Die Gesellschaft in Deutschland wird immer älter, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes immer wieder aufs Neue belegen. Die Geburtenrate sinkt immer weiter, wohingegen die Menschen im Schnitt durch die moderne Medizin und den immer weiter steigenden Lebensstandard immer älter werden. Durch diese Fakten liegt der Gedanke nahe, dass es in der Zukunft immer mehr Rentner und Personen geben wird, die auf altersgerechte Immobilien angewiesen sind. Der Markt wird in diese Richtung auf jeden Fall wachsen. Aber ist die Anschaffung von solchen Immobilien wirklich sinnvoll und kann man hier das große Geld als Investor machen? Auf welche Punkte muss insbesondere geachtet werden und wo liegen Gefahren bei einer möglichen Investition? Immobilien- und Investmentexperte Matthias Graf analysiert für IMMOBILIEN AKTUELL die aktuelle Situation.
Was eine altersgerechte Immobilie bedeutet
Wenn in einer Immobilie ältere Personen wohnen sollen, muss auch immer barrierefreies Wohnen möglich sein. Dadurch wird sie anspruchsvoller. Benötigt wird ein barrierefreier Zugang zum Eingangsbereich und dem Bereich vor der Wohnung. Zusätzlich sollte im Gebäude ein Fahrstuhl eingebaut sein. Zudem machen verbreiterte Türen Sinn, die zusätzlich verstärkt sind, damit ein Abstützen am Rahmen oder an zusätzlichen Halterungen möglich ist.
Beim Fußboden muss darauf geachtet werden, dass er um einiges belastbarer ist als ein herkömmlicher Bodenbelag, damit sich die Bewohner notfalls auch mit einem Rollstuhl oder Gehhilfen fortbewegen können, ohne Schäden zu verursachen. In den Badezimmern bedarf es weiterer Haltegriffe, damit die Bewohner problemlos ihrer Körperhygiene nachgehen können. Weiter sollte geprüft werden, ob man in der Immobilie ohne größere Probleme die Elektronik für einen Hausnotruf mit Aufschaltung zum Roten Kreuz oder anderen Einrichtungen verlegen kann. Durch all das wird ersichtlich, dass eine derartige Immobilie teure und belastbare Materialien benötigt, die Investitionen voraussetzen.
Kosten und Eigeninitiative durch den Kauf
Wenn man also eine Immobilie für altersgerechtes Wohnen für eine Geldanlage in Betracht zieht, muss man im Voraus nicht unerhebliche Summen in die Hand nehmen, die man bei einem Umbau und Verbesserungen der Immobilie einsetzt. Vor allem die Angehörigen der Bewohner einer solchen Immobilie können mit individuellen, aber ungeplanten Forderungen und Wünschen auf den Vermieter zukommen. Die Anschaffung einer solchen Immobilie kann also unter Umständen sehr aufwendig sein und viel Stress beinhalten.
Kann die Immobilie für altersgerechtes Wohnen als Renditeobjekt sinnvoll sein?
Diese Art der Immobilie ist in der Anschaffung um ein Vielfaches teurer als eine herkömmliche Wohnung. Zu bedenken ist, dass für eine solche Wohnung nur eine begrenzte Zielgruppe ins Auge gefasst werden kann, die als Mieter in Frage kommt. Die Lage der Wohnung ist meist auch nicht die attraktivste auf dem Markt, da die Zielgruppe der älteren Personen meistens eher auf die Beschaffenheit einer Wohnung angewiesen ist und die Lage nur zweitrangig beachtet. Dadurch wird eine Vermietung letztendlich nicht einfacher. Diese Immobilien sind also als reines Renditeobjekt nicht zu empfehlen, wenn der erhöhte Preis in der Anschaffung sich nicht mit einer höheren Miete decken lässt.
Weiterführende Aspekte und Probleme
Wenn ältere Personen in der Immobilie heimisch werden, was ja das erklärte Ziel ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Bewohner nicht in der Lage sein werden, kleine Reparaturen selbst auszuführen. Dadurch muss der Eigentümer die Fremdhilfe bezahlen und oft einspringen. Wenn man die Immobilie später wieder verkaufen möchte, kann es Probleme geben, weil kaum ein jüngeres Publikum in diese Wohnungen einziehen möchte. Eine Wertsteigerung ist bei diesen Immobilien nicht immer gegeben, vor allem durch das höhere Investment im Vorfeld.
Fazit zu Immobilien für altersgerechtes Wohnen: Goldgrube oder Humbug?
Eine Immobilie für altersgerechtes Wohnen wird in Deutschland in der Zukunft zwar immer gefragt sein, bringt aber für den Eigentümer eine Menge an Belastungen und finanziellen Pflichten mit sich. Eine sichere Wertanlage, die für lange Zeit existent ist, ist solch eine Wohnung natürlich trotzdem immer. Humbug ist diese Investition also nie, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, auf was man sich im Detail eingelassen hat.