Mietmarkt Ostdeutschland: Preise ziehen teils kräftig an

Mietmarkt Ostdeutschland: Preise ziehen teils kräftig an

Mietmarkt Ostdeutschland: Preise ziehen teils kräftig an
Die Mieten in Ostdeutschland ziehen allmählich an. Copyright: cocoparisienne auf Pixabay

Bislang können Mieter in vielen ostdeutschen Regionen günstig wohnen. Doch in einigen Großstädten sowie dem Speckgürtel von Berlin ändert sich dies allmählich. Binnen eines Jahres kletterten die Preise um bis zu 17 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von immowelt, für die die Angebotsmieten von Wohnungen in 76 Stadt- und Landkreisen Ostdeutschlands im 1. Halbjahr 2021 mit dem Vorjahr verglichen wurden.

Agentur

In Berlin sind demnach die Mieten innerhalb eines Jahres um fünf Prozent gestiegen. Im 1. Halbjahr 2020 mussten Mieter im Median 12,20 Euro pro Quadratmeter zahlen. Aktuell liegt der Quadratmeterpreis über alle Wohnungstypen und Baujahre hinweg bei 12,80 Euro. Und das, obwohl bis Ende März dieses Jahres für Bestandswohnungen der Mietendeckel galt. Nach dem Aus des Gesetzes kam es bereits jetzt zu Nachholeffekten, die sich wahrscheinlich auch in den kommenden Monaten fortsetzen werden.

Brandenburger Landkreise verzeichnen größtes Mietpreisplus

Die größten Steigerungen der Analyse gibt es allerdings Im Speckgürtel Berlins. Am größten ist das Plus im Landkreis Oder-Spree. Südöstlich von Berlin müssen Mieter 17 Prozent mehr zahlen als noch vor einem Jahr. Die mittlere Angebotsmiete beträgt derzeit 9,00 Euro pro Quadratmeter. 2020 waren es noch 7,70 Euro. Auch im Nordosten Berlins sind die Mieten stark gestiegen. Im Landkreis Barnim klettern die Preise um 13 Prozent auf 8,00 Euro pro Quadratmeter – der zweitgrößte Anstieg aller ostdeutschen Kreise. Auch in den umliegenden Landkreisen Oberhavel (+9 Prozent), Potsdam-Mittelmark (+6 Prozent) und Dahme-Spreewald (+5 Prozent) verteuern sich die Angebotsmieten, sodass sie inzwischen über der Zehn-Euro-Marke liegen. Dahme-Spreewald reicht mit Medianpreisen von 11,60 Euro fast an das Berliner Niveau heran. 

Dass im Berliner Umland die Preise so stark ansteigen, kann mit der durch die Corona-Pandemie veränderten Nachfrage zusammenhängen. Dank Homeoffice zieht es immer mehr Menschen aus den Städten heraus. Eine gemeinsame Analyse des ifo Instituts und immowelt über aktuelle Wohnortpräferenzen in der deutschen Bevölkerung bestätigt das: 13 Prozent der Großstädter wollen binnen 12 Monaten aus der Stadt wegziehen. In Berlin ist der Wert mit 14 Prozent sogar noch etwas höher.

Leipzig und Dresden verteuern sich im Gleichschritt

Neben dem Berliner Speckgürtel sind auch die beiden größten sächsischen Städte weiterhin im Kommen. Sowohl in Dresden als auch in Leipzig steigen die Mieten um drei Prozent, wobei Dresden mit 7,90 Euro pro Quadratmeter etwas teurer als Leipzig mit 7,20 Euro ist. In beiden Städten hat sich in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach Wohnraum stetig erhöht – Leipzig ist seit 2011 um rund 90.000 Einwohner gewachsen, Dresden um knapp 40.000. Dies könnte auch in Zukunft zu weiter steigenden Mieten führen. Teuer ist Wohnen bereits in den thüringischen Großstädten. In Jena (+5 Prozent) liegt die Medianmiete aktuell bei 9,70 Euro, in Weimar (+8 Prozent) bei 8,10 Euro pro Quadratmeter.

Nicht überall im Mietmarkt Ostdeutschland wird es teurer

In den Großstädten Sachsen-Anhalts ist das Preisgefüge geringer als in den Städten Thüringens oder Sachsens. In Halle sind die Medianmieten um 10,00 Cent auf 6,10 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Die Landeshauptstadt Magdeburg verzeichnet stagnierende Preise bei 6,00 Euro. Das gilt auch für die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns: In Schwerin bleiben die Mieten bei 7,00 Euro pro Quadratmeter. In Rostock sinken sie sogar um zwei Prozent auf 6,20 Euro. 

Insgesamt sind in 25 Stadt- und Landkreisen, also einem Drittel der untersuchten Kreise, die Mieten günstiger als im Vorjahr oder haben sich nicht verändert. Viele dieser Regionen verzeichnen hohe Leerstandsquoten und sinkende Einwohnerzahlen. Im Stadtkreis Cottbus schrumpft die Bevölkerung zum Beispiel seit 2017. Die Verschiebung von Angebot und Nachfrage macht sich auch in den Mieten bemerkbar. Diese sind binnen eines Jahres um fünf Prozent auf 5,60 Euro pro Quadratmeter gesunken. Besonders die ländlichen Regionen haben mit Abwanderung zu kämpfen, was sich teilweise bereits bei der Mietentwicklung widerspiegelt: Die Landkreise Weimarer Land (-3 Prozent), Sömmerda (-2 Prozent) und Schmalkalden-Meinigen (0 Prozent). 

Doch nicht in allen Kreisen mit Abwanderung sinken die Mieten. Sowohl der Erzgebirgskreis als auch der Landkreis Zwickau verloren in den vergangenen fünf Jahren mehr als 10.000 Einwohner. Die Mietpreise stiegen dennoch, allerdings auf sehr niedrigem Niveau: In beiden Kreisen kostet der Quadratmeter aktuell 5,30 Euro. 

Mietentwicklung in ostdeutschen Stadtkreisen im Überblick:

Stadtkreis Miete 2020 in Euro pro Quadratmeter Miete 2021 in Euro pro Quadratmeter Veränderung
Berlin 12,20 12,80 5%
Brandenburg an der Havel 6,00 6,00 0%
Chemnitz 5,20 5,30 2%
Cottbus 5,90 5,60 -5%
Dessau-Rosslau 5,80 5,90 2%
Dresden 7,70 7,90 3%
Eisenach 6,00 6,00 0%
Erfurt 7,60 7,70 1%
Frankfurt (Oder) 5,80 5,90 2%
Gera 5,20 5,30 2%
Halle (Saale) 6,00 6,10 2%
Jena 9,20 9,70 5%
Leipzig 7,00 7,20 3%
Magdeburg 6,00 6,00 0%
Potsdam 10,00 10,30 3%
Rostock 6,30 6,20 -2%
Schwerin 7,00 7,00 0%
Suhl 6,20 6,30 2%
Weimar 7,50 8,10 8%

Die Mietentwicklung in den ostdeutschen Landkreisen im Überblick:

Landkreis Miete 2020 in Euro pro Quadratmeter Miete 2021 in Euro pro Quadratmeter Veränderung
Altenburger Land 5,10 5,20 2%
Altmarkkreis Salzwedel 4,60 5,00 9%
Anhalt-Bitterfeld 5,50 5,50 0%
Barnim 7,10 8,00 13%
Bautzen 5,70 5,90 4%
Börde 5,10 5,40 6%
Burgenlandkreis 5,20 5,20 0%
Dahme-Spreewald 11,00 11,60 5%
Eichsfeld 5,50 5,70 4%
Elbe-Elster 5,20 5,40 4%
Erzgebirgskreis 5,00 5,30 6%
Görlitz 4,70 4,90 4%
Gotha 6,00 6,10 2%
Greiz 4,80 5,00 4%
Harz 5,40 5,70 6%
Havelland 8,50 8,10 -5%
Ilm-Kreis 6,40 6,60 3%
Jerichower Land 5,40 5,50 2%
Kyffhäuserkreis 5,30 5,50 4%
Leipzig 5,70 5,70 0%
Ludwigslust-Parchim 6,10 6,30 3%
Märkisch-Oderland 8,00 8,00 0%
Mansfeld-Südharz 5,20 5,30 2%
Mecklenburgische Seenplatte 5,50 5,70 4%
Meißen 5,60 5,70 2%
Mittelsachsen 5,00 5,20 4%
Nordhausen 5,20 5,30 2%
Nordsachsen 5,70 6,00 5%
Nordwestmecklenburg 6,40 6,40 0%
Oberhavel 9,30 10,10 9%
Oberspreewald-Lausitz 5,50 5,50 0%
Oder-Spree 7,70 9,00 17%
Ostprignitz-Ruppin 6,80 7,00 3%
Potsdam-Mittelmark 9,40 10,00 6%
Prignitz 4,90 5,40 10%
Rostock 6,20 6,00 -3%
Saale-Holzland-Kreis 5,50 5,50 0%
Saale-Orla-Kreis 5,70 5,70 0%
Saalekreis 5,50 5,70 4%
Saalfeld-Rudolstadt 5,90 6,00 2%
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 6,00 6,20 3%
Salzlandkreis 5,30 5,30 0%
Schmalkalden-Meiningen 6,00 6,00 0%
Sömmerda 6,10 6,00 -2%
Sonneberg 5,60 5,90 5%
Spree-Neiße 5,00 5,00 0%
Stendal 5,50 5,50 0%
Teltow-Fläming 8,00 8,50 6%
Uckermark 5,60 5,80 4%
Unstrut-Hainich-Kreis 5,50 5,50 0%
Vogtlandkreis 4,70 4,80 2%
Vorpommern-Greifswald 7,50 7,50 0%
Vorpommern-Rügen 7,00 7,40 6%
Wartburgkreis 5,60 5,70 2%
Weimarer Land 6,20 6,00 -3%
Wittenberg 5,50 5,50 0%
Zwickau 5,20 5,30 2%
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