Nach Jahren des Leerstands gewinnt Magdeburg wieder Einwohner, und immer mehr Investoren entdecken den Standort für sich. Zu den Profiteuren dieser Entwicklung zählt der Stadtteil Buckau, wo nun eines der letzten freien Wohnbaugrundstücke in Citynähe bebaut wird.
Lange Zeit galt Magdeburg-Buckau als eines der Zentren der deutschen Maschinenbauindustrie. Davon zeugt eine Fülle ehemaliger Fabrikanlagen, teils umgenutzt, teils in einem ruinösen Zustand verharrend. Doch der Stadtteil südlich der Altstadt hat zuletzt einen großen Sprung gemacht, dank dem Engagement von Kunst und Kultur und vieler Fördergelder. Heute reihen sich aufwändig sanierte Altbauten an moderne Wohnhäuser, Seniorenresidenzen an zu Lofts umgestaltete Industriegebäude. Der Aufwand zeigt sich in der Einwohnerentwicklung: Lebten im Jahr 2001 rund 4.200 Menschen in Buckau, waren es Ende 2018 knapp 6.400 – Tendenz steigend.
Elbpromenade bekommt durch MCM Zuwachs
Weil die Nachfrage nach Wohnraum wächst, steigt auch der Bedarf an Neubauwohnungen. Solchen, wie sie die Elbe Projektentwicklung GmbH & Co. KG in der Coquistraße errichtet, insgesamt 28 Einheiten in drei Gebäuden. Oder, wie sie im Karree von Elbstraße, Fährstraße und An der Elbe im Osten des Stadtteiles entstehen. Auf dem gut einen Hektar großen Areal direkt an der Elbpromenade realisiert die MCM Investor Management AG ein Wohnensemble mit 99 Wohnungen zur Vermietung. Quartier an der Elbe heißt das Vorhaben, das eine Blockrandbebauung mit sechs Punkthäusern kombiniert. Die Gesamtmietfläche beträgt rund 8.800 Quadratmeter, verteilt auf Einheiten mit zwei bis fünf Räumen.
MCM hat in der Landeshauptstadt bereits einige Spuren hinterlassen, sowohl im Neubau als auch in der Denkmalsanierung. Das lokal ansässige Unternehmen realisierte in Stadtfeld-Ost ein Mehrfamilienhaus mit Penthouse, das 2017 als Magdeburger Bauwerk des Jahres nominiert war. Zwei Doppelhäuser, fünf Reihenhäuser und vier Maisonette-Wohnungen erwuchsen in Friedensweiler; am Lessingplatz erhielt das denkmalgeschützte Stadtpalais eine Schönheitskur, um nur einige Beispiele zu nennen.
Am Ufer der Elbe in Buckau, einem der „letzten freien Wohnbaugrundstücke in Citynähe", wie es MCM bewirbt, laufen die Baumaßnahmen derweil auf Hochtouren. „Wir sind voll im baulichen Zeitplan“, heißt es auf Nachfrage aus dem Unternehmen. Die Baugrube ist längst ausgehoben und die Tiefgarage vollendet ist. Seit Monaten geht es demnach vis-à-vis dem Stadtpark Rotehorn in die Höhe. Drei bis fünf Geschosse sind in den kommenden Jahren jeweils im KfW-Standard 55 zu bauen. Die Nachfrage sei enorm. Zur Wohnungsausstattung gehören Fußbodenheizung, Videosprechanlage sowie Balkon oder Terrasse. Jeder der elf Hauseingänge verfügt über einen Fahrstuhl, die Einheiten sind überwiegend barrierefrei.
Eigentümerwechsel erfolgte bereits
An diesen Plänen soll auch der unlängst erfolgte Eigentümerwechsel nichts geändert haben. Die MCM Investor Management AG verkaufte das Quartier an der Elbe vor gut einem halben Jahr an den Investmentspezialisten BMO Real Estate Partners. Die zur Bank of Montreal gehörende Gesellschaft betreute zum Ende 2019 in Deutschland mehr als 50 Objekte an über 20 Standorten mit rund 3.100 Wohneinheiten. Mit dem Deal zeigt sich, dass der Magdeburger Wohnungsmarkt zu einem lohnenden Pflaster geworden ist. Im vergangenen Jahr erreichten Wohninvestments mit etwa 207 Millionen Euro ein neues Allzeithoch, das zudem einen Anstieg von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt, so eine aktuelle Aengevelt-Analyse.
Die wirtschaftlichen Perspektiven der Elbestadt seien „günstig“, sagt Annett Lorenz-Kürbis, Niederlassungsleiterin Aengevelt Magdeburg. Der Standort biete im Vergleich mit einer A-Stadt „bei kaum höherem Risiko deutlich attraktivereEinstiegsrenditen“. Iris Schöberl, Managing Director bei BMO, bestätigt diesen Standpunkt. B- und C-Städte böten noch „attraktive Investmentmöglichkeiten in Premiumlagen“. Auch profitiere Magdeburg von „seinem Potenzial als logistischer Knotenpunkt in Deutschland und Europa“.
Wohnprojekte in Industriegebieten
Dass Buckau – neben Stadtfeld-Ost, Werder, Cracau und Brückfeld – zu den Gewinnern dieser Entwicklung gehört, veranschaulicht eine Reihe von Vorhaben, Wohnraum in früheren Industriebauten und -bereichen zu schaffen. Hinter historischer Fassade lässt es sich zum Beispiel in den Messma-Lofts an der Schönebecker Straße oder der Budenberg-Villa an der Budenbergstraße leben. Auch für das im Kaiserreich errichtete ehemaligeStraßenbahndepot an der Coquistraße existieren Pläne: Hier sind unter dem Projekttitel BuckauQuartier 144 moderne Wohnungen mit bis zu vier Zimmern vorgesehen. Egal ob Neubau, Revitalisierung oder Modernisierung: Buckau ist im Aufwind – und seine exponierte Elblage hat daran einen gewichtigen Anteil.