Eine Megafusion am Wohnungsmarkt und die Zugeständnisse an Berlin

Eine Megafusion am Wohnungsmarkt und die Zugeständnisse an Berlin

Eine Megafusion am Wohnungsmarkt und die Zugeständnisse an Berlin
Vonovia und Deutsche Wohnen wollen zum größten europäischen Wohnimmobilienkonzerns Europa werden. Copyright: (links) Vonovia; (rechts) Deutsche Wohnen

Die Vonovia will Mehrheitsaktionär bei der Deutschen Wohnen werden und dafür 18 Milliarden Euro über Kredite und Kapitalerhöhung finanzieren. Die beiden Immobilienkonzerne haben der Stadt Berlin 20.000 Wohnungen zum Kauf angeboten, vorrangig in den Großsiedlungen.

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Die Vonovia und die Deutsche Wohnen gehen auf den Berliner Senat zu. Im Rahmen der geplanten Fusion beider Immobilienkonzerne haben sie ihm 20.000 Wohnungen zum Kauf angeboten. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem regierenden Bürgermeister Michael Müller gaben sie das Vorhaben offiziell bekannt. Die Gespräche mit dem Senat über diesen Deal laufen bereits seit Wochen, um die wohnungspolitische Situation in der Stadt zu entspannen. Wenn sich alle Partner einigen, wird das Land zum Ende des Jahres über einen Wohnungsbestand von rund 350.000 Wohnungen verfügen.

Mit dem Ankauf und den zusätzlich im Bau befindlichen Wohnungen käme das Land dem Ziel von 400.000 Wohnungen im kommunalen Eigentum näher. Michael Müller erklärte: „Das ist auch echter Einfluss auf den Mietwohnungsmarkt und echter Einfluss auf den Mietspiegel.“ Er gab zu verstehen, dass es sich vor allem um Wohnungsbestände in Großsiedlungen handle. „Ich möchte  in solchen Bereichen mehr Verantwortung als Stadt haben.“  

Begleitdeal um Megafusion könnte Berlin Lenkungsmöglichkeiten für Mietpreise geben

Der Vonovia-Chef Rolf Buch wartete mit überraschenden Details zu einer neuen Mietenpolitik der Selbstregulierung auf.  Die Bürger der Stadt seien nicht zufrieden mit beiden Wohnungsunternehmen, deshalb sei es wichtig ein klares Signal für einen Neuanfang zu setzen. Die Vonovia verfügt in der Hauptstadt über 40.000 Wohnungen, die Deutsche Wohnen über 110.000 Wohnungen. Er kündigte an, die Erhöhungen im Bestand in den ersten drei Jahren auf ein Prozent pro Jahr zu begrenzen, also noch unterhalb der Inflationsrate zu bleiben – und ab 2025/26 die Mieten dann an die Inflationsrate zu koppeln.

„Wir werden die Investitionen in den Klimaschutz weiter stärken.“ Darüber hinaus avisierte er den Bau von 13.000 neuen Wohnungen, ein Drittel davon Sozialwohnungen. Jungen Familien werden Vierzimmerwohnungen in Zukunft zehn Prozent unter dem Mietspiegelwert angeboten.  Sein Fazit: „Wir deckeln, wir verkaufen und wir bauen.“ Außerdem soll eine dreistellige Zahl an Wohnungen zur Prävention von Obdachlosigkeit vorgesehen werden. Statt jahrelang Gerichte anzustrengen, gehe es darum pragmatische Lösungen auf freiwilliger Basis zu finden, die auch die Aktionäre mitgehen können. Das betonte Michael Zahn, Chef der Deutschen Wohnen. Bis Ende 2023 seien betriebsbedingte Kündigungen im Zusammenhang mit der Fusion ausgeschlossen.

20.000 Wohnungen sollen rekommunalisiert werden

Zum Preis des Wohnungsportfolios wollte sich der Finanzsenator Matthias Kollatz vorerst nicht äußern. Die Finanzierung soll außerhalb des Haushaltes erfolgen. „Wir können dann kaufen, wenn wir ungefähr zum Ertragswert kaufen. Das haben wir deutlich kommuniziert.“ Nur so viel: Die Kosten werden die 2,1 Milliarden Euro übersteigen, die für den Kauf des Stromnetzes vorgesehen sind. Der Käufe sollen über mehrere städtische Wohnungsunternehmen abgewickelt werden. Auf Nachfrage bestätigter er, dass die angebotenen Wohnungen  zum größten Teil außerhalb des S-Bahnringes liegen. Dort, wo es bereits große Bestände an Sozialwohnungen gebe.

Diese Wohnungen langfristig zu sichern, sei das erklärte Ziel der Strategie. „Die Vertreibungsangst geht gerade in diesen Quartieren um.“ Es gebe aber auch eine vierstellige Zahl an Wohnungen in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte. Michael Zahn reagierte auf den unterschwelligen Zweifel an der Attraktivität des Wohnungspakets: „Das ist kein smarter Deal, den wir vorschlagen.“ Die Durchschnittsmiete liege hier mit 6,20 Euro unterhalb des Berliner Mietspiegels. „Das Land fokussiert sich hier auf das Thema Bezahlbarkeit und einen hohen Anteil geförderter Wohnungen.“

Vonovia und Deutsche Wohnen wollen fusionieren

Die Vonovia hat angekündigt, allen Aktionären der Deutschen Wohnen ein freiwilliges Übernahmeangebot zu machen. Sie erhalten 52 Euro pro Aktie, zuzüglich der Dividende in Höhe von 1,03 Euro. Das entspricht einer Prämie von 17,9 Prozent auf den Schlusskurs vom 21. Mai 2021 und spiegelt den Wert von 18 Milliarden Euro wider. Der Abschluss des Übernahmeangebotes wird für Ende August angestrebt und steht unter dem Vorbehalt einer Mindestannahmequote von 50 Prozent aller ausstehenden Aktien der Deutschen Wohnen sowie der Genehmigung durch das Kartellamt. Durch den Zusammenschluss entsteht Europas größter Wohnimmobilienkonzern mit einer Marktkapitalisierung von rund 45 Milliarden Euro und mehr als 500.000 Wohnungen, deren Immobilienwert derzeit bei knapp 90 Milliarden Euro liegt.

Aufmacherfoto: Vonovia und Deutsche Wohnen wollen zum größten europäischen Wohnimmobilienkonzerns Europa werden. Copyright: (links) Vonovia; (rechts) Georgios Anastasiades

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