Kurze Beine, kurze Wege – Dieser Leitgedanke wird beim neuen Hort an der Anne-Frank-Grundschule in Lüneburg ganz eindeutig umgesetzt. Nur wenige Meter südöstlich der Grundschule in Kaltenmoor entsteht der Neubau, der den Hortkindern künftig schulnahe Ganztagsräume bieten wird. Eine Besonderheit des Neubaus: Der Hort wird nachhaltig nach dem Prinzip Cradle-to-Cradle gebaut: Zum Einsatz kommen hauptsächlich natürliche Materialien wie Lehm und Stroh, verwendet werden regionale, zum Teil recycelte Materialien.
Auf einem rund 1.300 Quadratmeter großen Grundstück lässt die Hansestadt das moderne Gebäude mit Gruppen- und Hausaufgabenräumen, einem Bewegungsraum, einem Werkraum und einer angegliederten Werkstatt bauen. 80 Kinder in vier Gruppen werden hier Platz finden. Zudem werden die Hortgruppen der Grundschule dann an einem Ort vereint. Aktuell sind sie aus Platzgründen noch auf zwei Standorte im Stadtteil verteilt.
Das Bauen nach dem Prinzip Cradle-to-Cradle ist für die Stadt nicht neu, sind doch bereits zwei Wohnprojekte in dieser nachhaltigen Bauweise entstanden. „Jetzt wagen wir mit diesem Neubau in nachhaltiger Bauweise als Kommune einmal mehr Pionierarbeit“, freute sich Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch beim offiziellen Spatenstich für den Neubau im Februar 2023.
Arbeiten am neuen Hort Anne Frank liegen im Zeitplan
Seit dem Spatenstich hat sich einiges getan: Massive Holzrahmen ragen wenige Meter südöstlich der Anne-Frank-Grundschule im Stadtteil Kaltenmoor in die Höhe. Die einzelnen Geschosse des Hortneubaus sind bereits zu erkennen. Und es herrscht weiter reges Treiben auf dem Grundstück. Vor allem Zimmerer Benedikt Kaesberg und sein Team packen aktuell an, sie sind für den Einbau des Strohs sowie das Verputzen mit Lehm zuständig. Denn – und das ist bisher bundesweit einmalig – der kommunale Neubau wird komplett in Holz-Stroh-Bauweise errichten. Angelehnt an das Prinzip Cradle-to-Cradle.
Holz-Stroh-Bauweise und Cradle-to-Cradle für kommunalen Neubau in Lübeck
„Wir setzen ausschließlich auf nachhaltige Baustoffe und reduzieren den Materialeinsatz soweit es geht“, erläutert Stephan Cohrs, Bereichsleiter Hochbau und Technik bei der Hansestadt. Lediglich für die Bodenplatte wurde Recycling-Beton eingesetzt. Wo sonst vielleicht Glaswolle oder Ähnliches zur Wärmedämmung genutzt wird, befindet sich beim Hortneubau Stroh. Einer der Vorteile: Das Stroh dient gleichzeitig als Putzträger, kann direkt mit Lehm verputzt werden, wie Benedikt Kaesberg erklärt. Und: Das Stroh ist regional produziert, stammt von einem Feld nahe Boizenburg.
Um den Materialeinsatz bestmöglich reduzieren zu können, gab es während der Planungsphase Workshops mit Fachplanern. „Wir lassen einige Bauteile einfach weg“, sagt Stephan Cohrs, um direkt hinzufügen: „Natürlich keine tragenden Elemente. Wir verzichten zum Beispiel auf abgehängte Decken, die lediglich zur Verkleidung dienen würden.“ Das erfordere im Vorfeld intensivere Planungen, da einzelne Bauteile „schöner“ gestaltet werden und erforderliche Technik bereits enthalten müssen, erläutert er.
Finanzieller Gesamtaufwand noch nicht abschätzbar
6,5 Millionen Euro kostet der Hortneubau. Ein höherer Preis wegen der nachhaltigen Bauweise? „Endgültig kann man das erst nach Fertigstellung sagen“, betont Cohrs. Es habe Kostensteigerungen gegeben, jedoch vor allem aufgrund gestiegener Liefer- und Materialkosten im Zuge des Ukraine-Kriegs, nicht wegen der besonderen Materialauswahl. „Grundsätzlich liegen wir sowohl zeitlich als auch finanziell im Plan.“ Der Plan sieht vor, dass der neue Hort zum Beginn des Schuljahres 2024/25 bezogen werden kann.