In ihrem Marktbericht analysierte die Berliner Sparkasse den Büromarkt der Hauptstadt. Neben spannenden Kennzahlen zum ersten Halbjahr 2022 wirft das Dokument mit dem Titel "Standorte im Dornröschenschlaf" auch ein Schlaglicht auf Standorte, die für zukünftige Bürostandorte potentiell sehr spannend sein könnten.
Das erste Halbjahr 2022 am Berliner Büromarkt
Nach einem starken Jahresendspurt hat der Berliner Büromarkt im ersten Halbjahr 2022 seine Dynamik beibehalten. Der Flächenumsatz lag bei rund 390.000 Quadratmetern und damit über dem Vorjahreszeitraum (rund 340.000 Quadratmeter). Aufgrund der überdurchschnittlichen Anzahl an Fertigstellungen neuer Flächen stieg die Leerstandsrate von 3,2 Prozent zum Jahresende auf 3,5 Prozent. Damit liegt sie innerhalb der marktverträglichen Fluktuationsrate von drei bis fünf Prozent.
Obwohl das Angebot an freien Flächen leicht stieg, kletterte die Spitzenmiete weiter auf 42 Euro pro Quadratmeter. Damit festigt sie ihr neues Niveau oberhalb der 40-Euro-Marke. Die Nettoanfangsrendite stieg erstmals seit 2009 wieder an und lag zum Ende des ersten Halbjahres bei 2,65 Prozent.
„Der Berliner Büromarkt reagiert auf die Krisen bislang robust. Und auch für Mieter gibt es eine gute Nachricht: Berlin hat sich auf einem gesunden Leerstandsniveau eingependelt, sodass Suchende auch eine Auswahl an Büros vorfinden. Dennoch ziehen hohe Preise für Top-Büros in exzellenter Lage weiter den Spitzenmietpreis hoch – denn immer mehr Arbeitgeber wollen ihren Mitarbeitenden im Ringen um Talente nicht nur moderne Büros bieten, sondern auch exzellente Lagen“, sagt Marcus Buder, Bereichsleiter für Gewerbliche Immobilienfinanzierung bei der Berliner Sparkasse.
Im Dornröschenschlaf: Potentialanalyse für sechs mögliche Bürostandorte
Schwerpunktthema des aktuellen Marktberichts der Berliner Sparkasse sind sechs Berliner „Standorte im Dornröschenschlaf“: Also Areale (überwiegend in der Peripherie), die aufgrund von freien Flächen das Potential haben, zum Bürostandort von morgen zu werden. Anhand verschiedener Kriterien analysiert der Bericht die Attraktivität der nachfolgend kurz vorgestellten Lagen für Büromieter, darunter die Verkehrsanbindung, die Aufenthaltsqualität, das Versorgungs- und Dienstleistungsangebot in der direkten Nachbarschaft oder bereits bestehende Ankernutzer vor Ort:
- Johannisthal: Der Standort verlässt aktuell seinen Dornröschenschlaf (unter anderem auch aufgrund der Errichtung des Bürocampus SQUARE 1 am S-Bahnhof Johannisthal) und profitiert von seiner Lage in der Entwicklungsachse zwischen Berliner Zentrum und BER.
- Siemensdamm: Aufgrund der Entwicklung der Siemensstadt 2.0 wird hier dank Ansiedlung von Industrie, Gewerbe, Forschung und Lehre alsbald jedwede Form von Schlummer ein Ende finden. Erste Lebenszeichen gab es am Standort bereits mit der Entwicklung des "TechnoCampus Berlin" im Umfeld der Siemensstadt 2.0.
- Oberschöneweide/Nalepastraße: Das Areale beherbergte lange Zeit Produktionsstätten des AEG-Konzerns, bis dieser 1982 Insolvenz anmeldete. Das Gebiet verlor seitdem immer mehr an Relevanz. Nun sollen hier mit dem Behrens-Ufer ein Gewerbequartier und mit dem Nalepaland ein Bürocampus entstehen.
- Gleisdreieck: Das Gelände zwischen den Gleisanlagen zwischen Yorckbrücken, Möckernstraße und Tempelhofer Ufer wurde längst in den Park am Gleisdreieck umgewandelt. Angrenzend entstanden und entstehen (etwa im Quartier "Urbane Mitte am Gleisdreieck") zahlreiche Wohnungen. Mithin ein ideales Umfeld für die Schaffung von Bürostandorten.
- Ferdinand-Schultze-Straße: Das voll erschlossene Areal befindet sich in einer Gewerbelage in Berlin-Lichtenberg. Unter dem Namen "27 Hektar Möglichkeiten" wird ein gewaltiges Mixed-Use-Quartier hier jedweden Dornröschenschlaf mit Nachdruck beenden.
- Gustav-Meyer-Allee: Auch dieses Areal beherbergte lange Zeit den Elektrokonzern AEG. Danach entstanden vor Ort ein Gründerzentrum und ein Technologiepark. Die Ansiedlung von etwa 150 Unternehmen war die Folge. Das haben Immobilienunternehmen wie Coros erkannt, das mit seinem "Quartier am Humboldthain" mehr frisches Blut nach Gesundbrunnen bringen will.
Marcus Buder: „Berliner Arbeitgeber suchen zwar zunehmend nach zentralen Flächen, doch das Angebot ist und bleibt knapp. Sie sollten deshalb auch weiter nach Randlagen Ausschau halten, dabei aber differenzieren: Bei guter Anbindung, einem spannenden Mix in der Nachbarschaft und hoher Aufenthaltsqualität kann auch die Peripherie im Wettbewerb um Mitarbeitende zum Pluspunkt werden. Dafür müssen die untersuchten Lagen aber entsprechend entwickelt werden.“