Mieten in Ostdeutschland: Preisrallye im Berliner Speckgürtel

Mieten in Ostdeutschland: Preisrallye im Berliner Speckgürtel

Mieten in Ostdeutschland: Preisrallye im Berliner Speckgürtel
Mieten in Ostdeutschland steigen moderat, in Potsdam fallen sie, im Berliner Speckgürtel galoppieren sie davon. Copyright: Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

Ein Vorjahresvergleich der Angebotsmieten in ostdeutschen Stadt- und Landkreisen von immowelt zeigt, dass man in Ostdeutschland vergleichsweise günstig Wohnraum mieten kann. Nur im Berliner Speckgürtel beginnen die Mieten zu galoppieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von immowelt, für die die Angebotsmieten von Wohnungen (40 bis 120 Quadratmeter) in 76 Stadt- und Landkreisen Ostdeutschlands untersucht wurden.

Agentur

„Der Mietmarkt im Osten Deutschlands zeigt sich zweigeteilt. Der angespannte Wohnungsmarkt in Berlin strahlt deutlich auf die umliegenden Landkreise in Brandenburg ab: Im Einzugsgebiet der Hauptstadt findet derzeit eine Preisrallye bei den Mieten statt“, sagt Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO von immowelt. „In ländlichen Regionen beobachten wir indes weiterhin niedrige Preise mit allenfalls moderaten Steigerungen.“

Trotz Mietendeckel steigen in Berlin die Mieten

In Berlin selbst steigen die Mieten auch im ersten Halbjahr 2020 weiter. Der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen erhöht sich um vier Prozent auf 12,20 Euro. Es gilt zwar der Mietendeckel, der die Preise derzeit eigentlich einfrieren soll. Neubauten mit Baujahr ab 2014 sind von dieser Regulierung allerdings ausgenommen und steigen daher noch stärker, wie eine detaillierte Analyse des Berliner Mietmarkts zeigt.

Wohnungsmarktsituation in Berlin strahlt ins Umland und startet Preisrallye

Das hohe Preisniveau Berlins spüren auch Mieter im Umland: Dort werden nach Berlin die höchsten Angebotsmieten in Ostdeutschland verlangt – und das Niveau steigt weiter. Auf acht Euro pro Quadratmeter klettern die Mieten in den Landkreisen Teltow-Fläming (+10 Prozent) und Märkisch-Oderland (+7 Prozent). Im Havelland werden im Median 8,50 Euro (+5 Prozent) verlangt. Ähnliche Steigerungsraten gibt es auch in den Landkreisen Oberhavel auf 9,30 Euro (+8 Prozent) und Potsdam-Mittelmark auf 9,40 Euro (+6 Prozent). Den höchsten Zuwachs gibt es mit 17 Prozent in Dahme-Spreewald, wo Mietwohnungen aktuell für elf Euro pro Quadratmeter angeboten werden.

Potsdam als Ausnahme der steigenden Mietpreise im Speckgürtel - Ursache: Bauboom

Eine Ausnahme im Berliner Einzugsgebiet ist Potsdam, wo nach zuletzt starken Anstiegen eine Preiskorrektur zu beobachten ist: Die Angebotsmieten gehen um neun Prozent zurück. In der Landeshaupstadt gab es zuletzt einen Bauboom, sodass viele hochpreisige Neubauten auf den Markt kamen. Derzeit scheint das Preisniveau aber ausgereizt, sodass sich die Mieten bei zehn Euro pro Quadratmeter einpendeln.

Etwas preiswerter ist es derzeit noch im Landkreis Oder-Spree, südöstlich von Berlin, mit 7,70 Euro pro Quadratmeter (+3 Prozent). Dort entsteht allerdings derzeit die neue Fabrik des Elektroautoherstellers Tesla. Die über 10.000 neuen Arbeitsplätze dürften den Zuzug und in Folge die Mieten in der Region zwischen Berlin und Eisenhüttenstadt an der polnischen Grenze wohl stärker steigen lassen.

In Jena und Weimar sowie in Leipzig und Dresden ziehen die Mieten an

Abseits des Berliner Speckgürtels müssen Mieter in Ostdeutschland tendenziell dort die höchsten Preise bei Neuvermietungen zahlen, wo viele Studenten sind. In der Universitätsstadt Jena steigt der Quadratmeterpreis auf 9,20 Euro (+2 Prozent), in Weimar auf 7,50 Euro (+3 Prozent).

Leipzig und Dresden sind populäre Großstädte, die unter anderem ein attraktives Freizeit- und Kulturangebot bieten. Trotz leichter Ansteige sind die Mieten im deutschlandweiten Vergleich für Städte dieser Größe aber noch preiswert: In Leipzig erhöhen sich die Angebotsmieten auf sieben Euro (+4 Prozent), in Dresden erreichen sie nun 7,70 Euro (+3 Prozent). Beide Metropolen ziehen mit ihrem Ausbildungs- und Studienangeboten viele junge Menschen aus dem Umland an, wo in der Folge die Preise stagnieren. Der Landkreis Mittelsachen beispielsweise liegt geographisch genau zwischen Leipzig und Dresden – dort verharren die Mieten bei fünf Euro pro Quadratmeter.

In der sächsischen Stadt Chemnitz ziehen die Mieten im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 5,20 Euro pro Quadratmeter an. Welche Mieten in den einzelnen Stadtteilen anfallen, verdeutlicht die nachfolgende Grafik.

Die Mieten in der sächsischen Stadt Chemnitz

Die Mietpreise in Chemnitz. Quelle: GeoMap by RealEstatePilot
Die Mietpreise in Chemnitz. Quelle: GeoMap by RealEstatePilot

In Schwerin, Magdeburg und Halle bleiben die Mieten konstant

Obwohl Schwerin und Magdeburg Landeshauptstädte und Oberzentren ihrer Bundesländer sind, bleibt das Preisniveau dort konstant: In Schwerin werden unverändert sieben Euro pro Quadratmeter verlangt, in Mageburg sechs. Auch in Halle an der Saale, der größten Stadt Sachsen-Anhalts, gibt es keine Veränderung: Der Quadratmeter wird für sechs Euro angeboten. Eine genauere Aufstellung der Hallenser Mietpreise erhalten Sie fortfolgend:

Diese Mieten müssen in Halle gezahlt werden

Die Mieten,die in Halle anfallen. Quelle: GeoMap by RealEstatePilot
Die Mieten,die in Halle anfallen. Quelle: GeoMap by RealEstatePilot

Jenseits von Groß- und Universitätsstädten ist der Wohnungsmarkt in weiten Teilen des Ostens durch ein vergleichsweise günstiges Preisniveau geprägt. In diesen oftmals ländlichen Regionen schrumpft die Bevölkerung. Die Nachfrage nach Wohnraum ist begrenzt, oftmals gibt es sogar Leerstand. Das sorgt für niedrige Preise: In 58 von 76 untersuchten Stadt- und Landkreisen in Ostdeutschland liegt der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen unter sieben Euro. In über einem Drittel der Regionen bleiben die Angebotsmieten stabil oder sind sogar derzeit leicht rückläufig. Die günstigsten Mietwohnungen werden im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt angeboten: Dort kostet der Quadratmeter unverändert 4,60 Euro. 

Ein Überblick über alle untersuchten Land- und Stadtkreise findet sich hier.

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