Mit dem Estrel-Tower ist das höchste Hochhaus der Hauptstadt im Bau. Nicht nur mit diesem Projekt im Stadtteil Neukölln strebt die Stadt über die Traufhöhe hinaus. Wo die Hauptstadt aktuell noch gen Himmel strebt.
Der Estrel Tower: Höchstes Hotel Deutschlands
Der Hoteleigner Ekkehard Streletzki schenkt Berlin einen neuen Superlativ. Direkt neben seinem Estrel-Kongresszentrum, dem größten Hotel Deutschlands, lässt er das mit 176 Metern und 45 Etagen derzeit höchste Hochhaus der Stadt errichten. Der Baubeginn war ursprünglich für 2015 avisiert, musste jedoch mehrfach verschoben werden. Doch jetzt sind bereits 40 der insgesamt 52 Bohrpfähle rund 30 Meter tief in den Boden eingelassen, damit der Riese am Ende sicher steht. Im Januar wird die 3,60 Meter dicke Bodenplatte gegossen.
Wenn alles nach Plan läuft, könnte der Wolkenkratzer in der Sonnenallee 228 in circa drei Jahren fertig sein. Er bietet dann neben 525 Hotelzimmern und Serviced Apartments 9.000 Quadratmeter Fläche für Büros. In der 41. und 42. Etage befinden sich zukünftig Meeting- und Dining-Rooms, in der 43. und 44. Etage ein Farm to Table-Restaurant und eine Skybar mit Freiluftterrasse. Der Entwurf stammt von dem Architektenteam Barkow Leibinger, das im Realisierungswettbewerb 2014 den ersten Preis gewonnen hatte. Zum Nachhaltigkeitskonzept gehören die Fassade mit Finnen, begrünte Dächer und Photovoltaikanlagen. Für den Innenausbau werden Holz aus der Region und recycelte Materialien verwendet.
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Auf dem Alexanderplatz: Kleines Grundstück mit 35 Etagen für Eigentumswohnungen
Lange tat sich wenig mit neuen Hochhäusern in der deutschen Hauptstadt. Doch jetzt strebt die Stadt an vielen Stellen gleichzeitig nach oben. Auf dem Alexanderplatz sind die Spezialtiefbauarbeiten für das höchste Wohnhochhaus der Hauptstadt abgeschlossen. Die russische Baufirma MonArch errichtet hier den 150 Meter hohen ALEXANDER TOWER BERLIN, der nach einem Entwurf von Ortner & Ortner Baukunst am Alex den Hochausauftakt gibt.
Gerade mal 24 mal 60 Meter ist das Grundstück groß: Der Wolkenkratzer wird ein sehr schlankes Gebäude sein. „Die Komposition des Gebäudes verweist auf Prinzipien des russischen Konstruktivismus“ und mit ihm gelinge „die Fortschreibung des Alexanderplatzes als Ort der Moderne“, wie die Architekten auf ihrer Webseite schreiben. Durch vor- und zurückspringende Kuben verändert sich je nach Blickwinkel die Form des Gebäudes. Der Turm wird auf 35 Etagen 377 Eigentumswohnungen von 30 bis 250 Quadratmetern bieten. Im Sockel sind Geschäfte, Restaurants und Fitnessangebote geplant.
Grünes Licht für den Turm von SIGNA
Vor 28 Jahren hatte der Architekt Hans Kollhoff die Idee, am Alex 13 Hochhäuser zu konzentrieren, Berlin hier eine Stadtkrone aufzusetzen. Von der Hochhaus-City ist nicht viel geblieben. Die Pläne wurden mehrfach abgespeckt. Neben dem MonArch-Projekt sind noch drei weitere Türme vorgesehen.
SIGNA hat nach langen Verhandlungen mit dem Senat grünes Licht für den Bau des 134 Meter hohen MYND-Turms an der Karl-Liebknecht-Straße bekommen – mit der Galeria Kaufhof als Sockelgebäude. Ein Bauvorbescheid liegt vor, Teilabrissarbeiten am Warenhaus haben begonnen: In den kommenden Monaten wird ein Teil des Bestandsgebäudes an der westlichen Ecke zur Karl-Liebknecht-Straße abgebrochen – und im ersten Schritt 4.000 Quadratmeter Natursteinfassade demontiert. Der Baustart ist damit offiziell erfolgt. In dem 33-stöckigen Hochhaus entstehen rund 32.000 Quadratmeter Fläche für Büros, aber keine Wohnungen. Ein Food-Culture-Markt ist in den Obergeschossen des angrenzenden Warenhauses geplant.
Erstes Berliner Hochhaus mit Geothermie: Covivio Hochhaus am Alexanderplatz
Einen Tick niedriger wird das Wohn- und Bürogebäude von Covivio mit 130 Metern. Das Unternehmen realisiert einen Entwurf des Architekturbüros sauerbruch hutton für eine lebendige vertikale Stadt in einem Gebäude. Der Zwillingstrum wird das erste Hochhaus in Berlin sein, das Geothermie nutzt. Ein Arealnetz versorgt das Gebäude mit seinen 33 oberirdischen und drei unterirdischen Geschossen mit Energie. Mit dem Aushub der Baugrube und den Arbeiten für die Geothermie-Anlage wurde im Juni begonnen. Der Rohbau soll Ende 2022 beginnen und das gesamte Gebäude dann 2026 fertig sein.
Hines-Vorhaben von Star-Architekt Frank Gehry in der Warteschleife
Das vierte Projekt ist der Hines-Turm mit 300 Wohnungen, direkt neben dem Saturn-Block. Der Stararchitekt Frank Gehry hat das mehrfach in sich gedrehte Gebäude mit einer Höhe von 150 Metern entworfen. Doch eine Realisierung ist noch nicht in Sicht. Nach langen Diskussionen um die Absicherung des U-Bahntunnels der U5, die nun mit 30 Millionen Euro vom Investor finanziert werden soll, wurde im Sommer eine neue Debatte angestoßen. Die ehemalige Stadtbaudirektorin Regula Lüscher forderte kurz vor ihrem Ausscheiden aus dem Amt, dass das geplante Gebäude auf 130 Meter gekürzt werden müsse, damit der Fernsehturm besser sichtbar sei. Zum aktuellen Stand sagt Alexandra Hofer von der Pressestelle der Senatsverwaltung Stadtentwicklung und Wohnen: „Im Fall des Hines-Hochhauses muss die Höhe des Gebäudes im weiteren Planverfahren noch abschließend definiert werden.“
Upside: Zwei Wolkenkratzer im Mediaspree-Quartier
Nur einen Katzensprung weiter wächst derweil im Mediaspree-Quartier das Upside, ein Projekt der MIKARE Development GmbH. Die beiden von Nöfer Architekten geplanten und mit Travertin verkleideten Wohntürme sind 86 und 95 Meter hoch. Sie bieten Eigentums- und Mietwohnungen, Büros sowie Läden in unmittelbarer Nähe zur Mercedes-Benz Arena.
Das Edge East Side Berlin aka Amazon Tower
Der nächste Hausriese reckt sich an der Warschauer Brücke mit dem Edge East Side Berlin gen Himmel. Baustart für das 140 Meter hohe Bürogebäude war bereits 2018, inzwischen hat der Hochbau begonnen. Das Gebäude der Edge Technologies wird nach Entwürfen von Architekten der Bjarke Ingels Group gebaut und soll 2023 fertig sein. Es ist als Amazon Tower bekannt, weil der Internetriese Amazon hier 22 der 35 Etagen für rund 3.400 Mitarbeiter mietet. Gegen das Hochhaus, beziehungsweise den Ankermieter, war heftig protestiert worden. Die Aktivisten befürchten heftige Mietsteigerungen im Umfeld.
WoHo: Deutschlands höchstes Haus aus Holz
Zwischen Anhalter Bahnhof, dem Tempodrom und dem Landwehrkanal plant der Projektentwickler UTB ein Wahrzeichen anderer Art. Das WoHo an der Schöneberger Straße wäre mit 98 Metern und 29 Etagen derzeit das höchste Holzhybrid-Hochhaus in Deutschland. Die Fertigstellung ist allerdings frühestens 2026 avisiert. Der Entwurf des Architekturbüro Mad arkitekter in Oslo dient als Grundlage für das Bebauungsplanverfahren: Das Gebäude aus insgesamt vier Baukörpern mit einer Nutzfläche von insgesamt 18.000 Quadratmetern sieht einen Mix aus Wohnen, Arbeiten und sozialer Infrastruktur vor, also eine vertikale „Berliner Mischung“. 60 Prozent der Fläche ist für Wohnungen eingeplant, davon ein Drittel preisgebunden, die übrigen zwei Drittel sollen nicht preisgebunden vermietet oder verkauft werden. Das Erdgeschoss mit Läden und Gastronomie soll öffentlich zugänglich sein, ebenso der Dachgarten in der 29. Etage.
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Hochhausleitbild schreibt zehn Planungsgrundsätze vor
Baugrund ist knapp und teuer: Hochhäuser in Metropolen sind daher eine Lösung, um auf kleinen Grundstücken viel umbauten Raum zu schaffen. Im Februar 2020 hat der Berliner Senat zur Qualitätssicherung ein Hochhausleitbild beschlossen, dass zehn Planungsgrundsätze aufstellt: Hochhäuser sollen hohe städtebauliche und architektonische Qualitäten aufweisen sowie durch innovative, nachhaltige Nutzungskonzepte einen Mehrwert für das Umfeld und die Allgemeinheit schaffen. „Zur Umsetzung der Planungsgrundsätze bedarf es eines partizipativen, qualitätssichernden Planungsprozesses in vier Phasen: von der Projektidee über die Konzepterstellung und die Planung bis hin zur Realisierung“, hieß es in der Pressemitteilung.
Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) kritisiert, dass es dem Hochhausleitbild in allen Aspekten an einer klaren Zielsetzung „pro Hochhaus“ mangele, ebenso an einem konkreten Gestaltungsrahmen, der Planungssicherheit und damit auch die notwendige Wirtschaftlichkeit von Hochhausprojekten gewährleistet. Um jedes Projekt wird in der Hauptstadt aufwändig gerungen.
Hochpunkte sind dennoch Teil vieler Projekte. Derzeit wird über die zukünftige Gestaltung eines Filetgrundstückes hinter dem Hauptbahnhof zwischen Alt-Moabit, Invalidenstraße und Emma-Herwegh-Straße nachgedacht. Das circa 32.000 Quadratmeter große ULAP-Quartier – dem ehemaligen Universum Ausstellungspark – soll neu bebaut, die alten Gebäude mit Ausnahme des denkmalgeschützten Urania-Saals abgerissen werden. Im Juni fand die erste Planungswerkstatt mit fünf Teams statt. Einen bis maximal fünf Hochpunkte sehen die Planer hier. Im Dezember wird der Abschluss des Bürgerdialoges dazu präsentiert.
Hohe Vermietungsquoten in Hochhäusern wie Upbeat und dem KPMG-Tower
Ganz in der Nähe, in der Europacity zwischen Hauptbahnhof und Fennstraße, sind bereits zwei weitere Hochhäuser im Bau: An der Südspitze des Areals setzt der sogenannte KPMG-Tower der CA Immo mit 84 Meter Höhe ein Ausrufezeichen. Das Gebäude mit 22 Stockwerken wird voraussichtlich 2023 fertig – die Beratungsfirma KPMG zieht hier als Ankermieter ein. Im Norden wächst als Gegenpol das Upbeat Berlin. Es wird 82 Meter hoch und ist ebenfalls ein Projekt der CA Immo, die hier einen Entwurf von Kleihues + Kleihues umsetzen. Der höhengestaffelte Solitär markiert den Auftakt zum Quartier. Das Gebäude wird voraussichtlich 2025 fertig, die 35.000 Quadratmeter Fläche sind bereits komplett vermietet. Die Deutsche Kreditbank AG (DKB) zieht hier ein.
Auch kommunale Wohnungsunternehmen setzen auf Hochpunkte
Nicht nur private Investoren setzten auf Hochpunkte. Die HOWOGE hat unlängst das neue Tor zu Lichtenberg fertiggestellt – ein 64 Meter hohes Bürogebäude an der Frankfurter Allee/Ecke zur Möllendorfstraße (Bild ganz oben!). Auch die landeseigene Gewobag baut derzeit ihr erstes Hochhaus in diesem Jahrhundert mit 16 Geschossen im Spandauer Quartier Waterkant, direkt an der Havel. Es ist immerhin zwei bis drei Mal so hoch wie andere Neubauprojekte des Unternehmens und bietet in einem Haus 482 Wohnungen, viele davon mit Wasserblick.