiten Mittel von 6,20 Euro je Quadratmeter (Stand: 31.12.2020). Der Anstieg um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche annährend der Inflationsrate. Bei etwas mehr als zwölf Prozent der Genossenschaftswohnungen seien nettokalt sogar weniger als 4,50 Euro je Quadratmeter zu zahlen.
„Wir sind die gelebte Mietpreisbremse“
„Wir sind die gelebte Mietpreisbremse“, sagte Nelly Keding, die Vorstandsvorsitzende der Lipsia.Sie wies darauf hin, dass die bisherigen und kommenden Mieterhöhungen bei den Genossenschaften de facto das Resultat gestiegener Nebenkosten und Umlagen externer Kosten auf die Miete seien. „Das ist der wesentliche Hebel, an dem es anzusetzen gilt, um unsere Mitglieder und Mieter zu entlasten“, so Nelly Keding weiter.
Mit mehr als 48.200 Wohneinheiten und reichlich 16 Prozent der Mietwohnungen in Leipzig zählen die Wohnungsgenossenschaften zu den größten Akteuren am Leipziger Wohnungsmarkt. Mit ihrem 4-Punkte-Programm verfolgen sie das Ziel, möglichst große Bestände an preisgünstigen Wohnungen zu erhalten und diese durch gezielten Neubau zu erweitern. „Im Rahmen einer ehrlichen, faktenbasierten Wohnungspolitik benötigen wir dafür vor allem eine Senkung aller Wohnkostentreiber im Einflussbereich der Stadt sowie einen Strategiewechsel in der Förderpolitik auf Landesebene“, erläuterte VLW-Vorstandschef Wolf-Rüdiger Kliebes.
Das 4-Punkte-Programm im Einzelnen:
- Wohnkosten senken: Die Stadt Leipzig solle alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um Nebenkosten und Umlagen externer Kosten zu senken und die Leipziger Mieter entlasten. Eine Prüfung aller kommunalen Entscheidungen auf Kostenrelevanz für das Wohnen sei fortwährend geboten.
- Sanierung bei Förderung begünstigen: Damit sich viele aktuell noch preiswerte Wohnungen infolge des 2. Sanierungszyklus nicht verteuern, müsse ein Schwenk hin zur Bestandsförderung erfolgen. Zudem bedürfe es eines gleichberechtigten Gebrauchs von Subjekt- und Objektförderung. Beide Ansätze seien sich ergänzende Instrumente einer sozialen Wohnungspolitik – Subjektförderung sichere vorhandene soziale Strukturen, Objektförderung den preiswerten Wohnraum.
- Quartiersentwicklung: Leipzig muss laut den Genossenschaften in allen Stadtteilen attraktiv gemacht werden, damit sich die Wohnraumnachfrage besser verteilt, der Mietanstieg gesenkt und soziale Brennpunkte verhindert werden. Mithin gelte es, sämtliche Ressourcen auf die Quartiersentwicklung in bisher benachteiligten Stadtteilen zu konzentrieren. Damit verbunden sei die Entschärfung und Zurücknahme überspitzter sozialer Erhaltungssatzungen.
- Bedürftigen helfen: Gerade Menschen mit eingeschränkter Sozialkompetenz seien beim Wohnungswechsel auf eine niedrigschwellige Betreuung und Unterstützung angewiesen. Die entsprechenden Strukturen müsse die Stadt vorhalten bzw. finanzieren
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