Mit einem Flächenumsatz von 540.600 Quadratmetern hat der Leipziger Industrie- und Logistikimmobilienmarkt im Jahr 2021 einen neuen Rekord verzeichnet. Ursache der gestiegenen Nachfrage ist der anhaltende E-Commerce-Boom in der Corona-Pandemie.
Der Leipziger Industrie- und Logistikimmobilienmarkt hat nach Angaben von Colliers im Jahr 2021 mit einem Flächenumsatz von 540.600 Quadratmetern erstmals die Halbe-Million-Marke überschritten. Der Zuwachs entspricht einem Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr sowie von 63 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten drei Jahre. Zugleich übertraf die reine Vermietungsleistung im Jahr 2021 mit 397.000 Quadratmetern den Vorjahreswert um 36 Prozent.
„Damit gehört die Messestadt jetzt zusammen mit Berlin, Frankfurt und Hamburg zum erlesenen Club der Städte, in denen binnen eines Jahres die 500.000-Quadratmeter-Marke geknackt werden konnte“, erklärt Christopher Raabe. Er ist Geschäftsführer und Head of Logistics & Industrial der BNP Paribas Real Estate GmbH, die neben Colliers ebenfalls eine Analyse zu den Logistikflächenumsätzen in Leipzig erstellt hat. Verantwortlich für die positive Entwicklung in und um Leipzig sind laut Christopher Raabe die spürbar gestiegene Nachfrage im E?Commerce und die im Vergleich zu anderen Standorten größere Verfügbarkeit an Grundstücken.
Anhaltender E-Commerce-Boom beflügelt Leipziger Logistikmarkt
Auch Colliers beobachtet, dass Leipzig seit Beginn der Corona-Pandemie vom Boom im E-Commerce profitiert. So sei der Anteil von Handelsunternehmen am gesamten Flächenumsatz von 16 Prozent im Jahr 2019 auf aktuell 41 Prozent gestiegen. Vor der Pandemie waren Produktionsunternehmen mit rund 58 Prozent Anteil die flächenumsatzstärkste Nutzergruppe.
Die größte Vermietung des Jahres 2021 wurde am Rand des Leipziger Stadtgebiets in der Nähe des Flughafens generiert. Hier mietete Relaxdays rund 57.000 Quadratmeter Hallen-, Mezzanine- und Bürofläche in einem Neubau. Weitere wichtige Abschlüsse waren der Mietvertrag von CEVA Logistics über 35.000 Quadratmeter und der Eigennutzer-Deal von Beiersdorf über 50.000 Quadratmeter.
Flächenverfügbarkeit ist ein Standortvorteil für Leipzig
Dass Handelsunternehmen die großen Gewinner auf dem Leipziger Logistikmarkt sind, liegt laut BNP Paribas Real Estate an der zentralen, verkehrsgünstigen Lage der Stadt in Ostdeutschland und an der Flächenverfügbarkeit. Letztere sei der Grund dafür, warum die Flächenumsätze in Leipzig traditionell stark von Großabschlüssen geprägt sind. Allein 2021 entfielen 46 Prozent des Umsatzes auf Verträge mit mehr als 20.000 Quadratmetern sowie 20 Prozent auf Verträge mit 12.000 bis 20.000 Quadratmetern. Damit zeigt sich laut BNP, dass Leipzigs Flächenverfügbarkeit einen Standortvorteil gegenüber anderen großen Logistikregionen darstellt.
Logistikregion Leipzig: Grundstücksreserven nahezu ausgeschöpft
Doch dieser Vorteil schwindet nach Einschätzung von Colliers. Die rege Neubauaktivität der letzten Jahre habe zwar die Nachfrage der Handelsunternehmen bedienen können, gleichzeitig aber zu einem stetigen Rückgang an Grundstückspotenzialen in der Logistikregion Leipzig geführt.
„Seit Ende des vierten Quartals sind nahezu alle relevanten Grundstücksreserven ausgeschöpft und die heute schon projektierten Logistikflächen bereits vorvermietet“, berichtet Steffen Sauer, Head of Industrial & Logistics bei Colliers in Leipzig. Da für die erste Jahreshälfte 2022 keine nennenswerten Fertigstellungen geplant seien, werde die Logistikregion Leipzig in den kommenden Monaten die hohe Nachfrage nicht bedienen können. Vor allem im Flächensegment unter 5.000 Quadratmetern gebe es in der Logistikregion Leipzig kaum verfügbare Flächen.
Leichter Anstieg der Spitzen- und Durchschnittsmiete
Der Rückgang der Neubauaktivität hat die Spitzenmieten im vergangenen Jahr leicht um zwei Prozent auf aktuell 4,70 Euro pro Quadratmeter steigen lassen. Die Durchschnittsmieten legten um drei Prozent auf derzeit 3,90 Euro pro Quadratmeter zu.
Colliers geht davon aus, dass das große Interesse aus dem Bereich E-Commerce und das attraktive Mietniveau die Nachfrage weiter antreiben. Wegen des Flächenmangels werde es aber in den kommenden Monaten zu weiteren Mieterhöhungen kommen.
Mit einer Entspannung rechnet Steffen Sauer erst zum Ende des Jahres. „Aufgrund dessen gehen wir für das Jahr 2022 von einer rückläufigen Entwicklung beim Flächenumsatz aus, während der Druck auf die Spitzen- und Durchschnittsmieten weiter steigen wird“, prognostiziert der Colliers-Marktexperte.