Standortsuche für Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin erweist sich als schwierig

Standortsuche für Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin erweist sich als schwierig

Standortsuche für Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin erweist sich als schwierig
Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin soll einen neuen Standort erhalten. Die Suche erweist sich als schwierig. Copyright: Ryunosuke Kikuno on Unsplash

Der Senat hat sich 2018 für einen Neubau am Blücherplatz entschieden. Doch der gewählte Ort ist kostentreibend.

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Der geplante Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) wird teurer, bevor überhaupt mit konkreten Planungen begonnen worden ist. Der Grund dafür sind neben den rasant steigenden Baukosten, auch Probleme mit dem vorgesehenen Standort. Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, nutzte die Gelegenheit im Ausschuss für Stadtentwicklung, über die Problemlage zu berichten. Anlass war ein Bericht der Zeitung „Tagesspiegel“, es gäbe Überlegungen, statt eines Neubaus das quasi leerstehende Gebäude des Flughafens Tempelhof für die Bibliothek zu nutzen. Darin hieß es, sein Haus dränge auf eine neue Diskussion über den Standort. Er stellte klar: „Die Senatsverwaltung entscheidet nicht über den Standort.“

Prognose vor der Planung: Anstieg der Kosten auf 500 Millionen Euro

Die neue Zentral- und Landesbibliothek Berlin soll Europas größter Bibliotheksstandort werden, täglich 16 Stunden geöffnet sein und pro Tag 10.000 Besucher anziehen. Das Projekt ist nach jahrelangen Planungen und dem Dialogverfahren „städtebauliche Machbarkeitsstudie ZLB am Blücherplatz“ von Herbst 2019 bis Frühjahr 2020 auch im Koalitionsvertrag enthalten. „Die Koalition hält an der Sanierung der Komischen Oper fest und wird die Planung des Neubaus einer Zentral- und Landesbibliothek 2026 beginnen“, heißt es darin.

Doch die Äußerungen von Andreas Geisel lassen zumindest auf Zweifel an dem Standort schließen. Die Baubehörde habe im Laufe des Jahres festgestellt, dass am Standort Blücherplatz erhebliche Herausforderungen auftauchen. Das Projekt wurde anfänglich mit 350 Millionen Euro kalkuliert. Derzeit werde bereits von einem Kostenaufwand von 500 Millionen Euro ausgegangen, ohne dass eine Vorplanung vorliege. Weit höhere Kosten sind demnach zu erwarten. Mit 70.000 Quadratmeter Fläche sollte die neue Landesbibliothek so groß werden, wie das Humboldt-Forum. „Dankenswerterweise hat die Landes- und Zentralbibliothek das Bedarfsprogramm verringert. Es liegt jetzt bei 38.000 Quadratmetern.“

Denkmalschutz & Grundwasserspiegel: Warum der Blücherplatz als Standort für die Zentral- und Landesbibliothek Berlin schwierig ist

Als Vergleich führte Andreas Geisel das Alexa am Alexanderplatz oder das Gesundbrunnen-Center an. Wenn eine derartige Baumasse am Blücherplatz vor die Amerika-Gedenkbibliothek gesetzt würde, sei diese nicht mehr zu sehen. „Der Denkmalschutz sagt, das geht nicht, weil die Amerika-Gedenkbibliothek sichtbar bleiben muss.“ Würde der Neubau dahinter gestellt, verändere sich aufgrund der Größe des Gebäudes das Ensemble ebenfalls dramatisch.

Deshalb gäbe es die Überlegung, die Baumasse in die Erde abzusenken. Da das Grundstück aber unmittelbar am Landwehr-Kanal liegt, müsste der Grundwasserspiegel großflächig abgesenkt werden. „Das hat Auswirkungen auf die Vegetation und die Baukosten. Deshalb weisen wir darauf hin, dass der Aufwand beträchtlich ist.“ Auch die Blücherstraße müsste angefasst werden. Seine Ausführungen zum Standort mündeten in dem Satz: „Die Menschheit ist zum Mond geflogen, sie kann auch am Blücherplatz die Zentrale Landesbibliothek errichten.“

Klaus Wowereit, seinerzeit Bürgermeister von Berlin, hatte den Flughafen Tempelhof als Standort für eine neue Zentral- und Landesbibliothek Berlin favorisiert – einen Neubau am Rand des ehemaligen Flugfeldes. Es waren bereits 270 Millionen Euro für das Projekt vorgesehen. Mit dem Volksentscheid 2014 zum Tempelhofer Feld und seinem Rücktritt war auch das Projekt gestorben. Das Flugfeld dient der Naherholung und das rund 300.000 Quadratmeter große Flughafengebäude Tempelhof steht seit Jahren leer und kostet die Stadt Jahr für Jahr Millionen Euro für den Unterhalt und die Sanierung.

Sanierungsstrategie des Flughafens Tempelhof nicht zukunftsfähig

Vor zehn Jahren sei der Sanierungsaufwand mit 500 Millionen Euro beziffert worden, derzeit liegt die kalkulierte Summe bereits bei 1,5 Milliarden Euro. Das Grundproblem sei, dass es kleinere Nutzungen für das Gebäude gäbe, aber eine zentrale Nutzung mit großem Raumbedarf fehle. Die bisherige Sanierungsstrategie bestehe darin, einzelne Nutzungen vorzufinanzieren und danach nach Nutzern zu suchen.

„Diese Strategie ist ganz offensichtlich nicht erfolgreich.“ Derzeit läuft die Sanierung des Kopfbaus zum Tempelhofer Damm. „Im Kern geht es darum, das Treppenhaus besteigen zu können, um auf dem Dach eine Aussichtsterrasse zu haben, von der man auf das Tempelhofer Feld schauen kann.“ Das sei finanziell sehr aufwändig, aber keine tatsächliche Nutzung. „Da wir auf für dieses Gebäude zuständig sind, wollen wir darauf hinweisen, dass eine Strategieänderung notwendig ist“, sagte Andreas Geisel. „Wir werden das Denkmal Flughafen Tempelhof ohne eine zentrale Nutzung nicht halten können.“

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