Die Neue Mitte Tempelhof wird zusehends konkreter: Der Siegerentwurf aus dem kooperativen Werkstattverfahren zur Erarbeitung eines städtebaulich-freiraumplanerischen Konzepts steht nun fest.
Ein riesiges Areal rund um das Tempelhofer Rathaus soll in den nächsten Jahren ein neues Gesicht erhalten. Entsprechende Ideen gibt es schon lange, auch der grobe Fahrplan steht seit einiger Zeit fest. Nun wird es zusehends konkreter: Das kooperative Werkstattverfahren zur Erarbeitung eines städtebaulich-freiraumplanerischen Konzepts für das 62 Hektar große Stadtgebiet zwischen Götz- und Albrechtstraße wurde am 23. September 2020 abgeschlossen. Damit steht logischerweise auch der Siegerentwurf fest. Dieser stammt von einer Arbeitsgemeinschaft aus TELEINTERNETCAFE und Treibhaus Landschaftsarchitekten, die sich bereits in einem ähnlichen Verfahren beim Haus der Statistik durchsetzen konnte.
185 Millionen Euro für 20 Projekte
Die groben Vorgaben des Stadtentwicklungsprojekts waren bereits seit einer Weile bekannt. Etwa 185 Millionen Euro sollen in insgesamt 20 Projekte fließen. Ein wichtiger Teil davon betrifft eine (vielfach als Rochade umschriebene) Verschiebung bestehender öffentlicher Einrichtungen. Hierzu zählt zum einen das Stadtbad Tempelhof. Dieses ist marode, zu groß und zu schlecht gedämmt. Auch die Polizeiwache des 44. Anschnitts und die Bezirkszentralbibliothek befinden sich in desolatem Zustand. In allen drei Fällen kommt eine Sanierung aus verschiedenen Gründen nicht in Frage, weshalb diese Institutionen neue Gebäude erhalten sollen. Allerdings nicht auf dem ihnen angestammten Grundstück, sondern teilweise um mehrere Hundert Meter versetzt.
500 neue Wohnungen
Die drei maroden Altbauten werden nach dem Umzug der Einrichtungen abgerissen und machen Platz für ein Wohnquartier mit etwa 500 Wohnungen – die Hälfte davon Sozialwohnungen – sowie dazugehöriger Tiefgarage. Baustart ist voraussichtlich 2025. Daneben wird ein Kultur-, Bildungs- und Bürgerhaus eine Art Herzstück des neuen Viertels bilden, in dem neben Musikschule, Volkshochschule, kommunaler Galerie sowie der Abteilung Kunst, Kultur, Museen des Bezirksamts auch die Bezirkszentralbibliothek unterkommen soll. Das Zentrum wird voraussichtlich ab 2021/2022 gebaut. Weitere Projekte sehen den Ausbau des Rathauses, eine neue Kita, eine Jugendfreizeiteinrichtung, die Sanierung der Paul-Simmel-Grundschule sowie die Erneuerung und Umgestaltung der öffentlichen Plätze und Parkanlagen vor. Den Anfang bei den Neubauten wird 2021 die Polizeiwache machen.
Grüne Mitte Tempelhof
So weit das Was. In dem Werkstattverfahren wurde nun „im Dialog mit Öffentlichkeit und lokalen Akteuren“ die Frage nach dem Wie geklärt. Dabei galt es die richtige Form zu finden für das Stadtquartiers- und Bürgerzentrum, das Wohnquartier an der Götzstraße, die gemeinschaftlichen Angebote, Mobilität und Vernetzung sowie den grünen Stadtraum. Letzterer nimmt im Siegerentwurf eine übergeordnete Rolle ein, der sich obendrein dazu mit dem passenden Namen „Grüne Mitte Tempelhof“ trägt. Die leitende Idee besteht hier darin, die bestehenden grünen Fragmente aus Altem Park und Franckepark „zu stärken, zu vernetzen und sie zu einem großen zusammenhängenden Park weiterzuentwickeln“. Das üppige Grün kontrastiert dabei mit einer möglichst dichten, kompakten Bebauung.
Attraktives und lebenswertes Stadtquartier
„Mit dem Siegerentwurf sind nun die Weichen gestellt, hier in Tempelhof ein attraktives und lebenswertes Stadtquartier mit rund 500 neuen Wohnungen zu entwickeln“, sagt Wenke Christoph, Staatssekretärin für Wohnen bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. „Der hohe Anteil an Grünflächen, der geplante Neubau von Schwimmhalle, Bibliothek, Kultur- und Bildungshaus werden in den Bezirk ausstrahlen.“ Auch dank der erfolgreichen und fortzusetzenden Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger werde die Neue Mitte Tempelhof errichtet. Die ist übrigens obendrein seit Herbst 2018 als Stadtumbaugebiet festgelegt, was die Voraussetzung für eine Finanzierung mit Fördermitteln bildet. Insgesamt sollen 32,5 Millionen Euro aus dem Städteförderprogramm Stadtumbau in das Stadtentwicklungsprojekt fließen.