Das Areal zwischen Luisenstraße, S-Bahn-Viadukt und Spree nahe dem S-Bahnhof Friedrichstraße zählt zum Parlaments- und Regierungsviertel. Der Bund und Berlin haben die Planung für die bedeutsame Fläche in der City neu gestartet und Bürger nach ihren Ideen gefragt.
Für den Luisenblock Ost im Parlaments- und Regierungsviertel wird ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt: zum zweiten Mal. Denn der Siegerentwurf von 2009, mit dem das Band des Bundes fortgesetzt werden sollte, wird nicht realisiert: Die Parlamentarier im Berliner Abgeordnetenhaus haben 2020 im Aufstellungsverfahren den Bebauungsplan 1-69 Luisenblock Ost nach den Plänen von Kusus + Kusus Architekten abgelehnt. Die Kritik: Für einen Büroblock hätte das Ver.di-Gebäude am Schiffbauerdamm 19 abgerissen werden müssen. Zudem werde die Planung der kooperativen Stadtentwicklung nicht gerecht. Es mangele an Durchmischung.
Das Verfahren hat mit einer öffentlichen Ideensammlung für den städtebaulichen Wettbewerb im Dezember 2021 neu begonnen. Manfred Kühne, Leiter der Abteilung Städtebau und Projekte in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, erklärte bei der Online-Auftaktveranstaltung: „Es ist wichtig, Planungen auf den Weg zu bringen, die ein höchstes Maß an Konsens für alle Beteiligten ermöglichen.“ Bis zum 31. Januar 2022 haben Interessierte die Möglichkeit, ihre Ideen über eine interaktive Mitmachkarte auf der Projektwebseite mitzuteilen.
Sitz der Gewerkschaft Ver.di
Der Luisenblock Ost liegt zwischen Luisenstraße, Schiffbauerdamm und der S-Bahntrasse nur wenige Schritte vom S-Bahnhof Friedrichstraße entfernt. Täglich kommen viele Berliner und Touristen vorbei. Die Gewerkschaft Ver.di hat dort in einem Altbau von 1910 ihren Sitz. Daneben steht ein Plattenbau aus DDR-Zeiten. Ein weiterer Altbau ist erhalten geblieben, in dem sich ein bekanntes Café befindet. Dahinter aber liegen Grundstückflächen brach.
Wie also soll dieses prominente Areal gestaltet werden? Werden dort Wohnungen für Singles oder Familien gewünscht? Welche Ideen gibt es für die S-Bahnbögen? Für den Verkehr? An der Online-Auftaktveranstaltung nahmen 45 Interessierte teil, darunter nahezu die Hälfte Planer und Verfahrensbeteiligte des Landes Berlin, verschiedener Behörden des Bundes und von Ver.di. Nur wenige waren dabei, die vor Ort wohnen. Kein einziger, der dort arbeitet.
Das dreieckige Areal ist Bestandteil der Entwicklungsmaßnahme Hauptstadt Berlin-Parlaments- und Regierungsviertel, die vom Bund und von Berlin finanziert wird. Klar ist: Der Bund benötigt es für Bürogebäude und Räume für Konferenzen. 54 Prozent der Fläche sind dafür vorbehalten. Der Gewerkschaft stehen 23 Prozent der Flächen zur Verfügung, die übrigen 23 Prozent sind für Wohnungen und Mischnutzung vorgesehen.
Uferzone zur Spree im Fokus
Geäußert wurden Wünsche vor allem zur Gestaltung der Uferzone zur Spree – der Schokoladenseite des Areals. Die Ideen reichen von abgestuften Höhen über ein Zusammenwachsen des Viertels mit dem Uferbereich bis zu einem innerstädtischen Platz, der nicht versiegelt wird. Derzeit hat der Schiffbauerdamm in diesem Bereich außer Straße und Böschung wenig zu bieten.
Zur Sprache kam eine Rad- und Fußgängerbrücke über die Spree in Höhe der Neustädte Kirchstraße. Ein Teilnehmer regte durchlässige S-Bahnbögen an, um eine Verbindung zum Umfeld zu schaffen. Der Landschaftsarchitekt Heyden Freitag von der Senatsverwaltung Stadtentwicklung und Wohnen bedauerte, dass das Areal nicht gemeinsam mit dem Louisenblock West geplant werde und betonte: „Das Band des Bundes braucht einen Abschluss.“
Klaus von Ohlen von der Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) und Moderator der Veranstaltung sagte: „Wie so oft, kann nicht jeder Wunsch realisiert werden, aber wir müssen verschiedene Ideen zusammenbringen und abwägen.“
So geht es mit dem Projekt weiter
Der weitere Fahrplan steht fest. Im ersten Quartal 2022 wird es eine öffentliche Planungswerkstatt an, in der die gesammelten Ideen diskutiert werden; es schließt sich eine weitere Beteiligungsphase an. Die Anregungen fließen dann in die Auslobungsunterlagen für den Wettbewerb ein.
Im April oder Mai soll der Wettbewerb bekannt gemacht werden. Aus den Bewerbungen werden bis zu 15 Planer-Teams ausgewählt und die Arbeiten im August oder September interessierten Bürgern vorgestellt. Anschließend bewertet das Preisgericht die anonym eingereichten Entwürfe und wählt den Sieger aus. Nach einer Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse startet voraussichtlich im Herbst ein neues Bebauungsplanverfahren.