Bei den Mieten in Ostdeutschland zeigt sich vielerorts ein Stadt-Land-Gefälle. In Großstädten, die mit Jobangeboten und Universitäten Neubürger anziehen, steigen die Mieten – in ländlichen Regionen verharren sie hingegen oftmals auf niedrigerem Niveau. Berlin erweist sich als Sonderfall, in dem die Entwicklung umgekehrt zu verlaufen scheint.
„Im Osten Deutschlands lassen sich zwei Trends erkennen: In den florierenden Großstädten wie Leipzig und Dresden gibt es viel Zuzug und somit steigen die Mieten weiter an“, sagt Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO der Immowelt. „In ländlicheren Gebieten hingegen bleiben die Preise meist konstant oder sind sogar rückläufig, da die Bevölkerungszahlen stagnieren.“ Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse von immowelt.de. Dafür wurden die angebotenen Kaltmieten von Wohnungen zwischen 40 und 120 Quadratmetern in 76 Stadt- und Landkreisen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin untersucht.
Ostdeutsche Regionen und die Mietpreise: zwischen Wachstum und Rückgang
Nach der Deutschen Einheit hatten Städte im Osten mit einem Bevölkerungsschwund und in der Folge viel Leerstand zu kämpfen. Leipzig und Dresden haben hingegen bereits wieder die Bevölkerungszahlen der Wiedervereinigung erreicht und wachsen weiter. Daher zieht das Preisniveau dort auch merklich an. Ebenso in der Universitätsstadt Jena, wo die Mieten um zwei Prozent auf 9,00 Euro steigen. Ein moderates Wachstum von einem Prozent zeigt sich auch in Erfurt (7,50 Euro). Ein ähnlich moderater Anstieg von bis zu drei Prozent lag in insgesamt 30 Prozent der untersuchten Regionen vor.
Der Zuzug in die großen Städte Ostdeutschlands speist sich oftmals aus den ländlichen Regionen, wo in der Folge ein Überangebot an Wohnraum herrscht. Das sorgt vielerorts für ein gleichbleibendes Preisniveau: Stagnierende Mieten gibt es im Erzgebirgskreis (5,00 Euro), im Landkreis Prignitz (5,00 Euro) und im Vogtlandkreis (4,50 Euro).
Unsanierte Bausubstanz drückt Preise in ostdeutschen Großstädten wie Halle und Magedburg
Aber nicht nur ländliche Regionen sind von stagnierenden Mieten betroffen. In Halle an der Saale und Magdeburg blieb der Preis mit jeweils 6,00 Euro unverändert. Ein Rückgang ist in Rostock auf 6,30 Euro (-10 Prozent) und Cottbus auf 5,80 Euro (-3 Prozent) zu beobachten. Die dort angebotenen Wohnungen sind oftmals von älterer und unsanierter Bausubstanz – hochpreisige Neubauprojekte findet man hingegen selten. Insgesamt sind in 40 Prozent der Stadt- oder Landkreise die Mieten im Vergleich zum Vorjahr rückläufig oder stabil.
Sonderfall Berlin: Starker Mietpreisanstieg im Speckgürtel
Leichte Abkühlung hingegen auf dem Berliner Wohnungsmarkt: Nach einem Jahrzehnt des rasanten Anstiegs der Angebotsmieten verteuerten sich die Quadratmeterpreise im vergangenen Jahr nur moderat auf 11,30 Euro (+3 Prozent) – von 2017 auf 2018 waren es noch +10 Prozent. Allerdings ziehen jetzt die Preise im Umland der Hauptstadt nach: In den benachbarten Stadt- und Landkreisen stiegen die Mieten teils massiv. In allen neun an die Hauptstadt angrenzenden Stadt- und Landkreisen sind die Angebotsmieten in den letzten zwei Jahren gestiegen. Besonders starke Zuwächse gab es zuletzt in den Landkreisen Havelland mit +15 Prozent (8,50 Euro) und Barnim mit +9 Prozent (7,30 Euro) sowie mit je +7 Prozent in Potsdam-Mittelmark (8,80 Euro) und Teltow-Fläming (7,50 Euro). Im Stadtgebiet Potsdam schnellten die Preise gar um +13 Prozent auf 10,50 Euro empor.
Die Mieten im Speckgürtel nähern sich dem Berliner Niveau an, weil sich Suchende, denen die Preise innerhalb der Stadtgrenzen zu hoch sind, auch im Umland umschauen. Dort bekommt man für das gleiche Budget eine größere Wohnung mit Balkon oder Garten, die noch dazu im Grünen oder in der Nähe der zahlreichen Seen liegt. Das dürfte vor allem junge Familien dazu bewegen, vor die Tore Berlins zu ziehen.